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Feuerwogen

Feuerwogen

Titel: Feuerwogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Kantra
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hoffst, wir könnten Freunde bleiben? Oder dass nicht du das Problem bist, sondern ich?«
    Er starrte sie ausdruckslos und direkt an.
    »Tut mir leid«, murmelte sie. »War ein harter Tag.«
    Sein Blick fiel auf das Band aus blauen Flecken an ihrem Hals. Ein Gefühl flackerte in diesen schwarzen, schwarzen Augen auf und war zu rasch wieder vergangen, um es bestimmen zu können. »Ja«, sagte er.
    Er folgte ihr in die Küche und sah die weißen Teller, die brennenden Kerzen. Eine Augenbraue hob sich fragend.
    Vor Verlegenheit stieg ihr die Hitze ins Gesicht. Sie war wütend auf ihn, weil er es bemerkte, und auf sich, weil es ihr etwas ausmachte. »Alter Restauranttrick«, erklärte sie, während sie die Suppe – die Minestrone ihrer Mutter, die gegen alles half – in die Teller schöpfte. »Kerzenlicht lässt das Essen besser aussehen.«
    Er trug die Teller zum Tisch. »Und die Gesellschaft.«
    Sie folgte ihm. »Willst du damit sagen, dass ich besser aussehe, wenn es nicht so hell ist?«
    »Es steht dir.« Sein Blick begegnete über dem Tisch dem ihren. »Deine Augen strahlen.«
    Noch ein Pfeil, direkt in ihr Herz. Sie umklammerte den Löffel, um das Zittern ihrer Hand zu verbergen.
    »Die Suppe schmeckt gut«, lobte Dylan.
    »Zwei Komplimente hintereinander. Pass auf, oder ich fange noch an, das ernst zu nehmen.«
    »Warum auch nicht? Deine Mutter ist eine gute Köchin.«
    Regina ließ die wohltuende Brühe die Kehle hinunterrinnen. Erinnerungen wurden wach, an kranke Tage, an traurige Tage, daran, wie es war, umsorgt zu werden. »Mehr als das. Ma hat allein sich und mich und Nicky auf einer Insel durchgebracht, auf der viele Unternehmen im Winter pleitegehen.«
    »Sie ist eine hartnäckige Frau.«
    »Ich bin stolz auf sie.« Wie lange war es her, dass sie ihrer Mutter das gesagt hatte?
    »Und trotzdem bist du weggegangen.«
    Regina trank einen Schluck Wasser. Das war nicht das Gespräch, mit dem sie gerechnet hatte oder das sie mit irgendjemandem auf World’s End hätte führen können. Hier kannte jeder jeden. Und wusste alles, oder glaubte das zumindest. »
Antonia’s
ist … Antonias Restaurant. Es ist gut. Es könnte überragend sein. Es ist nur eben nicht … mein Restaurant.«
    »Deine Mutter hat Angst vor Veränderungen.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Vielleicht.«
    »Und du nicht.« Seine Stimme klang ein wenig herausfordernd.
    »Ich …« Sie hielt inne, wie vom Blitz getroffen. Hatte sie Angst? Als sie vor acht Jahren erschöpft, abgebrannt und besiegt zu Kreuze gekrochen war, nach Hause, hatte sie nur wenige Wahlmöglichkeiten und keine besonders rosige Zukunft für sich gesehen. Aber jetzt … Sich mit der Speisekarte abzufinden, auf der ihre Mutter bestand, war das eine. Aber an welchem Punkt hatte sie angefangen, sich mit dem Leben, das ihre Mutter führte, abzufinden?
    »Ich versuche, offen zu bleiben«, erwiderte sie.
    »Das trifft sich gut«, murmelte Dylan.
    Sie runzelte verständnislos die Stirn.
    Er stand auf, um die Teller abzuräumen und ins Spülbecken zu stellen. Sie schob den Stuhl zurück und wollte ihm schon zur Hand gehen, doch er verbot es ihr mit einem raschen Kopfschütteln. Sie hatte Jahre mit Männern in der Küche zugebracht. Und doch, obwohl – oder gerade weil – Dylan ihr offensichtlich einen Gefallen tun wollte, raubte es ihr den Atem und gab ihr ein eher unbehagliches Gefühl, ihm bei der Verrichtung dieser kleinen Hausarbeiten zuzusehen. Er ließ Wasser über die Teller laufen, dann hob er seine Reisetasche vom Boden neben der Eingangstür auf und brachte sie zum Tisch.
    Ihr Hals verengte sich. »Was ist das?«
    Als Antwort zog er den Reißverschluss an der Tasche auf, griff hinein und förderte einen Pelz zutage, einen Pelzmantel, ein …
    Regina starrte auf das dicke, schwarze Fell, das im Kerzenlicht schimmerte. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, und sie würgte.
    Ein Seehundfell.

[home]
    11
    D ylans Herz hämmerte.
    Regina suchte seinen Blick, die braunen Augen geweitet vor Schreck. »Das warst doch du«, flüsterte sie. »Dort in der Höhle.«
    Sie musste es gewusst haben. Sie hatte es gesehen und ihm sogar dafür gedankt, dass er sie gerettet hatte. Aber nun wusste sie, wie.
    Er machte sich gefasst darauf, dass sie es nicht wahrhaben wollte. Seine chaotischen menschlichen Emotionen verbarg er sicherheitshalber tief in sich. »Ja.«
    »In … dem da.« Ihre Finger gruben sich in das Fell.
    Er zuckte zusammen. »Ja.«
    Ihre Hände, ihr Blick kehrten in ihren

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