Feuriger Rubin: Roman (German Edition)
arrogante Kerl, dass sie ihn nicht vergessen hatte.
»Sicher betrachtet auch der Earl of Eglinton wie mein Vater nach all den Jahren die Verlobung für null und nichtig.«
»Was sie davon halten, zählt nicht.« Greysteel zeigte eine entschlossene Miene. »Ich bin es, der über unsere Verlobung entscheidet.«
»Ihr müsst von Sinnen sein!«, hielt sie dagegen.
Ihre Worte saßen. Sie hatte schon damals kein Hehl daraus gemacht, dass sie ihn nicht wollte, und auch jetzt lehnte sie ihn ab. Lehne dich gegen mich auf, du wirst den Kürzeren ziehen; dein Widerstand stärkt nur meine Entschlossenheit.
»Mylord, Ihr müsst Velvet vergeben. Sie wollte nicht unhöflich sein.«
»Natürlich wollte sie das. Am liebsten würde sie mich mit meinem Degen durchstoßen, doch das wagt sie nicht.«
»Ihr könnt Gedanken lesen, Sir«, sagte Velvet zuckersüß.
Christian beobachtete die beiden Kontrahenten genüsslich. Die sinnlichen Funken zwischen ihnen brachten die Luft zum Knistern. »Lord Montgomery, darf ich vorschlagen, dass Ihr Mittwochabend zum Dinner kommt? Vielleicht könnt ihr beiden eure Differenzen dann bereinigen – oder das Duell fortsetzen. Ich möchte wetten, dass beides ungemein unterhaltend sein wird.«
»Eine unverdiente Ehre«, murmelte Velvet verächtlich.
Ein diskretes Pochen an der Bibliothekstür unterbrach sie. Als der Verwalter eintrat, nutzte Velvet die Gelegenheit, sich davonzumachen.
»Das ist Mr Burke, mein geschätzter Verwalter. Und dieser Gentleman ist Robert Greysteel Montgomery, der Sohn des Earl of Eglinton, der in der Armee der Royalisten kämpfte.«
»Ich fühle mich geehrt, Sir. Wir sind in Eurer Schuld für Eure loyalen Dienste.«
»Das sind wir allerdings«, pflichtete Christian bei. »Obwohl ich dafür sorge, dass meine Familie sich an die Gesetze von Cromwells Herrschaft hält, liegen meine Sympathien bei den Royalisten, und ich halte Kontakt mit den Stuarts.«
Greysteel sah Burke an. »Mylady, ich bewundere Eure Gesinnung, hoffe aber, dass Ihr Euch der Gefahr bewusst seid.«
»Ihr könnt sicher sein, dass die Menschen, die ich mit der Übermittlung meiner Sendungen betraue, verlässlich und vorsichtig sind. Nun, jetzt überlasse ich Euch den fähigen Händen Mr Burkes. Ich sage Euch Adieu bis Mittwoch.«
Montgomery beglich die Rechnung für die Schafe und überreichte Mr Burke seine Karte. »Ich eröffnete ein Kontor in Salisbury Court.«
»Ein guter Ort, günstig zum Temple und zum Fluss gelegen. Es ist mir ein Vergnügen, mit Euch in geschäftliche Beziehungen zu treten, Lord Montgomery.«
»Ich möchte nicht aufdringlich erscheinen, doch wüsste ich Ihren Rat zu schätzen, Mr Burke. Ich erwäge seit einiger Zeit, die Schürfrechte meiner Ländereien in Derbyshire zu vergeben.«
»Sehr ratsam. Auch Ihre Ladyschaft hat Verträge für ein paar Morgen in Derbyshire abgeschlossen. Ihr bekommt von mir Adressen von Kohleabbau-Gesellschaften, die sehr gern mit Euch Verbindung aufnehmen werden.«
Christian begab sich auf die Suche nach Velvet und traf sie in der Küche an, wo sie sorgsam die Rosenblätter von Ruß befreite. »Lass die Blumen, Liebes, komm und rede mit mir.«
Widerwillig folgte Velvet der Countess in deren bevorzugten Wohnsalon und setzte sich in einen Sessel am Fenster.
»Greysteel Montgomery ist ein unwiderstehlicher Mann. Er wird Geld, Güter und ein Earltum erben. Ist es sein teuflisch dunkles, hartes Aussehen, das dich abstößt?«
»O nein«, leugnete Velvet rasch. Seine physische Anziehungskraft ist so mächtig, dass sie mich fast überwältigt.
»Dann bin ich ratlos. Warum hast du ihn zurückgewiesen?«
»Als Vater mir vorschlug, mich nach England zu schicken, fragte ich ihn, wie es um meine Verlobung stünde. Er sagte, dass sich die Umstände sehr geändert hätten und der Earl of Eglinton sicher nicht erpicht darauf sei, dass sein Erbe eine Frau ohne nennenswerte Mitgift heiratet.« Die Demütigung trieb ihr die Röte in die Wangen.
»Greysteel Montgomery hat sicher eine eigene Meinung dazu … den kümmert es keinen Deut, was sein Vater denkt. Gut möglich, dass die Verlobung für ihn gültig und bindend ist.«
Velvet errötete noch tiefer. »Verstehst du denn nicht? Er weiß von deinem Reichtum, und da ich bei dir lebe, glaubt er, meine Verhältnisse hätten sich vorteilhaft geändert. An meinem nächsten Geburtstag werde ich einundzwanzig – habe das ideale Heiratsalter also hinter mir. Montgomery hat kein persönliches Interesse an mir,
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