Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuerwogen

Feuerwogen

Titel: Feuerwogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Kantra
Vom Netzwerk:
war. Um des Kindes willen, das sie in sich trug. Ob ihr das gefiel oder nicht.
    Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Als er sie zum Jeep geführt hatte, hatte sie sich an ihn gelehnt. Nur einen Augenblick lang. Er konnte noch immer ihr Fliegengewicht an seiner Seite spüren, den Druck ihres Arms.
    Er sah zu ihr hinüber. Sie hatte die Hände zwischen den Oberschenkeln gefaltet, als ob sie sie wärmen wollte. Er rang den vollkommen ungewöhnlichen Drang nieder, seine eigene Hand darüberzulegen.
    Das Volk der Mer berührte sich nicht. Und doch, während die Straße sich zum Hafen hinunterwand, war er sich bewusst, wie aufrecht und zerbrechlich sie neben ihm saß, nahm er jede Bewegung ihres Körpers wahr, jedes rauhe Atemholen.
    Der Cherokee kam holpernd vor dem Restaurant zum Stehen. Das gelbe Absperrband war vom Bürgersteig verschwunden. Die Lichter des Lokals schimmerten durch die große Frontglasscheibe.
    Caleb drehte sich halb auf seinem Sitz um und räusperte sich. »Ich muss einen Bericht schreiben, der die Typen von der Staatspolizei zufriedenstellt. Ich lasse euch zwei jetzt …«
    Sein Blick begegnete dem von Dylan.
Rede mit ihr.
    »… erst mal ankommen«, sagte er.
    Dylan nickte.
    Regina nestelte an ihrem Türgriff, als könnte sie es nicht erwarten, den beiden zu entkommen. Unbehagen schnürte Dylan den Magen zusammen. Wie viel würde er ihr erklären müssen? Woran erinnerte sie sich?
    Seine eigene Tür war versperrt. Bevor er hatte aussteigen können, um ihr behilflich zu sein, hatte Caleb ihr schon die Tür geöffnet.
    Dylan biss die Zähne zusammen. Er nahm seine Reisetasche vom Rücksitz und stieg ebenfalls aus.
    Reginas Blick fiel auf die gepackte Tasche; ihre Augen wurden schmal.
    Dylan spürte einen Anflug von Panik, den er hinter Gereiztheit verbarg. Glaubte sie etwa, sie könnte ihn wieder wegschicken? Er beugte sich tief zu ihr herunter, tief genug, um den blassen Scheitel zu sehen, wo sich ihr Haar teilte, und den ganz eigenen Duft ihrer Haut einzuatmen. »Ich bleibe hier«, sagte er so leise, dass nur sie ihn hören konnte. »Finde dich damit ab.«
    Ihre Augen blitzten. Aber welche Erwiderung ihr auch auf der Zunge liegen mochte, sie blieb ungesagt, als Antonia jetzt geschäftig durch den Irrgarten der Tische eilte, um die Vordertür aufzuschließen.
    Sie streckte die Hände aus, wie um ihre Tochter zu begrüßen, verschränkte dann aber stattdessen die Arme. Regina stand steif unter den Restaurantlampen, nur Knochen und Schatten wie eine Schwarzweißzeichnung.
    Antonia betrachtete ihre Tochter mit finsterem Gesicht. »Die Ärztin hat ›warme Flüssigkeit‹ gesagt. Ich habe Suppe gekocht.« Der satte Geruch von Hühnchen, Gemüse und Knoblauch folgte ihr aus der Küche. »Setz dich, ich bringe dir welche.«
    Regina lächelte matt. »Danke. Ist Nick …«
    »Schon im Bett. Du kannst nach dem Essen zu ihm.«
    Dylan sah, wie Unschlüssigkeit über Reginas Gesicht huschte. »Wir werden jetzt gleich hochgehen«, bestimmte er.
    Antonia blickte auf ihn. Auf seine Tasche. Ihre Augenbrauen hoben sich. »Werdet ihr das.« Es klang nicht nach einer Frage. »Wollen Sie etwa hier einziehen?«
    »Nur heute Nacht«, sagte Regina schnell mit dieser kratzenden Stimme, die so wenig zu ihrem schmalen, kantigen Gesicht passte, weil sie so lächerlich sexy war.
    Sein Herz machte einen Satz. Sie wollte ihn. Oder sie war doch zumindest bereit, seine Anwesenheit zu tolerieren.
»Nur heute Nacht.«
    Antonia schnaubte. »Okay, du bist zu alt, als dass du meine Erlaubnis dafür bräuchtest, aber ich hätte schon gern gewusst, was du Nick morgen früh sagen willst.«
    Röte überzog Reginas Gesicht.
    »Ich kümmere mich um seine Mutter«, entgegnete Dylan. »Ich komme nachher herunter, um die Suppe zu holen.«
    »Hm. Na gut, wie ihr wollt«, sagte Antonia. »Ich muss wieder absperren.«
    Dylan folgte Regina durch die kreuz und quer durcheinander stehenden Tische. Das Gehen fiel ihr noch schwer, bemerkte er mit einem Stirnrunzeln. An der Schwingtür blieb sie stehen, und die Farbe, die in ihre Wangen zurückgekehrt war, schwand wieder.
    Er glaubte zu wissen warum. Die Küche war ihr Revier. Ihr kleines Reich. Und dort war sie vor weniger als vierundzwanzig Stunden brutal angegriffen worden.
    In seiner Brust wurde es eng. Mit einer Hand nahm er ihr die Plastiktüte ab, mit der anderen griff er um sie herum, um die Tür aufzustoßen. »Ich sollte mich wohl bei dir bedanken, weil du verhindert hast, dass deine Mutter

Weitere Kostenlose Bücher