Fever Pitch
Symbiose. Er wollte daran glauben, daß er ein Hooligan war, und ich wollte das auch, und eine Zeitlang hätte er mir darum jeden Unsinn auftischen können.
Dad hatte für mich zwei Stehplatzkarten für das Spiel ergattert (ich hatte ihm den vollen Umfang meiner Einsamkeit beim Fußball noch nicht klargemacht), und Hislam hatte sich großzügig bereit erklärt, die überschüssige Karte zu nehmen. Als wir in Villa Park ankamen, mußten wir das Kassenhäuschen finden, um sie abzuholen. Es war ein Uhr dreißig, und ein paar der Spieler waren dort und verteilten Karten an Ehefrauen, Familie und Freunde. Bob McNab, der linke Verteidiger, war einer von ihnen. Er hatte seit Januar nicht mehr in der ersten Mannschaft gespielt, und ich war überrascht, ihn zu sehen. Ich konnte nicht glauben, daß Bertie Mee ihn in einem FA-Cup-Halbfinale zum ersten Mal seit drei Monaten von Beginn an spielen lassen würde. Schließlich gewann meine Neugier die Oberhand über meine Schüchternheit.
»Wirst du spielten, Bob?«
»Ja.«
Es ist ganz natürlich, daß Dialogen in autobiographischen Werken mit einiger Vorsicht begegnet wird. Wie, um alles in der Welt, kann sich der Autor wortwörtlich an Gespräche erinnern, die vor fünfzehn, zwanzig, fünfzig Jahren geführt wurden? Aber »Wirst du spielen, Bob?« ist einer von nur vier Sätzen, die ich je gegenüber irgendeinem Arsenalspieler geäußert habe, und ich kann daher die Hand für seine absolute Authentizität ins Feuer legen. (Für die Statistik noch schnell die anderen: »Wie geht’s dem Bein, Bob?« zu Bob Wilson in der folgenden Saison, als er dabei war, sich von seiner Verletzung zu erholen, »Kann ich bitte ein Autogramm von dir haben?« zu Charlie George, Pat Rice, Alan Ball und Bertie Mee, und, tja, »Wie geht’s dem Bein, Brian?« zu Brian Marwood vor dem Clubladen von Arsenal, als ich eigentlich alt genug war, es besser zu wissen.)
Ich habe mir natürlich Unterhaltungen ausgedacht. Selbst heute gehe ich noch häufig mit Alan Smith oder David O’Leary in den Pub, bestelle ihnen Lagerbier mit wenig Alkohol, biete ihnen einen Platz an und unterhalte mich mit ihnen bis die letzten Bestellungen aufgenommen werden und noch länger über George Grahams angebliche Knausrigkeit, die Fitneß von Charlie Nicholas und den Transfer von John Lukic. Doch die schlichte Wahrheit ist, daß der Club uns mehr bedeutet als ihnen. Wo waren sie vor zwanzig Jahren? Wo werden sie in zwanzig Jahren sein? Wo werden sie in zwei Jahren sein, ein paar von ihnen? (In Villa Park oder Old Trafford, und sie werden mit dem Ball an den Füßen bedrohlich auf das Tor von Arsenal zustürmen, das ist die Antwort.)
Nein, ich bin glücklich, so wie die Dinge stehen, danke der Nachfrage. Sie sind Spieler, und ich bin ein Fan, und ich will die Grenzen nicht verwischen. Männer lachen über das, was sie als die groteske Unangemessenheit von Groupies ansehen, doch ein One-Night-Stand mit einem Star ist vollkommen verständlich und hat ihre eigene Ausgewogenheit und Logik. (Wenn ich eine heiratsfähige Zwanzigjährige wäre, würde ich wahrscheinlich unten beim Trainingsgelände stehen und meinen Slip hinter David Rocastle herwerfen, auch wenn diese Art Geständnis von einem Mann, egal wie »modern« er ist, bedauerlicherweise noch immer nicht gewürdigt wird.) Wie auch immer, viele von uns hatten Gelegenheiten, mit Spielern zu sprechen, etwa bei der Vorstellung neuer Fußballschuhe oder der Eröffnung von Sportgeschäften, in Nachtclubs oder Restaurants, und die meisten von uns haben sie ergriffen. ( »Wie geht’s dem Bein, Bob?« – »Ich fand, du warst am Samstag ganz große Klasse, Tony.« – »Hey, vergiß nicht, es Tottenham nächste Woche zu besorgen, ja?« ) Und was sind diese plumpen, peinlichen, ungeschickten Begegnungen anderes als Annäherungsversuche, bierseliges Getatsche im Dunkeln? Wir sind keine jungen, begehrenswerten Nymphchen, wir sind Erwachsene mit Schmerbäuchen und haben überhaupt nichts zu bieten. Profifußballer sind so schön und unerreichbar wie Mannequins, und ich will kein Pograbscher mittleren Alters sein.
Ich hatte das alles damals noch nicht durchdacht, als ich Bob McNab in seinem Anzug für vor dem Spiel sah. Und als ich ins Innere des Stadions kam und zwei Typen vor mir über Umstellungen im Team zu sprechen begannen, sagte ich ihnen, daß Bob McNab spielen werde, weil er es mir selbst gesagt habe. Sie sahen mich und dann einander an und schüttelten die Köpfe
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