Feuerwellen: Ein erotischer Roman (German Edition)
sich selbst konzentriert. Dariusz dachte an verschwitzte braune Locken und sommersprossige Schultern in Tank-Tops. Er dachte an Sushi to go und Speezo Pizza. Und an Phoebe. Phoebe war immer bei ihm. Er seufzte und nahm noch einen Schluck. Die Welt ist zu klein für uns beide, dachte er, wir werden uns immer wieder über den Weg laufen. Er wollte eine Entscheidung. So oder so.
Leon war überglücklich, dass er Phoebe zu dem Kurztrip hatte überreden können und stand pfeifend neben dem Pagen am Aufzug. Der Bedeutsamkeit des Tages angemessen trug er geschäftsmäßiges Dunkelgrau. Phoebe hatte sich ein wenig hingelegt – sie war zurzeit nicht gerade ein Energiebündel, und er wollte die Zeit nutzen, um einen ersten Termin mit Woods wahrzunehmen. Wer weiß, dachte Leon, vielleicht ist Dariusz ja dabei? Sie hatten sich in einer kleinen Bar oben am Central Park West verabredet, so dass der Brite die wenigen Blocks zu Fuß gehen wollte. Als er kurz vor der 50. Straße an der Ampel warten musste, traute er seinen Augen kaum. Da vorn – das war Dariusz! Allerdings in Begleitung einer weitaus älteren, wenn auch sehr gut restaurierten Dame. Die Frau redete ununterbrochen, und Dariusz fixierte den Boden, während er schnellen Schrittes voraneilte, die Hände tief in seine schwarzen Leinenhosen vergraben. Seine Begleiterin sah ebenso wenig entspannt aus wie der Künstler. Ihr leuchtendroter Mund war in ständiger Bewegung. Trotz ihrer High Heels hielt sie erstaunlich gut Schritt und gestikulierte dabei mit ausladenden Gesten. Dariusz reagierte nicht und sah weiterhin stoisch auf den Fußweg. Leon grinste und folgte den beiden unbeobachtet auf der gegenüberliegenden Straßenseite bis zur Bar am Park. Erstaunlicherweise war selbst hier für die Frau noch nicht Endstation. Als Dariusz die Tür öffnete, zwängte sie sich blitzschnell an ihm vorbei und betrat die Bar ebenfalls. Leon beeilte sich, um nicht allzu viel von der nun folgenden und bestimmt sehr interessanten Konversation zu verpassen. Nicht einmal eine halbe Minute nach Dariusz und der unbekannten Lady öffnete er ebenfalls die Tür zu Del Parque . Er ließ seinen Blick umherschweifen, um sich zu orientieren, und ging dann mit energischen Schritten zum Bartresen. Woods war bereits mit einem Typen da, von dem Leon wusste, dass er sein Innenarchitekt war, und natürlich mit Dariusz. Die Dame hielt etwas Abstand zu der kleinen Gruppe und zog sich die Lippen nach. Heißes Geschoss für den Jahrgang, dachte Leon. Und ein Maul wie ein Vampir. Die würde er auch nicht von der Bettkante stoßen. In einer Nacht konnte die ihm wahrscheinlich mehr beibringen, als er sonst in einem ganzen Jahr lernte. Er deutete eine Verbeugung an, als er an ihr vorbei zu den drei Männern ging.
Woods rollte mit den Augen, dann griff er Leons Hand und schüttelte sie lang und heftig. Der Innenarchitekt begnügte sich mit einem Kopfnicken, und Dariusz umarmte ihn kurz, während er ihm zuflüsterte:
»Schaff mir den alten Geier vom Hals, bitte. Sie ist unersättlich und hat mir neulich einen Quickie in Woods Weinkeller aufgedrängt.«
Leon klopfte ihm beruhigend auf die Schulter, während er Lydia mit Interesse fixierte.
»Sieht aus, als würde sie Männer zum Frühstück degustieren«, antwortete er ebenso leise.
»Durchgeknallte Nymphomanin.« Dariusz entließ Leon aus seiner Umarmung und räusperte sich. Dann sah er Woods an und gab ihm das vereinbarte Stichwort.
»Wie war das mit Ihrem Haus in SoHo? Ich wollte Sie nicht unterbrechen.«
Woods nickte und begann zu erzählen. Von seinen Ambitionen, von seiner Liebe zu Manhattan und insbesondere für SoHo, von seinen Plänen für das Stadthaus und für die darin wohnende Kunst, wie er sein Projekt nannte. Leon hörte artig zu, nickte an den richtigen Stellen und nahm währenddessen den nymphomanen Vampir in Augenschein. Eher fünfzig als vierzig, aber erstaunlich junge Augen, das konnte er durch ihr maskenartiges Make-up gut erkennen. Unauffällig stellte er sich neben Dariusz und raunte ihm leise zu: »Was bekomme ich, wenn ich dir die Lady vom Hals schaffe, mein Freund?« Theatralisch ließ er seine Sonnenbrille auf die Nase fallen und zog erwartungsvoll die Augenbrauen hoch.
Ebenso leise und wie aus der Pistole geschossen antwortete Dariusz: »Ich tu alles für dich. Ich würde sogar mit dir ins Bett gehen, Leon. Und ich bin hetero. Falls du weißt, was das ist.«
Leons Antwort war ein leises Glucksen. Dann nickte er der Lady mit
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