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Fever Pitch

Fever Pitch

Titel: Fever Pitch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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Erfindung, die bei allen Spielern auf dem Platz Flexibilität zwingend voraussetzte. Verteidiger mußten angreifen, Stürmer im Mittelfeld spielen, es war die fußballerische Version der Postmoderne, und die Intellektuellen fuhren voll drauf ab.) In jenem August war freundlicher und anerkennender Applaus in Highbury ein ebenso wohlvertrautes Geräusch, wie sechzigtausend schlurfende Füße es in den Jahren davor gewesen waren. Man stelle sich vor, daß Margaret Thatcher aus Brüssel heimkehrt und uns einen Vortrag über die Gefahren des Nationalismus hält, und man hat eine ungefähre Vorstellung von der Unwahrscheinlichkeit der Verwandlung.
    Einem Sieg zum Auftakt am Samstag in Leicester folgte dieses Schützenfest gegen die Wolverhampton Wanderers (5:2, mit Toren der Verteidiger McNab und Simpson). »Ich war noch nie von einer Leistung Arsenals derart begeistert«, meinte der Mann im DAILY MAIL am nächsten Morgen. »Es gab mehr guten Fußball zu sehen als in einem Dutzend Spiele in ihrem DoubleJahr zusammen.« – »Arsenal hat seine Spielweise wirklich geändert«, meinte der TELEGRAPH. »Die alte Härte und die besessene Suche nach den Köpfen der Stürmer wurden abgelegt. An ihre Stelle sind, wie die glücklosen Wanderers feststellen mußten, ein neuer Einfallsreichtum und Improvisation getreten.«
      Zum ersten, aber definitiv nicht zum letzten Mal, fing ich an zu glauben, daß Arsenals Launen und Geschicke irgendwie meine eigenen widerspiegelten. Es war nicht so sehr die Tatsache, daß wir beide brillant spielten und gewannen (obwohl meine zwei gerade bestandenen O Level-Prüfungen all die von mir benötigte Bestätigung waren, daß ich ein ernsthafter Anwärter auf die Meisterschaft des Lebens war). Es war eher die Tatsache, daß mir mein Leben im Verlauf des Sommers unvermittelt verblüffend exotisch geworden zu sein schien, und die geheimnisvolle Entscheidung meines Teams, einen extravaganten kontinentalen Stil anzunehmen, entsprach dem auf perfekte und unerklärliche Weise. Alles am Spiel gegen Wolverhampton war verwirrend – die fünf Tore, die Qualität des Paßspiels (Alan Ball war überragend), das behagliche Vor-sich-Hinschnurren der Zuschauermenge, die aufrichtige Begeisterung einer normalerweise feindseligen Presse. Und ich verfolgte all das von der Westtribüne aus mit meinem Vater und meiner Stiefmutter, einer Frau, die ich erst vor ein paar Wochen kennengelernt und an die ich zuvor immer als »Der Feind« gedacht hatte, wenn ich mich überhaupt mit ihr beschäftigt hatte.

    In den vier oder fünf Jahren seit der Trennung meiner Eltern hatte ich meinem Vater so gut wie keine Fragen über sein persönliches Leben gestellt. Einerseits war das verständlich, denn wie die meisten Kinder hatte ich weder den Wortschatz noch den Nerv, über derartige Dinge zu reden. Andererseits war es komplizierter und hatte mehr mit der Tatsache zu tun, daß keiner von uns die Dinge anrührte, die geschehen waren, wenn wir es irgendwie vermeiden konnten. Obwohl mir bewußt war, daß es eine andere Frau gegeben hatte, als mein Vater uns verließ, fragte ich ihn niemals nach ihr. Das Bild, das ich von meinem Vater hatte, war daher auf kuriose Weise unvollständig. Ich wußte, daß er im Ausland wohnte und arbeitete, aber ich versuchte niemals, mir für ihn irgendeine Art von Leben bildlich vorzustellen: Er nahm mich mit zum Fußball, befragte mich über die Schule und verschwand dann für ein paar Monate in eine Art unvorstellbare Halbwelt. Es war unvermeidlich, daß ich früher oder später der Tatsache ins Auge sehen mußte, daß Dad, wie wir alle, ein vollständiges Leben führte. Diese Konfrontation erfolgte schließlich im Frühsommer 1972, als ich entdeckte, daß mein Vater und seine zweite Frau die Eltern von zwei kleinen Kindern waren. Im Juli, die unglaubliche Neuigkeit noch unverdaut, besuchte ich die nicht einmal im Traum für möglich gehaltene Familie in ihrem Haus in Frankreich. Der Umstand, daß diese Konstellation bis dahin vor mir verborgen worden war, bedeutete, daß es nicht zu der in solchen Fällen üblichen allmählichen Anhäufung von Details gekommen war. Wie Mia Farrow in THE PURPLE ROSE OF CAIRO, die von einem der Filmcharaktere aus dem Zuschauerraum des Kinos in den Film gezerrt wird, wurde ich in eine Welt geschleudert, die ohne meine Beteiligung erdacht und vervollständigt worden war, eine vollkommen fremdartige und doch irgendwie wiederzuerkennende Welt. Mein Halbbruder war klein und

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