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Feuerwogen

Feuerwogen

Titel: Feuerwogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Kantra
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bringen.
    Nicks Hand schloss sich unter der Decke fester um Reginas Finger. Er hatte die Arme von der anderen Seite durch die Gitterstäbe des Krankenbetts gesteckt und hielt ihre verbundene Hand, als wollte er sie nie wieder loslassen. Regina wusste, wie er sich fühlte. Sie krümmte die Finger und streichelte seine Handfläche, bis sich sein starres, verkniffenes Gesicht wieder entspannte.
    Donna Tomah schlug die Decke über Reginas Füßen zurück. »Ich kann sie in ein paar Stunden entlassen. Solange sie viel Ruhe bekommt und jede Menge warme Flüssigkeit zu sich nimmt, gibt es keinen Grund, warum wir heute Abend nicht alle nach Hause gehen könnten.«
    »Ich kann Tee kochen«, bot Nick an.
    Regina lächelte ihn an, so voller Liebe, dass sie dachte, sie müsste platzen.
    »Du schläfst heute Nacht bei den Trujillos«, bestimmte seine Großmutter.
    Regina blutete das Herz.
    Nicks Laune fiel in den Keller. Sein Griff um ihre Hand wurde noch fester.
    »Nicht heute Nacht«, widersprach Regina.
    Letzte Nacht war Nick vor dem laufenden Fernseher aufgewacht, um zu entdecken, dass sie verschwunden war. Heute Nacht hätte er die Vertrautheit seines eigenen Bettes gebraucht und die Gewissheit, dass seine Mutter im Nebenzimmer und in Sicherheit war.
    »Ich habe schon mit Brenda Trujillo gesprochen«, protestierte Antonia.
    »Es ist alles arrangiert. Sie macht den Jungs Abendbrot.«
    »Abendbrot ist okay«, erwiderte Regina. »Aber Nick muss heute daheim übernachten.«
    Sie mussten daheim übernachten. Gemeinsam.
    Ihre Mutter und sie starrten einander wortlos an.
    »Gut«, gab Antonia nach. »Ich schätze, ich kann bei ihm bleiben, bis du hier rauskommst.«
    Die Anspannung wich von Nicks Schultern.
    »Danke, Ma.«
    Antonias Mund zitterte, was sie durch ein finsteres Gesicht zu verbergen versuchte. Es ähnelte einer Holzmaske, die Furchen tief eingegraben, die Augen dunkel und erschüttert. »Ich wollte sowieso heute Nacht das Restaurant putzen.«
    Es war auch für sie eine Tortur gewesen, bemerkte Regina. Und sie versuchte, so gut sie es eben vermochte, ihr Restaurant und ihrer aller Leben wieder in Ordnung zu bringen.
    Plötzlich standen Tränen in Reginas Augen. Sie hob den Blick und starrte zur Decke empor. Sie wollte nicht, dass Nick sie weinen sah.
    Antonia griff durch die Stäbe auf der anderen Seite und tätschelte ihre Hand. »Mach dir keine Sorgen. Sie haben diesen Kerl festgenommen. Jericho.«
    »Wo …« Reginas Hals tat zu weh, um weitersprechen zu können.
    Antonia verstand sie auch so. »Im Krankenhaus von Rockport. Caleb ist draußen, er will deine Aussage aufnehmen.«
    Regina schluckte gequält.
Caleb.
Natürlich. Er war der Polizeichef. Sie dachte, dass sie geträumt hatte … Sie musste es sich eingebildet haben …
    »Du musst ihn jetzt nicht sehen«, sagte Donna Tomah. »Keinen von beiden, wenn du noch nicht bereit dazu bist.«
    Keinen von beiden?
    Reginas Herz begann zu hämmern. »Dylan?«, fragte sie heiser.
    Donna sah vom Monitor zu ihr. »Mhm. Er hat das Wartezimmer nicht verlassen, seitdem er dich hergebracht hat.«
    Regina öffnete den Mund. Es kam kein Laut.
    »Er hat dich gerettet«, erklärte Nick.
    Dylans Stimme in der tiefen Dunkelheit. »Jetzt ist alles gut. Alles ist gut.«
Das Wasser, steigend, sausend, brodelnd um sie herum, und ihre krampfenden Finger. »Du musst dich an mir festhalten«, hatte er gesagt. »Halt dich fest.«
    Ja, und dann hatte er sich in einen gewaltigen Seehund verwandelt.
    Regina schloss die Augen. Ihr war kalt und heiß zugleich.
    »Geht es dir gut?«, fragte Donna.
    Das hatte er auch gesagt. Oder hatte sie sich das nur eingebildet, so wie sie sich alles andere eingebildet hatte?
    Regina befeuchtete ihre Lippen. Ihre Hand kroch unter der Decke auf ihren Bauch. »Ja«, antwortete sie krächzend.
    Es ging ihr gut. Alles war gut, solange sie ihren wunden Hals, den Schmerz des zurückkehrenden Gefühls in den Zehen und die Panik ignorierte, die an den äußersten Grenzen ihres Verstandes lauerte.
    Antonia ging, um Nicky zum Abendessen zu den Trujillos zu bringen, und versprach, ihn später wieder von dort abzuholen und ins Bett zu stecken. Seltene Umarmungen und Beschwichtigungen.
»Mir geht’s gut. Ich hab dich lieb. Ich komme bald nach Hause.«
    Regina lehnte sich erschöpft zurück. Mit einer Hand strich sie über die Kleidung zum Wechseln, die ihre Mutter mitgebracht hatte: schwarze Jogginghose, ein Tanktop, ein Kapuzenshirt. Sie musste sich anziehen. In einer

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