Feuriger Rubin: Roman (German Edition)
den Sattel zu setzen. »Ich werde es, Velvet. Zweifelt niemals daran!«
Ohne auf ihn zu warten, lenkte sie das Pferd aus dem Stall hinaus und ließ ihm die Zügel schießen, kaum dass sie im Freien war. Immer wenn Greysteel sie einholte, sprengte sie ihm davon und warf ihm einen übermütigen Blick zu, der ihm sagte Fang mich, wenn du kannst!
Eine Zeit lang überließ Montgomery ihr die Führung und gab sich damit zufrieden, sie zu beobachten, wie sie glücklich und sorglos über die Wiesen sprengte, ganz so als wäre sie die Gutsherrin. Man sah ihr an, wie sehr es ihr hier gefiel, und Greysteel wusste plötzlich, dass er Roehampton haben wollte. Velvet mag mir widerstehen, doch der starke Reiz dieses herrlichen, so nahe bei London gelegenen Besitzes wird ihr Herz erobern und sie festhalten.
Ein leicher Druck der Knie, und Falcon, sein Pferd, war gleichauf mit ihrem. »Wie wär’s mit einem Wettrennen um den See?«
Ihr Lachen wehte hinter ihr her, als sie wie der Wind davonritt.
Greysteel ließ sie voranreiten, bis sie zwei Drittel der Strecke hinter sich hatten. Dann verringerte er rasch und sicher den Abstand, und als sich ihre Steigbügel berührten, griff er nach ihr, hob sie kraftvoll aus dem Sattel und setzte sie vor sich.
Obwohl dieses kühne Manöver ihr den Atem raubte, sprühten ihre Augen vor Freude und Erregung über seinen Wagemut.
Er lenkte sein Pferd vom See fort, in eine gemähte Wiese, auf der es in leichten Galopp verfiel. Er sprang herunter und hob die Arme, wohl wissend, dass sie die Chance ergreifen würde. Geschickt federte er den Aufprall ihres Körpers mit einer Rolle ab, und sie kamen an einem Heuschober zu liegen.
Ihre köstlichen Brüste hoben und senkten sich, als sie lachend zu ihm aufschaute. »Ein Gentleman hätte mich gewinnen lassen!«
»Ich bin ein Mann, Velvet. Ich besitze zu viel Stolz, um mich von einer Frau in irgendeiner Disziplin besiegen zu lassen.« Er pflückte einen Strohhalm aus ihrem Haar.
Wenn ein Mann hingerissen ist, wird er einen Vorwand finden, einen zu berühren. Bess hatte auch geschrieben: Wenn man geküsst werden möchte, muss man sich die Lippen benetzen.
Velvet berührte mit ihrer Zungenspitze vorsichtig ihre Oberlippe.
Wie der Blitz nahm Greysteel vor Wonne stöhnend ihren weichen Mund in Besitz. Seine kraftvollen Arme legten sich um ihren Rücken, und er hielt sie so fest, dass ihre Brustspitzen gegen seine harten Brustmuskeln gedrückt wurden. »Velvet, wirst du dir die Sache mit unserer Verlobung überlegen?«
»Montgomery, ich besitze keinen Penny. Ohne Mitgift ist es ausgeschlossen – meinst du, ich hätte keinen Stolz? Wenn Charles seinen Thron besteigt und ich ein Erbe zu erwarten habe, kannst du mich wieder fragen.«
Er wusste nicht, wie ihm geschah. »Wenn Charles seinen Thron besteigt? Velvet, bis dahin können noch einmal zehn Jahre vergehen, falls es denn je der Fall sein wird.«
Da warf sie sich ihm wütend entgegen und trommelte gegen seine Brust. »Du treuloser Schuft! Du musst an ihn glauben, du musst! Ich werde nie den Glauben an ihn verlieren. Auch nicht in hundert Jahren . «
Sie war wütend wie eine Wildkatze. Ihre tiefe Hingabe für Charles Stuart weckte Greysteels Eifesucht, zugleich aber war ihm klar, dass die Hoffnungen, die sie hegte, ganz und gar unrealistisch waren.
»Verzeih mir. Du warst so voller Freude, und ich verdarb sie dir.«
Sie stand auf und strich über ihren Rock. »Keine Rede davon. Wie könnte ich an einem so zauberhaften Ort wie Roehampton unglücklich sein?«
»Ich hole die Pferde – sicher steht der Lunch schon bereit.«
Sie griff nach dem Zaum ihres Pferdes. »Ich will die Schwäne auf dem Wasser beobachten … und mir vielleicht etwas wünschen. Richtest du Christian aus, dass ich eine Weile allein sein wollte?«
Als Greysteel das Herrenhaus betrat, wusste er, dass er mit allen Mitteln versuchen musste, es in seinen Besitz zu bringen. Die glänzenden Eichendielen, die in Blei gefassten Fenster, die hohen Balkendecken, dies alles verriet seinen elisabethanischen Ursprung. Er suchte und fand die Countess. »Velvet ist von Roehampton fasziniert. Sie hat ihren Streifzug noch nicht beendet. Kann ich etwas tun?«
»Wenn Ihr den Tisch und Stühle auf die Terrasse tragt, können wir im Freien essen. Die Blumenrabatten glühen geradezu vor gelben und rostroten Chrysanthemen – die ersten Herbstblumen.«
Greysteel trug den Tisch hinaus, und die Haushälterin deckte ihn mit Leinen und Silber. Dann
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