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Fever Pitch

Fever Pitch

Titel: Fever Pitch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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Mein angenommener Cockney-Akzent klang in meinen Ohren im Vergleich zu ihrem grauenhaften Schnarren makellos, und unsere Beziehung begann einen erfreulichen Hauch von Großstadtpflanze trifft provinzlerische Hinterwäldler anzunehmen.
      Erst als sie mich über die Schule ausfragten, ging alles fürchterlich schief. Sie hatten von den Londoner Gesamtschulen gehört und wollten wissen, ob das alles wahr sei, und für einen Zeitraum, der wie Stunden erschien, ersann ich eine ausgeklügelte Phantasiegeschichte, die auf den Heldentaten der Handvoll Schmalspurschläger im Gymnasium beruhte. Ich kann nur mutmaßen, daß es mir gelungen war, mich selbst zu überzeugen, und daß sich meine Stadt zu diesem Zeitpunkt in meinem Kopf in eine Nordlondoner Gemeinde irgendwo zwischen Holloway und Islington verwandelt hatte, denn als der Vater mich fragte, wo ich wohne, sagte ich ihm die Wahrheit.
      »Maidenhead?« wiederholte er ungläubig. »Maidenhead? Aber das ist ja nur vier Meilen von hier weg!«
    »Eher zehn«, erwiderte ich, doch er schien nicht davon über
    zeugt zu sein, daß die zusätzlichen sechs Meilen einen sonderlichen Unterschied machten, und ich konnte seinen Standpunkt nachvollziehen. Ich wurde rot.
      Dann versetzte er mir den Gnadenstoß. »Du solltest heute nachmittag nicht für Arsenal sein«, sagte er. »Du solltest für dein Heimatteam sein.«
    Das war der erniedrigendste Augenblick meiner Teenagerjahre. Eine vollständige, ausgeklügelte und perfekt erdachte Welt brach krachend um mich herum zusammen und fiel mir in Brocken vor die Füße. Ich wollte, daß Arsenal mich rächte und das Drittligateam und seine pedantischen, dümmlichen Fans zu Brei zermalmte, aber wir gewannen gerade mal 2:1 durch einen abgefälschten Schuß von Pat Rice in der zweiten Hälfte, und am Ende des Spiels tätschelte mir der Vater aus Reading die Haare und sagte, daß ich wenigstens nicht lange brauchen würde, um nach Hause zu kommen.
      Dieses Erlebnis konnte mich aber nicht bremsen, und es dauerte nur ein paar Wochen, um den Londoner Stadtteil Maidenhead wiederaufzubauen. Doch ich ging auf Nummer sicher, daß das nächste Auswärtsspiel, zu dem ich ging, wirklich auswärts war – weit weg, wo die Leute glauben würden, daß mein Heimatort im Themsetal seine eigene U-Bahnstation, seine karibische Bevölkerungsgruppe und fürchterliche, unlösbare soziale Probleme hatte.

Glücklich

    Arsenal gegen Derby – 12.2.72

    Damit eine Partie damals wirklich und wahrhaftig denkwürdig war, die Art von Spiel war, die mich innerlich vollkommen erfüllt nach Hause summen ließ, mußte sie diesen Anforderungen entsprechen: ich mußte mit meinem Dad hingehen, wir mußten unser Mittagessen in der Pommes-Bude zu uns nehmen (sitzend, ohne den Tisch mit anderen zu teilen), wir mußten Sitzplätze zwischen Mittellinie und Nordtribüne, im oberen Bereich der Westtribüne haben (auf der Westtribüne, weil man von dort in den Tunnel sehen kann, durch den die Spieler kommen, und man so die Ankunft der Mannschaft auf dem Feld vor allen anderen im Stadion begrüßen kann), Arsenal mußte gut spielen und mit zwei Toren Vorsprung gewinnen, das Stadion mußte voll oder beinahe voll sein, was normalerweise ein gegnerisches Team von gewisser Bedeutung stillschweigend voraussetzte, das Spiel mußte vom Fernsehen aufgenommen werden, und zwar lieber von ITV für THE BIG MATCH am Sonntagnachmittag als von der BBC für MATCH OF THE DAY (ich schätze, ich mochte die Vorfreude), und Dad mußte warme Kleider anhaben. Es kam häufig vor, daß er ohne einen warmen Mantel aus Frankreich kam, weil er vergaß, daß er seine Samstagnachmittage wahrscheinlich bei Temperaturen unter Null verbringen würde, und sein Unbehagen war so gewaltig, daß ich Schuldgefühle hatte, wenn ich darauf bestand, daß wir bis zum Schlußpfiff blieben. (Ich bestand allerdings immer darauf, und wenn wir am Auto anlangten, war ihm oft so kalt, daß er kaum sprechen konnte. Ich fühlte mich deshalb schlecht, jedoch nicht schlecht genug, um zu riskieren, ein Tor zu verpassen.) Dies waren enorme Ansprüche, und es ist wenig überraschend, daß alles, so weit mir bewußt ist, nur gerade einmal für dieses Spiel gegen Derby 1972 zusammenkam, als ein von Alan Ball inspiriertes Arsenal den späteren Ligameister durch zwei Tore von Charlie George 2:0 schlug, eines ein Elfmeter und das andere ein herrlicher Flugkopfball. Und weil für uns ein Tisch in der Pommes-Bude frei war, und weil der

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