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Fever Pitch

Fever Pitch

Titel: Fever Pitch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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interessiert, doch sie wußten nicht, was sie mit ihm anfangen sollten. Der Verband der Eiererzeuger versuchte es, doch sein Slogan »E für B und Charlie George« war bezeichnenderweise unverständlich. Irgendwie war er unverpackbar, mediengeschützt-vielleicht der allerletzte Star von in gewisser Weise ikonenhaftem Status, dem das gelang. (Wie auch immer, aus irgendeinem Grund schaffte er es, sich im sonst siebartigen Gedächtnis meiner Großmutter noch einige Jahre nach seinem Rücktritt festzusetzen. »Charlie George!« zischte sie circa 1983 mißbilligend und undurchschaubar, als ich ihr sagte, daß ich mich auf den Weg nach Highbury mache, um ein Spiel anzusehen. Welche Bedeutung er für meine Großmutter hat, wird, fürchte ich, niemals aufgeklärt werden.)
    In Derby bot er auf einem grausamen, die Muskeln durchknetenden winterlichen Platz eine erstaunliche Leistung. (Diese Plätze! Der Baseball Ground in Derby, White Hart Lane, sogar Wembley … ist Gras im Winter wirklich eine Innovation der Achtziger, so wie der Videorecorder oder gefrorener Joghurt?) Charlie traf zweimal, zwei Traumtore, und zur Melodie von Andrew Lloyd Webbers Hit der damals jüngeren Vergangenheit sangen wir »Charlie George! Superstar! Wie viele Tore sind’s dieses Jahr?«. (Worauf die Fans von Derby erwiderten, wie andere überall im Land es vor ihnen getan hatten: »Charlie George! Superstar! Läuft wie ‘ne Frau und trägt BH!« Es ist schwer, nicht zu lachen, wenn Leute die Sechziger und Siebziger als das goldene Zeitalter der witzigen Einfälle auf den Stehrängen verklären.) Trotz Charlies Doppelschlag endete das Spiel nach Derbys spätem Ausgleichstreffer 2:2, und ich kriegte damit das Unentschieden, auf das ich so feige gehofft hatte, allerdings nicht den aggressionsfreien Spaziergang zurück zum Bahnhof, der mir eigentlich als Konsequenz hätte zustehen sollen.
    Das war Charlies Schuld. Ein Tor ist aus Gründen, die zu erklären es eines eigenen Buches bedürfte, eine provozierende Geste, vor allem, wenn die Ränge ohnehin bereits in eine Art Dämmerlicht der Gewalt getaucht sind, wie es an jenem Nachmittag der Fall war. Ich verstand, daß Charlie ein Profifußballer war und daß unsere am seidenen Faden hängende Sicherheit für sich allein genommen keine Erwägung wert war, wenn sich ihm eine Torgelegenheit bot. So viel war klar. Aber ob er sein Tor unbedingt feiern mußte, indem er hinüber zu den Derbyfans rannte und ihnen mit einem unzweideutigen Fingerzeichen sagte »Schaut her, ihr provinziellen Wichser« … das war sehr viel schwerer nachvollziehbar. Immerhin waren es diese Derbyfans, in deren zähnefletschender, Schwule aus dem Süden hassenden, Cockney klatschenden Stahlkappenschuh- und Skinheadgesellschaft wir gezwungenermaßen den Rest des Nachmittags verbringen und durch deren feindliches, von verwinkelten Gassen geprägtes Territorium wir uns nach dem Schlußpfiff hastig zurückziehen mußten. So wie ich es sah, hatte Charlies Sinn für Verantwortung und Pflichterfüllung ihn für ein Momentchen im Stich gelassen. Er wurde vom Platz gebuht und vom Verband mit einer Geldstrafe belegt, wir wurden den gesamten Weg zum Zug gejagt, wobei uns Flaschen und Dosen um die Ohren flogen. Prost, Charlie.

Ein Stück Gesellschaftsgeschichte

    Arsenal gegen Derby – 29.2.72

    Das Wiederholungsspiel endete 0:0, ein Spiel ohne irgendwelchen Wert. Doch es bleibt das einzige Spiel einer ersten Mannschaft, das in meiner Arsenalzeit in Highbury an einem Nachmittag mitten in der Woche stattgefunden hat. Der Februar 1972 war die Zeit des Streiks der Arbeiter in den Kraftwerken. Für uns alle bedeutete das sporadische Elektrizität, Kerzenlicht, gelegentlich kaltes Abendessen, doch für Fußballfans in der siebten Klasse bedeutete das Stippvisiten im Ausstellungsraum der Elektrizitätsgesellschaft – wo Poster mit dem Turnus der Stromabschaltungen aushingen –, um herauszufinden, wer von uns THE BIG MATCH Sonntagnachmittag anbieten konnte. Für Arsenal bedeutete die Stromkrise kein Flutlicht, daher das Wiederholungsspiel Dienstagnachmittag.
      Trotz Schule ging ich zu dem Spiel, und obwohl ich mir vorgestellt hatte, daß das Publikum wohl aus mir, ein paar anderen schulschwänzenden Teenagern und einer Handvoll Rentner bestehen würde, kamen in Wirklichkeit mehr als dreiundsechzigtausend Menschen, die größte Zuschauerzahl der Saison. Ich war entrüstet. Kein Wunder, daß das Land vor die Hunde ging! Meine Schulschwänzerei

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