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Fever Pitch

Fever Pitch

Titel: Fever Pitch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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(wobei sie mich, als die Umstellungen über die Stadionansage bekanntgegeben wurden, erneut ansahen). In der Zwischenzeit hatte sich Hislam hinauf ans obere Ende von Villas gewaltigem Holte End verdrückt, um bei den »Jungs« zu sein, und war eifrig dabei, jedem, der zuhörte, zu erzählen, wie er sich an den Drehkreuzen vorbei ins Stadion gemogelt hatte (er erhob diese Behauptung, sobald wir ins Stadion spaziert waren, gegenüber irgendeiner x-beliebigen Person, die ihm bekannt, aber auch wildfremd sein mochte). Wer von uns war hier der Phantast? Ich, offensichtlich. Niemand spricht vor dem Spiel mit Spielern, dagegen hineinzuschleichen ohne zu zahlen … aus welchem Grund sollte man darüber Lügen erzählen, wenn man ein abgerissenes Ticket in seiner Tasche hatte?

Wembley II – der Alptraum geht weiter

    Leeds gegen Arsenal – 5.5.72

    E in klassischer Angsttraum, banal in seiner Offenkundigkeit. Ich versuche, nach Wembley zu gelangen, und ich habe eine Karte für das Finale in meiner Tasche. Als ich daheim weggehe, habe ich noch massig Zeit bis zum Spiel, doch jeder Versuch, zum Stadion zu gelangen, führt mich in die entgegengesetzte Rich tung. Zuerst ist das nur eine amüsante Irritation, aber schließlich erzeugt es Panik. Zwei Minuten vor drei bin ich im Zentrum von London, versuche ein Taxi herbeizuwinken und beginne zu realisieren, daß es mir nicht vergönnt sein wird, die Partie zu sehen. Auf eine komische Art und Weise mag ich den Traum allerdings. Ich hatte ihn mittlerweile sechsmal, vor jedem Pokalfinale, das Arsenal seit 1972 bestritten hat, und somit ist es ein Alptraum, der untrennbar mit Erfolg verknüpft ist. Ich wache schwitzend auf, doch der Schweiß bedeutet einen ersten, von Vorfreude geprägten Augenblick des Tages.

    Meine Pokalfinalkarte stammte direkt vom Club und nahm nicht den Weg über einen Schwarzhändler und meinen Vater, und ich war in lächerlicher Weise stolz darauf. (Die Freude, die ich über den beiliegenden Grußzettel empfand, den ich auf Jahre hinaus sicher aufbewahrte, war allerdings noch verschrobener.) Pokalkarten wurden auf Grundlage der numerierten Coupons zugeteilt, die auf der letzten Seite des Programms zu finden waren. Wenn du alle Programme hattest, was bei mir der Fall war, war dir eine Karte mehr oder weniger sicher. Das System sollte den loyalen Fan belohnen, obwohl es in der Praxis diejenigen belohnte, die genügend Energie aufbrachten, die Programme, die sie brauchten, an den speziell dafür eingerichteten Verkaufsständen vor dem Stadion aufzustöbern (ein mühseliger Prozeß, der für sich selbst genommen auch eine Art von Loyalität darstellte.) Ich war bei fast allen Heimspielen und ein paar Auswärtsspielen gewesen, und mein Anrecht auf einen Platz auf den Stehrängen von Wembley war so gut wie das irgendeines anderen, wahrscheinlich besser als das der meisten, und so rührte mein Stolz auf einem Gefühl der Zugehörigkeit her, das mir im Vorjahr gefehlt hatte.
      (Dieses Zugehörigkeitsgefühl ist entscheidend, wenn man verstehen will, warum Leute an einem Mittwochabend zum bedeutungslosen Spiel in Plymouth fahren, und ohne dieses Gefühl würde Fußball als Geschäft nicht funktionieren. Aber wo hört es auf? Gehört jenen Fans, die jede Woche kreuz und quer durch das Land fahren, der Club mehr als mir? Und der alte Kauz, der es nur zehnmal pro Saison schafft, aber schon seit 1938 nach Highbury geht … gehört der Club nicht auch ihm und er zum Club? Na klar. Es dauerte aber noch einige Jahre, bis ich das entdeckte, und bis dahin hieß es: ohne Fleiß kein Preis. Solange ich nicht gelitten und gezittert, in meinen Schal geweint und mit meiner Nase bezahlt hatte, war es einfach nicht möglich, Freude an den guten Zeiten zu finden oder den Ruhm für sie in Anspruch zu nehmen.)
    Das Spiel selbst war so trostlos wie all die anderen Spiele zwischen Arsenal und Leeds, die zwei Mannschaften hatten so etwas wie eine gemeinsame Geschichte entwickelt, und ihre Begegnungen waren für gewöhnlich gewalttätig und torarm. Mein Freund Bob McNab sah nach zwei Minuten Gelb, und von diesem Moment an bestand das Spiel aus einer Aneinanderreihung von Freistößen, Kabbeleien, Tritten gegen Knöchel, drohend ausgestreckten Fingern und zähnefletschendem Gewirr. Was das Ganze noch schlimmer machte, war die Tatsache, daß es das hundertste Pokalfinale war. Ich bin sicher, daß die hohen Tiere in der FA, falls sie die beiden Finalisten hätten aussuchen dürfen, Arsenal

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