Fever Pitch
Schiedsrichter auf den Punkt zeigte statt weiterzuwinken, als Ball zu Fall gebracht wurde, und weil Dad an seinen Mantel dachte, habe ich dieses Spiel zu etwas werden lassen, das es nicht war. Es repräsentiert für mich jetzt den ganzen Krempel, die gesamte Fixierung, doch das ist falsch. Arsenal war zu gut, Charlies Tor war zu spektakulär, die Zuschauermenge zu groß und zu empfänglich für die Leistung der Mannschaft … Den zwölften Februar hat es wirklich gegeben, in genau der Weise, wie ich ihn beschrieben habe, aber er ist jetzt nur noch aufgrund seines atypischen Verlaufs bedeutsam. Das Leben ist und war nie ein 2:0-Heimsieg gegen den Tabellenführer der Liga nach einem Fish-and-chips-Mittagessen.
Meine Mum und Charlie George
Derby County gegen Arsenal – 26.2.72
Ich bettelte und bat und nörgelte, und schließlich gab meine Mutter nach und erlaubte mir, zu Auswärtsspielen zu reisen. Damals jubilierte ich, heute bin ich empört. Was tat sie ihrer Ansicht nach? Hat sie niemals die Zeitungen gelesen oder ferngesehen? Hatte sie nichts von Hooliganismus gehört? War ihr wirklich nicht bewußt, wie »Football Specials« aussahen, jene berüchtigten Züge, die Fans quer durch das Land transportieren? Ich hätte umgebracht werden können.
Jetzt, da ich darüber nachdenke, war die Rolle meiner Mutter bei all dem ohnehin ziemlich mysteriös. Sie mochte es verständlicherweise nicht, daß ich mein Geld für Led-Zeppelin-Alben oder für Kinokarten ausgab, und sie schien nicht mal besonders darauf bedacht zu sein, daß ich Bücher kaufte. Und doch war es irgendwie in Ordnung, daß ich fast wöchentlich nach London, Derby oder Southampton reiste und mein Schicksal mit irgendwelchen Horden von Verrückten herausforderte, die mir zufällig über den Weg liefen. Sie hat meine Fußballverrücktheit niemals mißbilligt, tatsächlich war sie es, die meine Karte für das Pokalspiel gegen Reading gekauft hat, nachdem sie bei Frost die schneebedeckte A4 runtergefahren war und Schlange gestanden hatte, während ich in der Schule war. Und ungefähr acht Jahre später kam ich nach Hause und fand eine unglaublich schwer zu kriegende Karte für das Pokalfinale zwischen West Harn und Arsenal auf unserem Eßtisch, die sie von einem Mann an ihrem Arbeitsplatz gekauft hatte (für zwanzig Pfund, Geld, das sie eigentlich gar nicht übrig hatte).
Na ja, gut, natürlich hatte es etwas mit Männlichkeit zu tun, aber ich glaube nicht, daß ihre für gewöhnlich stillschweigende, gelegentlich aktive Fußballunterstützung in meinem Interesse liegen sollte – sie war in ihrem. Mir scheint jetzt, daß wir an Samstagen eine verschrobene, kleine Parodie eines verheirateten Paares in einer Situationskomödie aufführten.
Sie brachte mich zum Bahnhof, ich stieg in den Zug nach London, erledigte meine Männergeschäfte und rief sie, sobald ich zurück war, aus der Telefonzelle auf dem Bahnhofsvorplatz an, um nach Hause gefahren zu werden. Dann stellte sie meinen Tee auf den Tisch, und ich aß, während ich von meinem Tag erzählte, und sie stellte, wirklich süß, Fragen über ein Thema, von dem sie nicht viel verstand, für das sie sich aber mir zu Liebe zu erwärmen versuchte.
Wenn Dinge schiefgelaufen waren, umging sie diese auf Zehenspitzen, und an einem guten Tag erfüllte meine Zufriedenheit das Wohnzimmer. In Maidenhead passierte exakt so etwas von Montag bis Freitag, an jedem Abend der Woche. Der einzige Unterschied war, daß es in unserem Haus erst am Wochenende soweit war.
Wie ich weiß, gibt es eine Theorie, die besagt, daß die Rolle seines Vaters bei seiner Mutter zu übernehmen nicht unbedingt der sinnvollste Weg ist, die eigene psychische Gesundheit in späteren Jahren sicherzustellen. Aber mal ehrlich, Freunde, machen wir das nicht alle von Zeit zu Zeit?
Auswärtsspiele waren mein Äquivalent dafür, lange im Büro zu bleiben, und die Fünfrundenpokalpartie in Derby war diesbezüglich mein erster wirklich gründlicher Anlauf. In jenen Tagen gab es keine Reisebeschränkungen, wie es sie heute gibt (British Rail gaben die »Football Specials« letztlich auf, und die Clubs treffen ihre eigenen Reisearrangements). Wir konnten in St. Pancras einrollen, eine schweinebillige Zugfahrkarte kaufen und uns in einen heruntergekommenen Zug hineinzwängen, in dessen Gängen die Polizei mit Wachhunden Patrouille ging. Ein großer Teil der Reise ging im Dunkeln vor sich – Glühbirnen wurden in lästig kurzen
Weitere Kostenlose Bücher