Feuriger Rubin: Roman (German Edition)
getan, stieß sie ihre Faust in seinen Solarplexus und sah zu, wie er die Frucht schluckte.
»Ach, Mylord, sicher wisst Ihr, dass der Kern ein tödliches Gift enthält?«, fragte sie in besorgtem Ton.
Cav fasste nach seiner Kehle. »Ich weiß, dass ein Pfirsichkern giftig ist – o Gott, hat auch die Aprikose tödliche Eigenschaften?« Er rannte hinaus und erbrach sich ins Gras.
Velvet schlüpfte aus der Vorratskammer in die Waschküche und dann in die Küche, wo die Köchin mit ihren Helferinnen das Dinner vorbereitete und sie in Sicherheit war. Sie zügelte ihre Erregung. »Die Perlhühner duften köstlich. Würdet Ihr mir zeigen, wie man diese spezielle Weinsoße macht, die dazu gereicht wird?«
Velvet war erleichtert, dass Christian am späten Nachmittag zurückkam. Als sie der Witwe beim Dinner Gesellschaft leistete und sah, das Cav nicht da war, beschloss sie, Lady Cavendish von dem Vorfall in der Vorratskammer zu berichten. Ehe sie aber etwas sagen konnte, kam der junge Lord hereingeschlendert und setzte sich auf den Stuhl, der neben ihrem stand.
»Da bist du ja, Cav. Sicher konntest du dir allein die Zeit während meiner Abwesenheit vertreiben?«, erkundigte sich Christian.
»Ja, ich finde immer etwas, das mich amüsiert.«
Die Soße wurde serviert, und Christian wartete, bis der Diener das Speisezimmer verlassen hatte, ehe sie sagte: »Du wirst bald neunzehn. Höchste Zeit, dass wir an eine passende Partie für dich denken.«
»Ich werde mich keineswegs mit irgendeiner Erbin begnügen. Für mich ist nichts Geringeres als die Tochter eines Herzogs gut genug.«
»Da du mit Titel, Reichtum und blendendem Aussehen gesegnet bist, garantiere ich dir, dass du nach Belieben wählen kannst.«
Er warf Velvet einen Seitenblick zu und grinste, als sie errötete. Dann drückte er sein Bein an ihres und lachte, als sie zurückzuckte.
Die Perlhühner wurden serviert, und Velvet reichte die Soßenschüssel an Christian weiter. »Ich half mit, die Weinsoße zu machen. Hoffentlich schmeckt sie.«
Cat sagte gedehnt: »Sehr klug, sich häuslich zu betätigen. Eine Frau Eures Alters und ohne Mitgift hat wenig Chancen auf eine gute Heirat.«
»Unsinn, eine Dame von Velvets Schönheit und Herkunft wird viele Anträge bekommen.«
»Anträge allerdings, aber wird wohl ein Heiratsantrag darunter sein?« Unter dem Tisch strich er mit der Hand über ihren Schenkel.
Velvet nahm ihre Gabel und stach damit verstohlen in seine Hand. »Für seine achtzehn Jahre verfügt Lord Cavendish über bemerkenswert scharfen Witz.« Sie sah, wie er seine Augen gefährlich zusammenkniff.
»Nun, ich glaube, du bist ihm gewachsen, meine Liebe.«
Nach Tisch besuchte Will Cavendish seinen Freund Henry Killigrew im nahe gelegenen Gresham College, und Velvet folgte der Dowager Countess in ihren Lieblingssalon. Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen, um das unangenehme Thema zur Sprache zu bringen.
»Christian, ich petze nur ungern, doch als du heute außer Haus warst, folgte Cav mir in den Vorratsraum und machte unerwünschte Annäherungsversuche.«
»Annäherungsversuche?«
»Er … er küsste mich!«
Christian fing zu lachen an. »Ach, wie lustig! Der gute Junge schwärmt für dich.«
»Ich fand es nicht lustig … er jagte mir Angst ein.«
»Velvet, er ist ein Knabe! Sicher kannst du mit einem jungen Mann fertig werden, der in dich verliebt ist. Es ist doch schmeichelhaft, meinst du nicht?«
»Mylady, der junge Lord Cavendish ist verzogen und nicht gewöhnt, dass ihm ein Wunsch abgeschlagen wird.«
»Genau! Ein paar Dämpfer deinerseits werden ihm gut tun! Ich sagte ja, dass du einen unwiderstehlichen Reiz ausübst. Vielleicht glaubst du mir jetzt, Velvet.«
Nachdem die Dowager Countess sich zurückgezogen hatte, ging Velvet in die Bibliothek, um sich ein Buch zu holen. Als ihr Blick auf den Schreibtisch fiel und sie Papier und Schreibutensilien sah, fiel ihr ein, dass sie an Minette schreiben sollte. Fast hätte sie sich hingesetzt, doch sie folgte ihrem Instinkt, der ihr sagte, dass sie nicht allein angetroffen werden wollte, wenn Cav zurückkäme. Sie nahm Papier, Tinte und ein Federkieletui und brachte die Dinge hinauf in ihr Gemach.
Velvet schrieb einen amüsanten Brief an ihre königliche Freundin, berichtete von der Überfahrt, von dem Wolkenbruch, der sie bei der Ankunft durchnässt hatte, und schilderte ihre unnötige Angst vor der Begegnung mit der Dowager Countess of Devonshire. Als sie fertig war, beschloss sie,
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