Feuerwellen: Ein erotischer Roman (German Edition)
den blutroten Lippen zu, die in ihren Stuart-Weitzman-Stilettos langsam die Geduld verlor und am Tresen nervös auf der Stelle trippelte. Sie nickte zurück. Na wenigstens etwas, dachte Leon.
»Ich nehme sie bis zur Abreise in Beschlag. Ich verspreche, sie wird deinen Weg nie wieder kreuzen. Gerade bei der reiferen Zielgruppe komme ich zumeist ziemlich gut an. Und du triffst dich mit Phoebe und redest mit ihr, okay?« Effektvoll klappte er seine Brille hoch und sah Dariusz provozierend an. »Ich kann natürlich auch in den Central Park gehen und Enten füttern – nat nat nat nat –, wenn dir das lieber ist. It’s your choice, honey. It’s up to you now. « Wieder folgte ein Lächeln zu der einsamen Dame am Tresen. »Ich erlöse dich also hier und jetzt von diesem Weib, und dafür gehst du zu Phoebe. Ist das ein fairer Deal?« Leon hob die Hand zum Abklatschen, und Dariusz schlug ein. Leon zog eine Karte aus der Tasche, schrieb etwas auf ihre Rückseite, dann schob er sie zu der Vampirlady mit den jugendlichen Augen und machte das Zeichen zu telefonieren. Die Frau verstand. Sie lächelte etwas unsicher, schien aber erkannt zu haben, dass sie anders hier nicht weiterkommen würde. Also verstaute sie Leons Karte umständlich in ihrer Clutch und wandte sich dann dem Ausgang zu. Langsam und lasziv schob sie sich mit wiegenden Hüften an den vier Männern vorbei. Dariusz beachtete sie mit keinem Blick, Leon hingegen warf sie eine Kusshand zu, bevor sich der dicke rote Samtvorhang am Eingang hinter ihr schloss.
Fünfzehn
F alk saß mit konzentrierter Miene hinter seinem Schreibtisch und sortierte Zeitungsartikel. Seit der Vernissage bei Phoebe hatte es etliche Abdrucke gegeben. Von der überaus ausführlichen Besprechung von Dariusz’ Installationen in einem lokalen Kunstmagazin bis hin zu kurzen Notizen in der internationalen Fachpresse. Zufrieden betrachtete er die Schnipsel, die vor ihm auf der Schreibtischplatte lagen, und drehte sich vergnügt in seinem Sessel hin und her. Genauso musste es laufen, das Business. So und nicht anders. Er kramte nach Zigaretten, bevor er zum Eingang der Factory W . schlenderte. Die Julisonne brannte heiß und malte harte Schatten an die Hauswände. Falk öffnete die Tür und atmete tief ein. Noch drei, vier Wochen, dann war es schon wieder vorbei mit dem Sommer. Er klopfte eine Zigarette aus der Packung und zündete sie an. Auf der anderen Straßenseite malten Kinder Kreidestriche für ein Hüpfspiel auf den Gehsteig, ein großer brauner Hund saß bei ihnen und hechelte in der Hitze. Der Kunsthändler inhalierte tief und blies den Rauch in den Himmel. In diesen Tagen war das Leben von einer unbekannten Leichtigkeit. Er grüßte einen Nachbarn mit Kopfnicken, trat die Zigarette aus und sah auf seine Uhr. Nadeshna hatte sich bei ihm angemeldet, um seine Mittagspause zu versüßen, wie es in ihrer SMS stand. Und wenn man sich auf eines bei ihr verlassen konnte, dann auf ihre Pünktlichkeit. Falk strich sich die Haare aus der Stirn und lehnte sich entspannt an den Türrahmen. Da war sie auch schon. Er betrachtete sie aufmerksam, als sie ihm entgegenschritt. Sie ging nicht so schnell, dass sie gehetzt wirkte, und auch nicht so langsam, als hätte sie kein Ziel. Der blonde Pferdeschwanz, den sie hoch am Kopf gebunden trug, wippte unablässig und gab ihrem Auftreten etwas Unbeschwertes, Junges. Nadeshna grinste, als sie Falk an seinem Büroeingang stehen sah und streckte ihren Rücken noch mehr durch, damit er ihr ausladendes Dekolleté in Augenschein nehmen konnte. Falk erwiderte ihr Grinsen und zog sie an sich heran, kaum dass sie eine Armeslänge von ihm entfernt war. Er roch an ihrem Haar, ihrem Hals. Ihr orientalischer Duft betörte ihn noch immer, nach all der Zeit.
»Und nun?«, fragte er. »Ich jedenfalls habe Hunger.«
»Den hast du doch immer«, schnurrte Nadeshna und presste sich an ihn. Dann nahm sie ihn bei der Hand und zog ihn in sein Büro. Sie schob ihn zu seinem Bürosessel und drückte ihn hinein. Er sagte nichts, er mochte es, überrascht zu werden. Nadeshna griff in ihre Tasche und zog zwei Paar Handschellen hervor.
»Vertraust du mir?« Sie leckte über seinen Mund und schloss das erste Paar um sein Handgelenk und um die Armlehne des Sessels. Sie lächelte. Gefügig legte Falk seinen anderen Arm auf die Sessellehne. Er stöhnte leise, als der Verschluss klickte. Nadeshna hatte ihn noch nie gefesselt. Was wohl als Nächstes kommen würde …?
»Sieh mich an,
Weitere Kostenlose Bücher