Feuriger Rubin: Roman (German Edition)
des Krieges mit Holland die Zinsen dermaßen steigen lassen?«
»Cromwells Friedensvertrag kam zu spät. Unsere Navy konnte nicht genug feindliche Schiffe kapern, um die Kosten abzudecken. Spanische Freibeuter ruinierten den britischen Handel.« Er senkte vertraulich die Stimme. »Nach Berechnung der Goldschmiede schuldet uns die Regierung über zwei Millionen Pfund. Wir beschlossen, ihr keinen Kredit mehr zu gewähren. Sobald wir die Regierung davon informieren, bricht das totale Chaos aus.«
Montgomery nahm sein Geld und kehrte in sein Kontor zurück. Er hatte vom Goldschmied genug erfahren, um wieder einen Bericht über die Lage der Regierung an Monck zu liefern.
Der jüngst beendete Krieg mit Holland war nicht nur äußerst unpopulär, er brachte der Regierung Cromwells den finanziellen Ruin. Trotz hoher Steuern sind die Einnahmen stark zurückgegangen. Die Regierung ist mit über zwei Millionen Pfund verschuldet und ist praktisch kreditunwürdig. Mit den Soldzahlungen an Armee und Marine gerät man immer mehr in Rückstand. Cromwell hat dies geheim gehalten, wird aber bald das Parlament einberufen müssen, damit es massive Steuererhöhungen beschließt.
Montgomery versiegelte den Brief und schloss ihn in seiner Schreibtischlade ein. Dann schrieb er einen fast identischen Brief an Charles Stuart, fügte allerdings zwei Absätze hinzu:
Ich rate Euer Majestät und Chancellor Hyde dringend, sich mit General Monck direkt in Verbindung zu setzen. Wenn Cromwells Soldaten desertieren, weil sie keinen Sold bekommen, wird der Protektor zweifellos Monck befehlen, seine schottische Streitmacht nach England zu bringen.
Ich glaube, das Risiko lohnt sich, Monck ein ehrenhaftes Angebot zu unterbreiten. Macht es für ihn vorteilhafter, sich auf Eure Seite zu schlagen als auf jene des fanatischen Cromwell. Lehnt er Euer Angebot ab, habt Ihr nichts verloren. Geht er darauf ein oder will er Zeit gewinnen, dann ist es ein Riesenschritt zur Wiedergewinnung Eures Thrones.
Montgomery streute Sand auf das Papier und siegelte den Brief. Er wollte ihn mit zu den Inns of Court nehmen und Mr Burke überreden, seine Verbindungen spielen zu lassen, um den Brief über den Kanal zu Charles Stuart gelangen zu lassen.
Von ihrem Schlafzimmerfenster aus sah Velvet erstaunt, dass die Countess in Begleitung Mr Burkes ihre Kutsche bestieg. »Beim Lunch sagte Christian nichs von einer Ausfahrt«, bemerkte Velvet zu Emma. »Während sie fort ist, möchte ich das Rezept für Aprikosengesichtscreme aus Bess’ Tagebuch ausprobieren.« Der Garten in Bishopsgate konnte sich eines Aprikosenbaumes rühmen, der reichlich Früchte getragen hatte. »Wenn jetzt die Herbstkälte kommt, fällt das Obst ab und verdirbt.«
Velvet band sich eine Schürze um, damit ihr Kleid geschützt wurde, und ging in den Garten hinaus, um ein paar reife Aprikosen zu ernten. Sie brachte sie in die Vorratskammer und tat sie auf den Schragentisch neben das Glyzerinfläschchen und Rosenwasser, das sie in der Woche zuvor gemixt hatte. Die Luft war schwer vom Duft der Kräuter, die hier zum Trocknen hingen, und von den nach Lavendel duftenden Bienenwachskerzen, die das Küchenmädchen gestern in Formen gegossen hatte. Velvet nahm eine große hölzerne Schüssel und einen Mörser vom Bord, dann fiel ihr ein, dass das Rezept Stärkemehl verlangte. Da die Waschküche neben der Vorratskammer lag, tat sie einen Schritt in diese Richtung. Ein Schatten lenkte sie ab, der über die Tür fiel und den Sonnenschein blockierte. Sie sah sofort, dass es Christians Enkel war. »Einen schönen Nachmittag, Lord Cavendish.«
»Einen wahrhaft schönen Nachmittag.« Ein Grinsen breitete sich in seinem hübschen Gesicht aus, als sein warmer Blick über sie glitt.
Velvet empfand leichtes Unbehagen. »Falls Ihr Eure Großmutter sucht, sie ist mit Mr Burke fortgefahren.«
Sein Grinsen wurde breiter, als er näher kam. »Ja, ich sah sie wegfahren.« Er griff nach einer Aprikose und biss hinein. »Süß und saftig.«
Sein Blick hing an ihrem Mund, fiel auf ihre Brüste und hob sich dann, um ihrem Blick zu begegnen. »Eine Frucht, reif zum Pflücken.«
Ihr war klar, dass er sie meinte, als er die goldene Frucht in den Mund steckte. Und dann packte er sie. Als sie schreien wollte, nahm er ihren Mund in Besitz, und sie schmeckte die Aprikose. Trotz ihrer verzweifelten Gegenwehr war er stärker als erwartet, und sie musste sich seinen Kuss gefallen lassen, bis er sie losließ. Kaum hatte er es
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