Feuriger Rubin: Roman (German Edition)
der König etwas über meine Heirat?«
»Ja, er hofft, dass sie bald stattfindet. Montgomery wurde Earl, Velvet, es ist also eine vorteilhafte Partie. Und du wirst schließlich nicht jünger, meine Liebe.«
Seine Worte schmerzten sie noch, als sie in Bishopsgate eintrafen. Sie verdrängte mit Absicht alle Gedanken an ihre missliche Lage und sagte sich, dass sie abends in der Abgeschiedenheit ihres Gemaches in Ruhe nachdenken und einen Entschluss fassen konnte.
Beim Dinner überließ es die Witwe Newcastle, dem frisch gebackenen Herzog, sämtliche Einzelheiten seiner Zusammenkunft mit dem König zu schildern, während seine Gattin Margaret sich im Abglanz der Ehre sonnte. Alle am Tisch bewunderten den Hosenbandorden des Herzogs. Velvet bemerkte freilich eine Ausnahme. Die Miene des jungen Lord Cav war verdrießlich, seine Augen begehrlich, als er den Orden anstarrte. Er ist bereits Erbe eines Earltums, doch das reicht dem selbstsüchtigen Lüstling nicht!
»Wie war Euer Besuch bei der Königin?«, fragte Velvet Christian.
»Ich muss gestehen, dass mich Henrietta Marias Aussehen erschreckte. Die langen, kargen Jahre forderten ihren Tribut.«
Margaret warf ein: »Es war der Wunsch Ihrer Hoheit, so spartanisch zu leben und auf Dienerschaft und Karossen zu verzichten, um das Geld für die Restauration ihres Sohnes zu verwenden.«
»Ja, sicher sehr bewundernswert, nun aber ist sie von Rachelust besessen, anstatt jeden Augenblick von Charles’ Restauration auszukosten. Ich verstehe, dass sie alle am Königsmord an ihrem Gemahl Schuldigen zur Rechenschaft ziehen möchte, doch kann man nicht alle Parlamentsparteigänger zum Tode verurteilen.«
»Charles hat jedenfalls viel Arbeit vor sich. Die Mörder seines Vaters werden als Hochverräter angeklagt, und danach wird er dafür sorgen, dass sämtliche Spuren des Cromwell-Regimes getilgt werden«, versicherte Newcastle ihnen.
Entschlossen, das Thema zu wechseln, fragte Christian Velvet mit einem Lächeln: »Und wie war dein Tag?«
Sie zögerte nur kurz. »Ich … ich war mit den Spaniels des Königs zusammen und unternahm eine sehr lehrreiche Besichtigung Whitehalls.« Sie legte ihre Serviette auf den Tisch und stand auf. »Wenn ihr mich entschuldigen wollt, ich muss noch letzte Hand an das Kleid legen, das ich morgen zur Einladung bei den Palmers tragen werde.«
Allein in ihrem Gemach setzte Velvet sich hin und grübelte über all dem, was sich zwischen ihr und Greysteel zugetragen hatte. Sie dachte an Roehampton, wo sie vor langen Monaten so glücklich gewesen waren. Sie hatte wirklich geglaubt, sich Hals über Kopf verliebt zu haben, und ihre Tage und Nächte hätten nicht glücklicher sein können. Dann hatte sie die Uniform der Parlamentsarmee in seinem Schrank gefunden und die Briefe in seinem Schreibtisch, die ihn zu Moncks Agenten und zum Verräter an ihrem geliebten Charles Stuart stempelten.
Warum hatte er seinen Verrat nicht abgestritten, als sie ihn zur Rede gestellt und angeklagt hatte? Warum hatte er sie in dem Glauben gelassen, er hätte Charles und dessen angestrebtes Ziel verraten? Sie argwöhnte, dass Greysteel Montgomery zu stolz war, um etwas abzustreiten oder zu erklären, zumal einer Frau gegenüber. Sie versuchte, sich an seine Stelle zu versetzen, und ihr wurde klar, was für eine Beleidigung ihre Anklage für ihn gewesen sein musste, da er immerhin sein Leben riskiert hatte, um Charles zu seinem Thron zu verhelfen.
Nun ging ihr auf, dass ohne diese Risiken Charles Stuart wahrscheinlich immer noch nicht König von England wäre. Sie dachte an die überheblichen Worte, die sie ihm bei ihrer letzten Begegnung entgegengeschleudert hatte. Wie kannst du es wagen? Wie kannst du es wagen, deine Verrätervisage beim Empfang des Königs zu zeigen? Greysteels Antwort hatte gelautet: König Charles ist mein Freund so wie auch deiner.
Velvet errötete. Ich ließ ihm keine Chance für eine Erklärung. Ich muss mich für die schrecklichen Dinge entschuldigen, die ich ihm an den Kopf warf, und ihn um Verzeihung bitten. Zerknirscht brachte sie ein paar Zeilen zu Papier und fragte an, ob sie ihn aufsuchen dürfe. Sie hob die Feder. Charles machte mir klar, dass er erwartet, wir würden heiraten! Sie verwarf die Idee, die Heirat zu erwähnen, und siegelte rasch den Brief, den sie gleich am Morgen überbringen lassen wollte.
Dann dachte sie daran, was Charles über Bolsover gesagt hatte. Um es wieder in den Besitz der Familie zurückzuführen, müsst Ihr ihn
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