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Feuerwogen

Feuerwogen

Titel: Feuerwogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Kantra
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kümmern?
    Natürlich nicht.
    In ihren Augen war er eines der Dinge, gegen die sie sich wappnete, eine Bedrohung jenes Lebens, das sie sich mit ihrem Sohn aufgebaut hatte. Wahrscheinlich konnte sie es kaum erwarten, ihn wieder loszuwerden. Eine Wagenburg zu bilden. Den fremdartigen Eindringling zu vertreiben.
»Nicky und ich kommen schon allein zurecht«
, hatte sie gesagt.
    Aber das stimmte nicht. Sie brauchten ihn, ob Regina das zugeben wollte oder nicht. Ob es ihr gefiel oder nicht. Er musste nur noch herausfinden, wie er es ihr beibringen sollte.
    »Du solltest dich jetzt ausruhen«, sagte er.
    Sie sah ihn ungläubig an. »Glaubst du etwa, dass das irgendetwas löst?«
    »Ich glaube«, begann er vorsichtig, »dass du Schlaf brauchst. Morgen entscheiden wir dann, wie es weitergeht.«
    »Wir entscheiden gar nichts«, widersprach Regina. »Ich entscheide.«
    »Aber nicht heute Abend«, beharrte Dylan.
    Er wusste, dass sie auf ihre Unabhängigkeit stolz war. Diese Situation jedoch entzog sich ihrer Erfahrung und Kontrolle. Sie würde das akzeptieren und seinen Schutz annehmen müssen.
    Zumindest war sie heute Nacht in Sicherheit. Er war hier. Er wachte über sie. Morgen würde er eine Möglichkeit finden, mit Conn zu beraten, zu arrangieren, dass sie auf die Insel der Selkies kam, bis ihr Baby geboren war. In der Zwischenzeit …
    Er griff in seine Tasche. »Ich habe etwas, das dir gehört.«
    Ihre Augen wurden rund, als er das Goldkreuz an der gerissenen Kette zutage förderte. »Oh.« Ihre Hand wanderte aus alter Gewohnheit an ihren Hals. »Ich dachte, ich hätte sie verloren. Wo …«
    »In der Küche.« Er legte die dünne Kette in ihre Handfläche, wobei er sorgfältig darauf achtete, dass er sie nicht berührte. »Der Verschluss ist verbogen. Du brauchst einen neuen.«
    Er hätte ihr einen neuen besorgen sollen, realisierte er nachträglich. Aber dazu war keine Zeit gewesen.
    »Danke«, sagte sie und lächelte ihn an. Ihre Augen strahlten so, als hätte er ihr Diamanten überreicht und keine gerissene Kette, die ihr sowieso schon gehörte.
    Es presste ihm das Herz zusammen. »Gern geschehen. Du solltest sie wieder tragen. Zum Schutz.«
    Ihr Lächeln wurde kleinlaut. »Bis jetzt hat sie mich nicht sonderlich gut beschützt.«
    »Mehr, als du weißt.« Unfähig, der Versuchung, sie zu berühren, noch länger zu widerstehen, schloss er ihre Hand über dem Kreuz. Ihre Finger waren leicht und kühl. Er ließ los, bevor sie bemerken konnte, dass seine Hand zitterte.
    »Das Kreuz wirkt wie ein Amulett«, erklärte er. »Wie das Mal an deinem Handgelenk.«
    Sie sah auf die Triskele, die in ihre Haut tätowiert war, und dann auf das Goldkreuz in ihrer Hand. »Ein Amulett gegen was? Vampire?«
    Er hatte die Absicht gehabt, dieses Gespräch bis zum nächsten Morgen aufzuschieben. Aber er war es ihr schuldig, ehrlich zu ihr zu sein. Was allerdings nicht hieß, dass er sie mit der Wahrheit regelrecht bombardieren musste, wenn sie am Ende ihrer Kraft und er nervös war.
    Doch sie würde nicht lockerlassen, dachte er gereizt. Sie würde nicht aufhören, ihn mit ihren weit aufgerissenen Augen, dem weichen Herzen und dem großen Mundwerk zu bedrängen.
    »Keine Vampire«, entgegnete er also. »Dämonen.«
     
    Regina blieb vor Überraschung der Mund offen stehen. Sie holte Luft. Stieß sie wieder aus.
Dämonen.
Aha.
    »Die Vampire waren doch nur ein Witz«, sagte sie matt.
    Dylan erwiderte nichts.
O Gott.
Die Dämonen waren kein Witz.
    Regina war katholisch getauft, aber ihr Wissen über Dämonen beschränkte sich auf Halloween und ein paar Episoden von
Buffy.
    Sie schluckte. »Reden wir hier etwa über den
Exorzisten

    Ein Muskel in Dylans Unterkiefer zuckte. »Das hier ist kein Film.«
    »Nein, es ist nämlich mein Leben.« Ihr bislang so langweiliges und durchschnittliches Leben. Sie wollte es zurück.
    »Das ist doch völliger Blödsinn«, fuhr sie fort. »Ich wurde von jemandem überfallen, den ich kenne. Von einem Mann. Einem Menschen namens Jericho Jones.«
    »Er war besessen«, erläuterte Dylan. »Anders als die anderen Elemente besitzt Feuer keine eigene Gestalt. Die Kinder des Feuers müssen erst in einen Wirt fahren, um auf der physischen Ebene handeln zu können.«
    Sie bemühte sich, seinen Worten einen Sinn abzuringen, ihn durch das Brausen in ihren Ohren, durch das Hämmern ihres Herzens hindurch zu verstehen. »Besessen oder nicht, Jericho sitzt im Gefängnis. Der Dämon …« Allein bei dem Wort verschlug

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