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Feurige Küsse

Feurige Küsse

Titel: Feurige Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Calaverno
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Weise erleichtert. Sie cremte sich ein, griff nach dem Buch und begann zu lesen.
    Aber irgendwie schien sie sich nicht auf die Geschichte von verfolgten Schönen, missgünstigen Verwandten und mutigen Piraten konzentrieren zu können. War es der schwüle Duft der unscheinbaren weißen Blüten?
    Immer wieder schweifte ihr Blick von den Buchseiten zu der kleinen Statue, die mit ihrem Pfeil und Bogen auf sie zu zielen schien. Sie fixierte den Kopf der von feinen dunkelgrünen Flechten überzogenen Marmorfigur. Der Künstler hatte den kindlichen Zügen einen unpassend wissenden Ausdruck verliehen. Und die Augen! Sie wirkten unheimlich lebendig mit den glitzernden schwarzen Pupillen.
    Das war kein Marmor!
    Sie schaute genauer hin, kniff die Augen zusammen, weil das Material die Sonnenstrahlen so gleißend zurückwarf, dass sie für einen Moment geblendet war – und dann geschah es: Sie schien von einer unvorstellbaren Kraft in die Figur hineingezogen zu werden.
    Überrascht stellte sie fest, dass sie keine Angst empfand. Es war, wie sie sich das Schweben auf Duft vorgestellt hatte: schwerelos, berauschend. Sie breitete die Arme aus, bewegte sie wie Schwingen, um das wunderbare Gefühl auszukosten, auf einem Hauch dahinzugleiten. Mit geschlossenen Augen überließ sie sich der überwältigenden Empfindung. Waren es Sekunden, Minuten? Sie hätte nicht zu sagen gewusst, wie lange es anhielt, aber auf einmal schwebte sie nicht mehr. Es gab keine unsanfte Landung, keinen Absturz – es hörte einfach auf.
    Als sie die Augen öffnete, irritierte sie nicht nur der sonderbare Blickwinkel, aus dem heraus sie ihre Umgebung wahrnahm. Sie befand sich immer noch auf der kleinen Terrasse, aber bis auf die Rankpfeiler war ihr alles fremd.
    Statt der hohen Bäume und der Kamelienbüsche erstreckte sich eine Art Irrgarten bis hinunter zur Villa. Mannshohe, geschnittene Hecken trennten Blumenparterres und Wasserspiele voneinander. Von ihrem erhöhten Platz aus konnte sie erkennen, dass die kunstvoll verschlungenen Wege dazu dienten, die kurze Strecke vom Haus hierher um ein Vielfaches zu verlängern. Sie erkannte das eine Wasserbecken mit den Faunen wieder, aber es gab noch zahlreiche andere.
    Sie versuchte, den Kopf zu drehen, um sich einen Überblick zu verschaffen, aber sie konnte nur die Augen bewegen. Ihr Sichtwinkel blieb eingeschränkt, als starrte sie durch ein kleines Fenster.
    Leises Gemurmel und Kichern lenkten ihre Aufmerksamkeit auf die Steinbank direkt unter ihr. Dort saß eine nicht mehr ganz junge Frau mit aufwendig geflochtenen Haaren, die Röcke eine Wolke aus feinem, weißem Stoff. Sie erinnerte Gabriele an das eine Porträt im Treppenhaus, das die zweite Frau des Erbauers der Villa, eines Privatgelehrten, zeigte. Die Frisur war die gleiche.
    Auf einem Tablett neben ihr stand eine große ziselierte Silberschale voller reifer Feigen, zwei Trinkbecher und ein kleiner Glasflakon.
    Sie hatte gerade in eine Feige gebissen, und der Saft lief ihr nun an Kinn und Hals hinunter. Leise lachend warf sie den Kopf nach hinten, und der junge Mann neben ihr beugte sich über sie und leckte bedächtig die klebrigen Spuren von ihrer auffallend hellen Haut. Er begann knapp über ihrem Brustansatz, fuhr mit der Zungenspitze bis zu der Vertiefung über ihrem Schlüsselbein, verharrte kurz und arbeitete sich dann ihre Halsseite hoch zu ihrem kleinen runden Kinn. Kurz bevor er ihre Unterlippe berührt hätte, wich er zurück und begann von neuem.
    Ihr Puls an der Halsseite pochte sichtbar, während er sich mit quälender Gründlichkeit seiner Aufgabe widmete, aber sie hielt still. Schließlich tanzte seine rote Zungenspitze über ihre volle Unterlippe, nahm aber die Einladung des halbgeöffneten Mundes nicht an.
    Stattdessen griff er nach ihrer Hand, in der sie noch die halbe Frucht hielt, und drückte ihre Finger fest zusammen. Die rötliche Flüssigkeit quoll zwischen den zarten Fingern hindurch, aber er fing jeden Tropfen mit dem Mund ein. Schließlich öffnete er behutsam ihre Faust, ließ die ausgedrückten Schalenreste achtlos fallen und beugte seinen Kopf über ihre Hand. Saugte jeden Finger einzeln zwischen seine feuchten Lippen. Die Frau hatte die Augen geschlossen, den Kopf nach hinten gereckt, dass der weiße Hals wie ein Bogen gespannt war, und stöhnte leise.
    Gabriele konnte das Prickeln in ihren eigenen Fingern spüren. Die feuchte Wärme seines Mundes, das geschmeidige Spiel seiner Zunge. Tief in ihrem Inneren zogen sich

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