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Feuriger Rubin: Roman (German Edition)

Feuriger Rubin: Roman (German Edition)

Titel: Feuriger Rubin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Henley
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schreiben sollte. Dann war sein Entschluss gefasst. Morgen um Mitternacht – viel Zeit habe ich nicht.
     
    Am Mittwochmorgen suchte Greysteel wieder den Trödlerladen auf. Am Nachmittag desselben Tages vergab er die Schürfrechte auf seinem Besitz in Derbyshire um das Fünffache dessen, was er für Weiderechte bekommen hätte. Für den Fall, dass der Kohlepreis stieg, mussten neue Bedingungen ausgehandelt werden. Befriedigt kehrte er nach Hause zurück, um ein Bad zu nehmen und sich umzukleiden, ehe er sich zum Dinner nach Bishopsgate begab.
    Der Gedanke an das Wiedersehen mit Velvet erfüllte Montgomery mit freudiger Ungeduld. Er war überzeugt, dass das Schicksal ihm gewogen war. Es hatte seine Verlobte nicht nur nach London zurückgeführt, es hatte auch dafür gesorgt, dass ihre Wege sich kreuzten.
    Natürlich hatte er sehr oft an sie gedacht, seit dem Tag ihrer Verlobung, als er überzeugt gewesen war, hinter ihrem Engelsgesicht verberge sich ein Teufelchen. Als er dann aber Captain geworden war und viele Rekruten befehligte, hatte er die menschliche Natur kennen gelernt. Hinter übertriebener Tapferkeit und tollem Übermut verbargen junge Männer oft Angst und Unsicherheit. Als Velvet ihn regelmäßig im Traum heimsuchte, ging ihm auf, dass ihr keckes Benehmen und ihr Trotz nur dazu dienten, Empfindlichkeit und Verletzlichkeit zu tarnen.
    Pünktlich um sechs pochte Montgomery an die Tür in Bishopsgate und wartete in der schwarz-weißen Empfangshalle, während der Butler der Dowager Countess sein Eintreffen meldete.
    Christian kam in weniger als fünf Minuten herunter. Er empfand jäh Enttäuschung, dass Velvet sie nicht begleitete. Während er und Lady Cavendish launige Bemerkungen austauschten, versuchte er der Ungeduld Herr zu werden, die sich in seiner Brust aufbaute. Wo ist sie? Sie weigert sich doch nicht etwa, mit mir zu speisen? Greysteel hielt verlegen die mitgebrachten Rosen in der Hand, bis ihn schließlich seine guten Manieren zwangen, die Blumen der Witwe zu überreichen.
    »Wie schön! Kommt, wir wollen in den Salon gehen.«
    Montgomery folgte ihr und ließ sich in dem angebotenen Sessel nieder. Kaum hatte er sich gesetzt, sprang er wieder auf, da Velvet eintrat. Sie trug ein schlichtes weißes Kleid und hatte auf ein Häubchen verzichtet. Er konnte den Blick nicht von ihrem prachtvollen Haar abwenden und verschränkte die Hände hinter dem Rücken, um nicht in Versuchung zu geraten, sie zu berühren. »Mistress Cavendish.«
    Velvet wollte den Rat ausprobieren, den sie in Bess’ Tagebuch gelesen hatte. Ich lasse einen Mann immer so lange warten, dass er es mit der Angst zu tun bekommt, nie aber so lange, dass er wütend wird. Nun hatte sie das Gefühl, dass ihr Versuch von Erfolg gekrönt war. Greysteel starrte ihr Haar wie gebannt an, und sie wusste, dass Bess auch Recht hatte, als sie schrieb: Wenn ich barhäuptig bin, übt mein rotes Haar besondere Faszination auf Männer aus.
    Christian legte ihr die zwei Dutzend Rosen in die Arme. »Ich bin sicher, dass diese Blumen für dich gedacht waren.«
    Velvet senkte den Blick auf die dunkelroten Blüten und fühlte sich in den Garten von Nottingham Castle zurückversetzt. Die Rosen waren von derselben Farbe wie jene, die sie auf den Gedanken gebracht hatten, sich Velvet zu nennen. Sie schaute rasch auf und erkannte an dem Leuchten seiner durchdringenden grauen Augen, dass er die Blumen mit der Absicht gewählt hatte, die Erinnerung an jenen Tag wachzurufen.
    »Ich stelle sie ins Wasser.« Sie wusste, dass sie atemlos klang.
    Kaum hatte sie den Raum verlassen, als Greysteel sie auch schon vermisste. Die Countess schenkte Wein für sich und ihren Gast ein. Obschon es ihm wie eine Ewigkeit erschien, kam Velvet sofort wieder, und er sah erfreut, dass sie die Rosen in eine Kristallvase gestellt hatte.
    »Möchtest du ein Glas Wein, Velvet?«
    »Nein, danke, Mylady. Ich habe noch nie Wein getrunken.«
    Ihre Worte beflügelten Greysteels Phantasie. Ich wette, dass es viele Dinge gibt, von denen du nie gekostet hast.
    »Ach, trink doch ein Schlückchen, damit wir auf den König anstoßen können«, führte Christian sie in Versuchung.
    »Ja, ich würde gern auf Charles trinken.«
    Sie sprach den Namen Charles mit so viel Verehrung aus, dass Greysteels Phantasie wie ein Stein herunterpolterte. Verdammt, du hast für den Traumprinzen seit deiner Kindheit geschwärmt. Höchste Zeit, dass du diesen Unsinn ablegst. Sie tranken auf das Wohl Seiner Majestät.

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