Feuerwellen: Ein erotischer Roman (German Edition)
Scheiße! Bob Marley hatte schon damals recht gehabt. No woman, no cry. Er kämmte seine Haare mit den Händen nach hinten und fasste den Strang mit einem Gummi zusammen. Dann wusch er sich die Hände und legte seinen Lieblingsduft auf. Woods und seine Familie hatten ihn eingeladen, einen Ausflug zu Goose Creek und ein paar anderen Ölfeldern zu machen. Ausflug war immer gut. Sie würden locker zwei Tage unterwegs sein. Dariusz griff nach seiner Reisetasche und schloss leise die Tür hinter sich.
Es war bei dem einen Mal geblieben, dass Phoebe und Nadeshna sich so nahe gekommen waren, aber das Erlebnis war für beide so tiefgreifend gewesen, dass sich zwischen ihnen so etwas wie ein unausgesprochenes Vertrauen entwickelt hatte. Es war keine konventionelle Freundschaft, eher ein gegenseitiges Begreifen und Verstehen, ein Ablegen von Vorurteilen und dafür stilles Wachsen von Respekt und Sympathie. Männer, Job, der Alltag – das waren nicht ihre Themen. Sie trafen sich, um über ihre Gefühle zu sprechen, um schweigend spazieren zu gehen oder um gemeinsam den großen Hamam in Kreuzberg zu besuchen. Phoebe erlebte die Nähe zu einem anderen Menschen in einer völlig neuen Qualität und war Falk zutiefst dankbar, dass er sie zueinandergebracht hatte, und auch Nadeshna blühte förmlich auf, das war nicht zu übersehen. Sie fühlte sich verstanden und gemocht; sie musste Phoebe nichts vorspielen, sie konnte so sein, wie sie war, und das machte sie glücklich. Irgendwann hatte sie sich sogar getraut, Phoebe von der Vorgeschichte jenes bedeutungsvollen Abends zu erzählen. Es war genauso gewesen, wie Phoebe es sich vorgestellt hatte. Falk hatte Nadeshna mit dieser Dreiernummer erpresst. Wenn sie ihre Eifersucht auf Phoebe für einen Moment vergessen und ihr einen Höhepunkt zaubern würde, dann stünden ihr die Türen zu seinem Haus weit offen. Es läge allein an ihr, und Falk hatte ihr geraten, diese einmalige Chance zu nutzen, wenn sie noch immer den ersten Platz in seiner Sammlung anstrebte. Falk war und blieb ein selbstverliebtes, arrogantes Arschloch.
»Du hast wirklich etwas Besseres verdient«, hatte sie zu Nadeshna gesagt.
Aber die hatte nur mit den Schultern gezuckt und geantwortet: »Ich liebe ihn. Da stellt sich die Frage nicht.«
Leon trug zur Feier des Tages Kirschrot. Nur seine Schuhe waren wieder einmal aus hellem Pythonleder. Phoebe musste lächeln, als er auf sie zukam.
»Du siehst ja aus wie Amor persönlich, Mr.McNeefe. Fehlen nur noch Köcher und Pfeile.« Sie strich ihm seine asymmetrische Ponysträhne aus der Stirn, um beide Augen sehen zu können. Sein einäugiger Blick irritierte sie noch immer. Leon setzte sich ungefragt und wedelte mit zwei Flugtickets.
»Wir fliegen nach New York, Boss. Just the two of us, you know. « Er zwinkerte ihr vertraulich zu.
»Ah ja? Und wer sagt, dass ich mitkomme?« Phoebe bemühte sich, möglichst unbeeindruckt zu klingen. Dass die Reise von ihrem Vater gesponsert war, war so klar wie irgendwas. Wahrscheinlich hatte er sich zwei Tische weiter hinter einem Heizstrahler versteckt und beobachtete gerade Leons Auftritt. Leon setzte eine betont unglückliche Miene auf und ließ seine herzförmige Sonnenbrille auf die Nase rutschen.
»Wir werden eine gute Zeit haben, Phoebe. Ich muss arbeiten, aber du kannst dir angucken, was du magst. Denk nur mal an die Clubs, an das Oneoneone am Meat Market. Also, ich find die Vorstellung geil.« Er griff nach ihrem Drink und nahm einen Schluck. Phoebe winkte dem Kellner und bestellte zwei Gin Tonic. Leon reagierte mit dankbarem Nicken und nahm ihre Hand.
»Dariusz wird auch da sein. Das weißt du doch, oder?«
Phoebe seufzte. Ja, das wusste sie. Aber nein, sie wusste nicht, ob sie mitkommen wollte. Als die Bedienung die Getränke brachte, nahm sie einen Schluck Gin Tonic und sah Leon gespielt verwundert an.
»Du willst mir doch nicht erzählen, dass du mich fast mitten in der Nacht aus der Wohnung klingelst, um mir eine Reise nach New York vorzuschlagen? Hätte das nicht auch Zeit bis morgen gehabt?« Sie nahm noch einen Schluck und winkte dem Kellner, eine weitere Runde zu bringen. Leon, inzwischen wieder einäugig und ohne Brille, nickte und trank dann sein Glas in einem Zug leer.
»Doch. Aber wenn du nicht mitkommst, Boss, kommt dein Dad mit, und das wäre nicht sehr lustig. Not at all. « Er machte einen entzückenden Schmollmund, und Phoebe regte sich langsam ab. Es schien wirklich um geschäftliche Dinge zu gehen
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