Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuerwogen

Feuerwogen

Titel: Feuerwogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Kantra
Vom Netzwerk:
einmal gewusst, dass sie in Schwierigkeiten steckte, bis es zu spät war.
    »Was ist, wenn er zurückkommt?« Seine Stimme klang brüchig, was ihm peinlich war.
    Seine Mom tat gar nicht erst so, als wüsste sie nicht, von wem er sprach. »Das wird er nicht«, antwortete sie bestimmt. »Er sitzt im Gefängnis.«
    Normalerweise hütete sich Nick davor, einen Streit anzufangen, wenn sie so klang. Aber seine Angst drängte ihn zu der Frage: »Aber was ist, wenn er doch wiederkommt?«
    Jemand klopfte an die Tür.
    Nicks Magen krampfte sich zusammen.
    Dieser Dylan steckte den Kopf ins Zimmer und nickte Nick zu. »Wie geht’s, Kumpel?«
    »Was machst du hier?«, fragte Nick.
    »Alles okay«, sagte Regina. »Würde es dir etwas ausmachen …?«
    Dylan ignorierte sie. »Ich passe ein bisschen auf deine Mutter auf«, erklärte er über ihren Kopf hinweg. »Bis es ihr besser geht. Okay?«
    Nick schluckte, und etwas von der Last der Sorge und der Schuldgefühle fiel von seinen Schultern ab. Dylan war cool. Er hatte gesagt, dass er Nicks Mom finden würde, und das hatte er getan. Wenn er auf sie aufpassen wollte, war das in Ordnung. Es war gut. Jemand musste es tun.
    Nick zuckte mit den Schultern. »Ja, okay.«
    Dylan nickte noch einmal, so als hätten sie eine Abmachung getroffen. Seitdem Nick zum ersten Mal die blauen Flecken am Hals seiner Mom gesehen hatte, hatte er sich nicht mehr so gut gefühlt. »Gut. Ich gehe jetzt die Suppe holen«, teilte er Nicks Mom mit.
    Die Tür schloss sich geräuschlos hinter ihm.
    Seine Mutter saß auf der Bettkante und biss sich auf die Lippen.
    Etwas in Nick begann zu zittern. »Mom?«
    Da richtete sie ihren Blick auf ihn, und er war wie ihr Lächeln – wach, warm und vertraut. Das Zittern hörte auf. »Meinst du, dass du jetzt ein bisschen schlafen kannst?«, fragte sie.
    Das konnte er, weil sie da war. Vielleicht, weil auch dieser Mann da war, Dylan, und auf sie aufpasste.
    Nick kuschelte sich unter seine Bettdecke, und als sie sich zum Gutenachtkuss über ihn beugte, schlang er beide Arme um sie wie ein kleiner Junge. Und anschließend konnte er sie wieder loslassen.
     
    Regina zog die Schlafzimmertür hinter sich zu und lehnte sich mit zugeschnürter Kehle und jagendem Puls dagegen. Sie schloss die Augen, legte die Handflächen an das glatte, kühle Holz. Sie brachte niemals Männer mit in die Wohnung. Niemals. Nick kam immer an erster Stelle.
    Sie seufzte. Weshalb sie seine sehr reale Angst nicht ignorieren und ihr auch die Heldenverehrung in seinen Augen nicht entgehen konnte. Wenn Dylans Anwesenheit Nick ein besseres Gefühl gab, wenn sie ihn beruhigte oder ihm half zu schlafen, dann war sie dankbar dafür … und kümmerte sich nicht darum, warum das so war.
    Er war hier.
    Er wusste von dem Baby.
    Ihr Verstand konnte nicht aufhören, sich gegen beides zu wehren, sich Sorgen zu machen, zu versuchen, beides zusammenzubringen, so als wäre sie wieder in der siebten Klasse und kämpfte mit einer Gleichung, die nicht aufging. Vielleicht – wenn sie besser in Algebra gewesen wäre – hätte sie aufs College gehen können, anstatt im
Perfetto’s
erst Spülerin, dann Vorspeisen- und Abteilungsköchin zu werden.
    Ihr fiel ein, wie sie Alain von ihrer Schwangerschaft erzählt hatte, spätabends, als die Schicht vorbei und das Personal nach dem üblichen Umtrunk heimgegangen war. Alain hatte sie aufgezogen, weil sie den ganzen Abend hartnäckig bei Mineralwasser geblieben war, und sie hatte schon zu hoffen gewagt – weil er es bemerkt, weil er sie beobachtet hatte. Sie hatte angeboten, ihn mit nach Hause zu nehmen. Er war nicht sturzbetrunken, aber er hatte genug gehabt, um nicht mehr fahren zu können. Genug, um sie zu wollen. Und sie … Nun ja, sie hatte ihn immer gewollt.
    Sie hatte es ihm gesagt, mitten in ihrem Wohnzimmer stehend, nervös die Hände ringend, mit einer Stimme, die entschuldigend und hoffnungsvoll an- und abschwoll.
    Er war nie wieder mit ihr nach Hause gegangen. Bastard, dachte sie müde und aus Gewohnheit.
    Aber Dylan war hier.
    Er brachte ihr Suppe.
    Und obwohl Regina es hätte besser wissen müssen, obwohl sie sich sagte, dass sie die unvermeidliche Enttäuschung nur hinauszögerte, deckte sie ihren kleinen Tisch für zwei.
    Sie hörte ihn die Treppe heraufkommen, und ihr dummes Herz schlug schneller. Sie öffnete die Tür.
    Sein Blick blieb an ihrem Gesicht hängen. »Wir müssen reden.«
    Sie gab sich alle Mühe, nicht zusammenzuzucken. »Worüber? Dass du

Weitere Kostenlose Bücher