Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuriger Rubin: Roman (German Edition)

Feuriger Rubin: Roman (German Edition)

Titel: Feuriger Rubin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Henley
Vom Netzwerk:
hin.
    Sie legte den Kopf zurück, um zu ihm aufblicken zu können. »Ich weiß so gut wie nichts von Euch. Für eine Werbung bin ich nicht bereit.«
    Er hob eine goldene Haarsträhne an und spürte deren seidige Beschaffenheit. Dann streichelte er mit seinen Fingerrücken ihre Wange. »Soll ich dich überzeugen, dass du es sehr wohl bist?« Er senkte den Kopf und streifte mit seinen Lippen kurz ihren Mund. Ihre Lippen teilten sich mit einem Atemholen, wie er gehofft hatte, und diesmal nahm er sie voll in Besitz. Greysteel blickte voller Verwunderung auf sie hinunter. »Du bist noch nie geküsst worden!«
    »Doch … nein … verdammt, Montgomery.«
    »Deine Unschuld ist bezaubernd, Velvet.«
    Bess hat Recht. Es gibt nur eines, was einen Mann mehr reizt als Erfahrung, nämlich Unschuld.
    »Nun, konnte ich dich überreden?«
    Seine Stimme war nun rauer, und das erregte sie. »Für eine Werbung bin ich nicht bereit, aber für etwas anderes schon«, sagte sie matt. »Für einen langen Degen etwa, um Euch auf Armeslänge zu halten.«
    »Ich bin dabei, was immer Ihr wollt.«
    »Ist das Drohung oder Verheißung, Greysteel Montgomery?«
    »Beides. Du bist ein freches Ding, Velvet Cavendish.«
     
    Nachdem er sein Pferd eingestellt und dem Wirt für zusätzliche Haferrationen Geld gegeben hatte, schloss Greysteel seine Tür im Salisbury Court auf. Velvet war eine köstliche Ablenkung, die er jetzt aus seinem Bewusstsein verbannen musste, um sich auf die vorliegende Aufgabe konzentrieren zu können. Die Proud Eagle würde mit der Mitternachtsflut auslaufen.
    Montgomery versperrte seine Schreibtischlade, löschte die Lichter und ging durch die Hintertür hinaus. Obwohl die Zeit knapp war, zwang er sich, langsam zu gehen, um sicher zu sein, dass niemand ihm folgte, als er auf Blackfriars und die Themse zuhielt. Er war froh um die Dunkelheit und den Nebel, der über dem Fluss hing. Die Ankerlichter des Schiffes, das er suchte, erblickte er erst, als er knapp davor stand. Das Geräusch der Ankerkette, die durch die Klüse gezogen wurde, verriet, dass das Schiff im Begriff stand, den Liegeplatz zu verlassen.
    Ein Seemann hob ein dickes Ankertau von einer Runge. Montgomery fragte nach Spencer, der in Sekundenschnelle zur Stelle war. Der Seemann kam näher und grinste. »Hab’ Euch gar nicht erkannt. Ihr habt einen Brief für mich?«
    Greysteel schüttelte den Kopf und zog den dicken Kragen der Seemannsjacke, die er beim Trödler erstanden hatte, eng um den Hals. »Nein, ich habe einen Passagier für Euch.«

5
     
    Von der Themsemündung direkt nach Ostende dauerte die Fahrt eine Nacht. Die Proud Eagle passierte den Hafen und ankerte in einer verborgenen Bucht in Richtung Blankenberge.
    Die Routine, mit der Spencer ihn vom Schiff geleitete und zwei Pferde beschaffte, die sie nach Brügge bringen sollten, verriet Greysteel, dass der Seemann aus Jersey im Schmuggelgewerbe ein alter Hase war. Es waren knapp sieben Meilen bis zu der ausgedehnten, als Militärlager dienenden Stadt, die dem exilierten König als Hauptquartier diente. Als das Paar vor dem Gebäude eintraf, das Charles Stuart beherbergte, zeigte es sich, dass Spencer dort gut bekannt war und überall Zutritt hatte. Schließlich gelangten sie zu einer Tür, vor der ein Posten stand. Spencer sagte das Losungswort, und wie von Zauberhand fanden sie Einlass.
    Der dunkle, sechs Fuß große Mann, der sich erhob, war viel schmaler, als Montgomery erwartet hatte, und wirkte sehr viel ärmlicher. Die zwei Männer starrten einander eine in die Länge gezogene Minute an, dann verzog Charles’ melancholisches Gesicht sich zu einem Lächeln. »Herrje, du bist es, Greysteel Montgomery. Sieht aus, als wären wir beide zu Bettlern geworden.« Ihre letzte Begegnung hatte in der katastrophal ausgegangenen Schlacht von Worcester stattgefunden.
    Spencer sah, dass der König den Mann kannte, und zog sich wortlos zurück.
    »Euer Majestät – Ihr werdet nicht hören wollen, was ich zu sagen habe, doch fühle ich mich gedrängt, es zu äußern.«
    »Die Wahrheit ist oft bitter. Deswegen bekomme ich sie so selten zu hören. Meine Ratgeber und meine Höflinge sagen mir nur das, von dem sie wollen, dass ich es glauben soll. Ich musste erfahren, dass die meisten Menschen auf ihren Vorteil aus sind.«
    »Ich bin es auch. Und kam, um mein Gewissen zu beruhigen.«
    »Gewissen?« Lachen kam rollend aus Charles’ Kehle. »Ich vergaß schon mit sechzehn, was Gewissen ist.« Er schenkte beiden einen

Weitere Kostenlose Bücher