Feuriger Rubin: Roman (German Edition)
Drink ein und verzog das Gesicht. »Leider holländischer Gin. Setz dich, trink und erleichtere dich.«
»Letzten Herbst befehligte ich junge Rekruten aus Northumberland. Wir wurden von George Moncks Coldstream Guards gefangen genommen und in Berwick eingekerkert.«
Charles’ Gesicht legte sich in melancholische Falten. »Ihr seid wie Kaninchen in eine Falle geraten, als ihr auf die Invasion gewartet habt, die nie kam.«
»Nach einem höllischen Winter einigte ich mich mit Monck dahingehend, dass meine Leute freigelassen und über die Grenze geschickt würden. Als Gegenleistung sollte ich ihm Informationen über Cromwell verschaffen und die Wahrheit über die Stimmung unter der Bevölkerung in Erfahrung bringen.«
»Und was ist die Wahrheit, wie du sie siehst?«
»Die Menschen sind der Militärregierung überdrüssig. Es herrscht das Gefühl vor, dass das Land von einer gewählten Regierung und nicht von einer Parlamentsarmee regiert werden sollte. Viele ersehnen insgeheim eine Monarchie, es gehen sogar Gerüchte um, dass man Cromwell die Krone antragen wird.«
»Deine ungeschminkte Wahrheit birgt für mich wenig Hoffnung, mein Freund.«
»Irrtum, Majestät. Cromwell wird sterben.«
Charles rückte begierig vor. »Du hast ihn gesehen?«
»Ich legte eine Roundhead-Uniform an und ging nach Whitehall. Er ist gebeugt, hager und kann keine Nahrung bei sich behalten.«
»Gift?«, fragte Charles rundheraus.
Die Gerüchte von einer Verschwörung gegen sein Leben beruhen also auf Wahrheit. » Mehr als das, Euer Majestät. Von einem Giftanschlag kann man sich erholen. Cromwell aber wird von seinem Leiden nicht genesen. Der Protektor wurde zu einem Eiferer, der sich für Gottes Werkzeug hält, um die Religion zu reformieren und England zu einem neuen Jerusalem zu machen. Doch das Volk hat diesen Frommen fürchten gelernt und ist durch die Reformen, die er ihm aufzuzwingen versucht, verbittert. Cromwell stirbt an seinem Fanatismus.«
»Und was stand in deinem Bericht an George Monck?«
»Er wollte die Wahrheit. Und die lieferte ich ihm.«
»Warum will er die Wahrheit? Was hat er vor?«
»An George Monck ist mehr, als auf den ersten Blick zu sehen ist. Als Militärführer hervorragend, hat er Schottland dank seiner Coldstream Guards in der Hand. Obwohl zahlenmäßig unterlegen, macht ihre Kampfkraft sie zu überlegenen Gegnern der englischen Parlamentsarmee.«
»Falls Cromwell stirbt, könnte er das Machtgleichgewicht in Händen halten. Reicht seine Macht aus, damit die Waage sich neigt?«
»Meiner Meinung nach ja. Monck war Royalist, der nie die Waffen gegen Euren Vater ergriff. Als er gefangen genommen wurde, hielt Cromwell ihn zwei Jahre im Tower fest. Vor die Wahl gestellt, dort auf ewig zu verrotten oder gegen die irischen Rebellen zu kämpfen, wählte er die Freiheit.«
»Ein Mann, der klug genug ist, pragmatisch zu handeln, würde das wieder tun. Er verdient es, dass man die Beziehung zu ihm pflegt. Wir brauchen Monck auf unserer Seite.«
»Er ist sehr vorsichtig, Euer Majestät. Er würde sich nie offen deklarieren.«
Charles nickte nachdenklich. »Auch ich habe Vorsicht gelernt. Ich glaube, wir sollten Kanzler Hyde nach seiner Ansicht befragen. Er hat einen klugen Kopf für Politik und musste der Not gehorchend lernen, den Mund zu halten. Ich danke dir, dass du deinen Kragen riskiert hast, um mir diese Information zu bringen. In Zukunft wird es sicherer sein, sich schriftlich auszutauschen. Ich vertraue darauf, dass du dir genau überlegst, was du in deinen Berichten an Monck weitergibst.«
»Den ganzen Sommer hieß es Kirche am Freitag, Kirche am Sonntag – ich kann keine Bußpredigt mehr hören«, erklärte Christian. »Der anglikanische Gottesdienst zu St. Botolph in Bishopsgate war mit seinen traditionellen Gebeten und den schönen Liedern immer sehr erhebend.«
»Musik ist ein Instrument des Teufels«, sagte Velvet todernst. »Nur schmerzliche Seelenerforschung kann einen in den Zustand der Gnade versetzen.«
»Seelenerforschung ist fromme Phrasendrescherei. Wir brauchen Abwechslung. Wir lassen die Kutsche vorfahren und unternehmen einen Einkaufsbummel. Emma soll mitkommen.«
Als sie zum New Exchange am Strand fuhr, bemerkte Velvet Emmas Gesicht. »Ich dachte, du würdest eine Ausfahrt genießen.«
»Die vielen Soldaten auf der Straße machen mir Angst.«
»Ich glaube, das sollen sie auch. Protektorat, dass ich nicht lache! Es ist eine Regierung, die das Volk einschüchtert«,
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