Feuerwellen: Ein erotischer Roman (German Edition)
zu. Obwohl auch er über gute Kontakte verfügte, war es ihm vollkommen entgangen, dass Friedewald so eng mit dem Amsterdamer Sammler befreundet war. Aber er war kein Mann, der sich über die Vergangenheit Gedanken machte. Was passiert war, war passiert, und nun galt es, die Karre aus dem Dreck zu ziehen.
»Herr Friedewald möchte Ihnen einen Vorschlag machen«, sagte Leon ruhig. Falk hob die Hand und beugte sich Matthews Assistenten entgegen. Ein wissendes Grinsen umspielte seinen Mund.
»Ich kann mir schon denken, was Sie meinen, Leon. Lassen Sie es mich so formulieren: Ihrem Chef schwebt ein Gefangenenaustausch vor, wenn mir dieses Wort gestattet ist. Ich lasse Phoebe in Ruhe und gebe ihr den kleinen Installateur zurück, und im Gegenzug kann ich den 3rd Floor zum geplanten Termin ausstatten.«
Leon sah ihn an und nickte. »That’s the deal« , sagte er leise.
Schumann zupfte an seinen Manschetten und räusperte sich.
»Was soll ich Ihnen sagen, junger Mann. Wir sind doch irgendwie alle Spieler. Und wer pokert, der muss auch damit rechnen, zu verlieren. Nun. Ich habe nicht erwartet, dass die Geschichte so ausgeht, aber ich bin kein nachtragender Mensch, und bis jetzt ist nichts passiert, was sich nicht ändern ließe. Aber wenn ich mir die Frage erlauben darf: Welche Rolle kommt Ihnen bei dieser entzückenden Scharade zu?« Jetzt grinste er über das ganze Gesicht. Leon fühlte seinen Puls schneller schlagen. Schumann hatte das Stichwort für seinen Auftritt geliefert. Er strich sich die Haare aus der Stirn, um den Kunsthändler beidäugig fixieren zu können.
»Sie haben natürlich recht, auch ich bin kein Unschuldslamm. Auch ich habe Wünsche, so würde ich es nennen. Ambitionen.« Leon betonte jedes einzelne Wort. »Ich will die Berliner Galerie, und ich werde sie bekommen, wenn ich Matthews Auftrag erfülle. Wir alle hätten etwas davon. Phoebe bekommt ihren Künstler und ihre Vernissage, mein Chef bekommt seinen Willen, Sie können Ihren Vertrag erfüllen, und wenn ich die Galerie übernehme, bin ich Ihre Eintrittskarte in die internationale Kunstszene.«
Schumann winkte nach der Bedienung. »Auf einmal verspüre ich schrecklichen Hunger – und Sie?«
Zwei Stunden später und in bester Laune kehrte Schumann in sein Büro zurück. Noch am Tisch hatte Leon mit Matthew gesprochen, der umgehend den Transport der Kunstwerke veranlasst hatte. In wenigen Stunden würden die LKWs hier sein. Na schön, seinen Vertrag mit Dariusz konnte er vergessen, aber wenn die Galerie erst einmal unter neuer Leitung stünde, würde er einen neuen Anlauf wagen.
Und Phoebe – die war im Moment nicht so wichtig. Er nahm sein Telefon und wählte. »Nadeshna«, sagte er liebevoll, »was hältst du von einem ganz intimen Dinner bei mir? … So gegen acht Uhr. … Ich habe auch eine kleine Überraschung für dich.« Zufrieden legte er auf, dann verließ er das Büro Richtung Savignyplatz. Sein Ziel war ein Dessousgeschäft, in dem er regelmäßig für Nadeshna einkaufte. Er hatte auch schon eine Idee, was ihr gefallen könnte.
Phoebe stand auf ihrem Balkon, eine Zigarette in der Hand. Viele Stockwerke unter ihr bewegten sich die Ameisen und die Spielzeugautos im Chaos der Großbaustelle. Die Galeristin inhalierte tief. Seit langer Zeit fühlte sie sich wieder einmal rundum wohl. Die Vorbereitungen zur Vernissage liefen pannenfrei, weder ihr Vater noch Schumann übte Druck auf sie aus, und mit Dariusz verband sie auf einmal etwas, was sie nicht in Worte fassen konnte. Da war etwas Neues, Schönes zwischen ihnen. Sie lächelte vor sich hin. Sie war verliebt in ihren Künstler, und es war gut, dass er endlich davon wusste. Wahrscheinlich hatte er es schon immer geahnt, war aber so klug gewesen, ihr Zeit zu geben. Genussvoll steckte sich Phoebe eine Erdbeere in den Mund und drückte ihre Zigarette aus. Am Abend würden sie sich sehen. Wie ein ganz normales Paar. Sie schlenderte ins Wohnzimmer zurück, um Musik anzumachen, da klingelte ihr Handy.
Leons Stimme klang fröhlich. »Es ist alles okay, Boss. Schumann hat eingewilligt. Freust du dich?«
»Ja«, erwiderte Phoebe. »Klar freue ich mich. Aber ich habe auch nicht damit gerechnet, dass er rumzickt. Er hat zu viel zu verlieren.«
Am anderen Ende der Leitung hörte sie Leon lachen.
»Das sehe ich auch so. By the way – wann sehen wir uns, my lady ? Nach den Anstrengungen habe ich mir eine kleine Belohnung verdient, oder etwa nicht?« Phoebe stutzte. Sein Tonfall
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