Feuriger Rubin: Roman (German Edition)
heiraten und hoffen, dass er es Euch als Morgengabe übereignet. » Wie kommt es nur, dass Greysteel rechtmäßiger Besitzer unseres Schlosses ist? Das kann nicht wahr sein, und doch ist der König überzeugt davon.« Sie biss sich auf die Lippen. »Dieser Teufel muss es mir beweisen, ehe ich es glaube!«
Velvet merkte, dass sie wieder auf dem hohen Ross saß. Und wenn er einen Beweis hat? Schlimmer noch, was, wenn er keine Neigung zeigt, mich zu heiraten?
Voller Zweifel und Ungewissheit ging sie zu Bett und wälzte sich schlaflos über zwei Stunden hin und her, ehe sie einschlief. Kurz vor Morgengrauen träumte sie, sie stünde zwischen den zwei großen, dunklen Männern und flehte sie an, beide aber kehrten ihr den Rücken und ließen sie allein.
15
In ihrem schönsten Kleid, einer grünen, mit Silberband verzierten Seidenrobe, saß Velvet Christian in der Karosse gegenüber, die sie zum Haus der Palmers in der King Street bringen sollte. Den ganzen Tag über hatte sie auf Antwort auf die Botschaft gewartet, die sie Montgomery geschickt hatte, und war nun enttäuscht und verärgert, weil ihr Warten vergebens gewesen war. Hölle und Teufel, dieser befehlsgewohnte Kerl will mich bestrafen, indem er mich auf die Antwort warten lässt … seine Art, jemanden in die Knie zu zwingen. Sie konnte nicht ahnen, dass er stattdessen der Dowager Countess geschrieben und ihr mitgeteilt hatte, dass auch er Gast der Palmers wäre. Sie solle Velvet begleiten, ihr aber nichts von seinem Kommen verraten, hatte er sich ausgebeten.
»Wärest du eine verheiratete Dame, meine Liebe, stünde es dir frei, nach Belieben überallhin zu gehen, ohne mich als Anstandsdame mitschleppen zu müssen.«
»Entschuldige, Christian … ich genieße deine Gesellschaft und vergesse zuweilen, dass du an den Abenden vielleicht nicht mitgeschleppt werden willst.« Sie dachte an die Ermahnung des Königs. »Soviel ich weiß, sieht man am Hof lieber verheiratete Frauen als ledige.«
»Junge Mädchen waren an Elizabeths Hof in Mode, doch das liegt ein Jahrhundert zurück. Die Zeiten haben sich geändert.« Christian blickte aus dem Fenster. »König Charles wird bald heiraten. Der Hofstaat seiner Königin wird sich aus verheirateten adligen Damen wie beispielsweise der Countess of Suffolk zusammensetzen.«
Velvet seufzte. Sie hatte Charles immer geliebt und als Kind tatsächlich geglaubt, er würde sie heiraten. Dennoch war die Vorstellung, eine der Hofdamen seiner Königin zu sein, sehr erstrebenswert. »Jetzt verstehe ich, warum der königliche Hof es vorzieht, wenn Damen verheiratet sind.« Ich wäre jetzt die Countess of Eglinton, hätte es nicht dieses schreckliche Missverständnis zwischen Montgomery und mir gegeben. Ein Prickeln des Verlangens ließ sie erbeben, so dass sie ihn rasch aus ihren Gedanken verbannte, ehe das schmerzende Begehren sie überwältigte.
»Da ist schon Whitehall. Die King Street ist ganz in der Nähe. Das Haus der Palmers soll sehr eindrucksvoll sein.«
Sie stiegen aus und mischten sich unter die anderen Gäste dieses Abends. Livrierte Diener öffneten die Türen, und in der Empfangshalle wurden sie von den Gastgebern Roger und Barbara Palmer begrüßt.
Drei große Räume waren für die Gäste geöffnet. Ein großer Salon mit strahlenden Lüstern diente als Ballsaal, in dem eine Musikkapelle zum Tanz spielte. Daran schloss sich der Bankettsaal, dessen Tische im französichen Büfettstil gedeckt waren und mit köstlichen Speisen, mit Konfekt und importierten Weinen lockten. Schließlich gab es noch ein Kartenzimmer, in dem Spiele aller Art lockten. Es verstand sich, dass sich hier vergnügungssüchtige Höflinge drängten und Geld schnell gewonnen und verloren wurde.
Zu Velvets Erleichterung schien Christian Cavendish viele Gäste zu kennen und konnte sie mit ihnen bekannt machen. Sie lernte die Countess of Shrewsbury kennen, die Countess of Maitland, Lady Anne Carnegie und Lady Elizabeth Hamilton. Velvet versuchte sich einzuprägen, dass Lady Hamilton eine Herzogin war, und Bess, Countess of Maitland, mit John Lauderdale, dem schottischen Freund des Königs vermählt war.
Charles Stuart und Greysteel Montgomery verließen Whitehall gemeinsam. Das Haus der Palmers an der King Street war zu Fuß zu erreichen, und beide freuten sich auf einen vergnüglichen Abend. »Hoffentlich hast du den Glitzerkram nicht vergessen?«
»Nein, Sire.« Montgomery übergab ihm eine kleine Schmuckschatulle.
Auf Geheiß des Königs
Weitere Kostenlose Bücher