Feuriger Rubin: Roman (German Edition)
mühelos trägt. Prodgers wird Euch zeigen, in welchem Stall er steht. Ich möchte nur ein Wort mit Eurer Tochter reden, dann eile ich sofort zu Euch.«
Die Spaniels tollten über den Rasen und spielten Schnappen und Schubsen. Velvet schlenderte an einem Beet voller Rosen entlang, die ihrer intensiven Farbe und ihres starken Duftes wegen gezüchtet wurden. Als sie Charles’ hohe Gestalt aus dem Palast treten sah, fing ihr Puls zu rasen an.
Er kam direkt auf sie zu und nannte sie bei dem Namen, den sie nicht mochte. »Lady Elizabeth, als ich Euch an unseren Hof einlud, nahm ich an, Euch wäre klar, dass Ihr als verheiratete Dame kommen würdet.«
»Aber, Charles …«
»Ihr sollt mich mit Sire anreden.«
Velvet schnappte nach Luft. Sie hatte vergessen, dass er Zwilling und daher wetterwendisch war, zu großer Wärme und Vertrautheit ebenso wie zu eisiger Förmlichkeit fähig. »Eine Heirat ist ausgeschlossen, Sire.«
»Nicht unbedingt. Soviel ich weiß, bat Lord Montgomery Euch um Eure Hand, und Ihr habt ihn eigensinnig abgewiesen.«
»Er hinterging Euch, Sire. Montgomery war Moncks Agent. Sie tauschten heimlich Botschaften aus. Ihr gewährt einem Verräter Zuflucht!«
»Ihr wisst nichts von dieser Sache und sollt auch nichts wissen, da alles geheim war. Montgomery war mein Mittelsmann zu Monck. Als er im letzten Jahr mehrfach den Kanal überquerte, setzte er dabei immer sein Leben aufs Spiel.«
Velvet fasste sich jäh an die Kehle. »Davon hatte ich keine Ahnung, Sire.«
»Ihr schuldet dem Earl eine zerknirschte Entschuldigung.«
»Dem Earl?« Ich wusste nicht, dass Greysteels Vater verstarb.
»Wenn Ihr Countess of Eglinton werden wollt, müsst Ihr ihn um Vergebung bitten.« In den Augen des Königs blitzte wieder Belustigung auf. »Montgomery ist jetzt rechtmäßiger Besitzer Eures Castle of Bolsover. Um es wieder in den Besitz der Familie zu überführen, müsst Ihr ihn heiraten und hoffen, dass er es Euch als Morgengabe übereignet.«
Charles pflückte eine dunkelrote Rose und überreichte sie ihr mit einer galanten Verbeugung. »Es würde mich freuen, wenn Ihr ohne Verzug heiraten würdet. Ihr werdet eine bezaubernde Countess abgeben, Velvet.«
Sprachlos starrte sie ihm nach, als er die Hunde zu sich rief und den Garten verließ. Ihre Gedanken waren total durcheinander, ihre Gefühle chaotisch, ihre Haltung zusammengebrochen und ihre Ruhe dahin. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie so im Rosengarten stand, doch plötzlich fiel ihr ein, dass ihr Vater und ihr Bruder zu einem intimen Dinner bei Charles geladen waren, sie aber nicht.
Tief in Gedanken wanderte Velvet durch die ausgedehnte, sich über zwanzig Morgen erstreckende Ansammlung von Gebäuden, die Whitehall bildeten. Die livrierten Diener schenkten ihr wenig Beachtung, kein Pförtner oder Gardist stellte ihr Recht in Frage, hier zu sein. Plötzlich stand sie an den zur King Street führenden Toren und sah die vor den Mauern errichteten Verkaufsstände. Dies rief Velvet in Erinnerung, dass sie kein Geld für Essen oder Transportmittel hatte, deshalb ging sie zur Kutsche ihres Vaters zurück. Der Kutscher half ihr beim Einsteigen, und sie saß in der Ecke und versuchte, sich die beste Vorgehensweise im Hinblick auf Greysteel Montgomery zurechtzulegen.
Fast zwei Stunden saß sie so da, bis ihr Vater kam, der vor guten Nachrichten geradezu platzte und Velvet mit den Einzelheiten seines Besuchs bei König Charles ergötzte. Er deutete auf das blaue Band an seiner Brust.
»Seine Allergnädigste Majestät verlieh mit den Hosenbandorden für meine Dienste um die Sache der Stuarts. Außerdem zeichnete er mich mit der Herzogwürde aus!«
»Meinen Glückwunsch, Vater.« Velvet freute sich aufrichtig für ihn.
»Das ist noch nicht alles. Seine Allergnädigste Majestät ernannte deinen Bruder Henry zum Marquis of Mansfield. Wir Cavendish sonnen uns in der Gunst des Monarchen.«
»Wahrhaftig«, murmelte Velvet. Es war klar, dass sie bei Seiner Allergnädigsten Majestät tief in Ungnade gefallen war. Das würde sich nicht ändern, ehe sie sich nicht mit Greysteel Montgomery versöhnt hatte.
»König Charles versicherte mir, dass wir Nottingham Castle und Welbeck Abbey kraft eine Parlamentsbeschlusses zurückbekämen.«
Velvet hielt den Atem an. Von Bolsover sagte er nichts. Vermutlich hatte Charles diesen Besitz mit Absicht unerwähnt gelassen. Bolsovers Rückführung in den Besitz der Familie Cavendish hing nun ganz von ihr ab. »Vater, sagte
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