Feuerwellen: Ein erotischer Roman (German Edition)
und nicht darum, postillon d’amour zu spielen. Nun gut, über eine solche Reise ließe sich reden. Phoebe streckte die Beine von sich und genoss die sommerliche Hitze der Nacht. Vor ihnen floss dunkel und träge die Spree entlang; sie waren fast die letzten Gäste im Beachclub .
»Wann soll es losgehen?« Auf einmal war Phoebe hellwach.
»Am Freitag, Boss. Hast noch genug Zeit zum Kofferpacken.« Leon grinste. »Soll ich uns ein Doppelzimmer buchen?«
Phoebes Blick war Antwort genug. Er seufzte. »Okay. Also two single bedrooms … Ach ja.« Er seufzte erneut und nahm noch einmal ihre Hand.
»Wir kriegen das hin, mit dir und Dariusz, okay?« Seine Stimme wurde klein und hoch – er weinte. Jetzt war es an Phoebe zu seufzen. Sie nahm den Briten in den Arm und wiegte ihn hin und her.
»Was soll das, Leon?«, fragte sie leise. »Warum weinst du?«
»Weil alles Kacke ist, Boss, darum.« Leon atmete tief ein und heulte nun richtig los. »Du hältst mich für einen intriganten Typen, für einen Spinner. Deine Galerie ist weg, und wer ist schuld daran? Leon!«
Phoebe drückte ihn an sich. Leon heulte weiter. Scheint ein zartes Seelchen unter seiner dicken Haut verborgen zu sein, dachte sie. Natürlich war sie sauer auf ihn gewesen, und das mit Recht, aber nun war alles anders. Sollte er die Galerie haben und Erfolg und Umsätze – schön für ihn. Sie, Phoebe, hatte neue Ziele. Morgen war ihr Gespräch mit dem Projektleiter von SevenOceans , und danach würde sie weitersehen. Im schlimmsten Fall könnte sie immer noch in der Bretagne Schafe züchten. Sie lachte, als sie sich als Schafshirtin sah, ohne Make-up, mit Gummistiefeln und Kopftuch, aber das Bild gefiel ihr irgendwie. Leon putzte sich die Nase.
»Bitte komm mit nach Manhattan, Boss. Wird gut. Mit Dariusz, ohne Dariusz – anyway . Lass uns eine gute Zeit haben, und, bitte, sei mir nicht mehr böse.«
»Ich bin dir nicht böse, Leon. Ich bin von meinem Vater enttäuscht, nicht von dir. Du willst Karriere machen – das ist in Ordnung. Aber Matthew ist mein Vater, und er hätte mir das Ganze anders mitteilen können. Oder?« Sie hob ihr Glas und stieß mit Leon an.
»Chinchin, Leon.«
»Chinchin, Boss. Und du kommst mit?«
»Ich komme mit.«
Dariusz schob den unteren Teil des Fensters nach oben, um frische Luft in sein Zimmer zu lassen. Dann nahm er die Packung mit Entenman-Donuts vom Bett und legte sie in den Kühlschrank zu diversen Flaschen 7up und Budweiser. Die Tür des Kühlschranks schnappte mit einem satten Laut zu. Dariusz ließ sich auf das viel zu weiche Bett fallen, schloss die Augen und hörte der Stimme Manhattans zu, die der warme Wind zu ihm durch das offene Fenster trug. Es tat gut, wieder hier zu sein. Das kleine Schaumstoffkissen unter seinem Kopf war unbequem, der ganze Raum roch nach Chlor, und von draußen hörte er das schrille Pfeifen der Polizeisirenen. Kein Zweifel, er war in New York.
Woods waren fast die Augen aus dem Kopf gefallen, als er es abgelehnt hatte, im Four Seasons zu wohnen. Der Theatre District in der 42nd Street war schon eher seine Gegend. Hier fühlte er sich wohl. Von hier aus hatte er – wann auch immer es gewesen war – mit Phoebe Manhattan erkundet. Phoebe. Dariusz schluckte. Viel lieber als mit seinem Mäzen würde er mit ihr von Restaurant zu Bar ziehen und die Nächte zum Tag machen. Herrgott! Er zog sich die dünne Häkeldecke, die in dem Etablissement als Bettüberwurf diente, über den Kopf und schluchzte. Es tat so weh. Es tat schweinemäßig weh. Und noch schlimmer war, dass Leon eine Mail geschickt und seinen Besuch angekündigt hatte. Er kam mit Anhang, hatte er geschrieben, und einen Smiley dahintergesetzt. Anhang. Das konnte nur bedeuten, dass er Phoebe mitbringen würde. Dariusz stöhnte, stand auf, ging zum Fenster und zurück zum Bett. Schaltete den Fernseher ein. Bei Predator blieb er hängen. Er kannte den Film und hatte Mitleid mit dem krabbenköpfigen Außerirdischen, der sich am Ende lieber selbst in die Luft jagte, als von Arnold Schwarzenegger gevierteilt zu werden. Dariusz fischte nach der Flasche, die neben dem Bett stand, und trank einen Schluck Bier. Seltsam, dass ihm Budweiser nur in den USA schmeckte. Wieder heulte eine Polizeisirene. Phoebe und er hatten dabei immer neugierig aus dem Fenster geguckt und Mutmaßungen angestellt, wer da wohl gerade wieder auf der Flucht war. Erst am dritten Abend war ihnen das Spiel langweilig geworden, und sie hatten sich lieber auf
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