Feuriger Rubin: Roman (German Edition)
hatte er das Geschenk bei seinem Goldschmied besorgt. Greysteel gehörte zu den wenigen Menschen, die von Charles intimem Verhältnis mit Barbara Palmer wussten.
Als der König den Deckel anhob, funkelte ihm eine Diamantbrosche entgegen. »Sehr hübsch. Eine schöne Frau soll man verwöhnen. Hast du ein Schmuckstück für deine Dame?«
»Nein, Sire. Ihr habt mir doch geraten, ich solle nie wieder zulassen, dass sie sich im Vorteil wähnt. Aber einen Trauring habe ich.«
Charles warf seinem Freund einen ironischen Blick zu. »Wenn du ihr ein ganzes Schloss bieten kannst, brauchst du keinen Glitzertand.«
Montgomery wahrte kluges Schweigen, da er der Meinung war, dass man eine Frau zu sehr verwöhnen konnte.
»Ist in der Kapelle alles arrangiert?«
»Allerdings, Sire.«
Als sie in der Residenz der Palmers eintrafen, kündigte der Majordomus an: »Seine Majestät König Charles II.« Rasch verbreitete sich die Neuigkeit von der Ankunft des Königs.
Die Gastgeber kamen, um ihn zu begrüßen, Robert verbeugte sich, und Barbara versank in einem anmutigen Knicks, während der König schwungvoll seinen Hut zog. Als er die Hand der Dame küsste, sahen sie einander voller Vorfreude lächelnd in die Augen.
»Charles ist da!« Velvet spürte, wie sie von Erregung erfasst wurde.
Christian stellte ihr leeres Glas ab, hob ihren Fächer und murmelte: »Das habe ich erwartet. Der Ehrgeiz der Palmers geht so weit, dass sie sogar nach Holland eilten, um sich in Gunst zu setzen, als die Nachricht von der Restauration des Königs eintraf.«
Velvet warf einen Blick auf den Tisch mit den köstlichen Desserts. »Ihr glaubt, hinter dieser üppigen Gastfreundschaft stünde Eigeninteresse?«
»Natürlich. Aber Ehrgeiz ist ja nichts Schlechtes. Der König ist klug genug, um zu wissen, dass alle in seiner Umgebung danach trachten, sein … oder ihr Vermögen zu mehren.«
Musik aus dem Ballsaal drang an Velvets Ohren. »Meinst du, dass Seine Majestät tanzen wird?«, fragte sie atemlos.
»Wenn er tanzt, wird er dich sicher auffordern. Geh in den Ballsaal, während ich mich ins Kartenzimmer begebe. Es ist lange her, seit ich bei einer guten Primen-Runde mitspielte.«
Velvet verließ den Speisesaal und ging der Musik nach. Im Eingang zum Salon sah sie Buckingham mit jemandem plaudern, der ihr den Rücken zukehrte. Sie hielt inne. Die breiten Schultern verrieten ihr, dass es Montgomery sein musste. Sie atmete tief durch. Ich hatte ja keine Ahnung, dass er hier wäre! Sie hob die Hand und vergewisserte sich, ob ihre Locken in Ordnung waren.
In ihren Ohren dröhnte ihr eigener Herzschlag. Aufgebracht fragte sie sich, warum er immer diese intensive körperliche Wirkung auf sie ausübte.
Plötzlich wurde Velvet von Zorn erfasst. Warum hast du dich mir nicht anvertraut, als ich dich beschuldigte? Warum hast du zugelassen, dass ich mich zur Närrin machte, nicht nur einmal, sondern bei jeder Begegnung?
Montgomery ließ Buckingham allein, drehte sich um und ging auf sie zu.
Sie ging ihm entgegen und ließ ihren Fächer zuklappen. »Du Teufel!«, zischte sie.
»Kein Wort mehr, Velvet.« Seine Miene war finster und drohend. Er streckte den Arm aus, und seine grauen Augen drängten sie, ihre Hand auf seinen Ärmel zu legen. Zu spät fiel ihr ein, dass sie die Absicht gehabt hatte, sich demütig zu entschuldigen und ihn um Verzeihung zu bitten. Warum machte sein Anblick sie so wütend? Warum brachte er die schlimmste Seite an ihr zum Vorschein?
»Wo ist die alte Dame?«, fragte er.
Sie sah ihn finster an und schwieg, da er ihr untersagt hatte, noch ein weiteres Wort zu äußern.
Er griff nach ihrer Hand und führte sie ins Kartenzimmer. Dort geleitete er sie an den Tisch, an dem die Witwe saß, und sagte leise: »Guten Abend, Lady Cavendish.« Er begrüßte Christian mit einem Handkuss, wobei er ihr verstohlen eine Nachricht zusteckte. »Eure Erlaubnis vorausgesetzt, gehen Velvet und ich jetzt. Keine Angst – ich gebe gut auf sie Acht.«
»Natürlich – Ihr seid ja Captain der königlichen Garde.« Auf Velvets mühsam gezügelte Wut reagierte sie, indem sie vielsagend die Augen verdrehte.
Auf dem Weg zur Haustür begegneten sie Charles, der über eine Äußerung seiner Gastgeberin lachte, und blieben stehen, um sich zu verabschieden. Montgomery wusste, dass der König heute seiner Dienste nicht mehr bedurfte. Er würde bis zum Tagesanbruch bei Barbara bleiben.
Velvet knickste. »Guten Abend, Sire.« Sie sah Barbara an und lächelte
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