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Fever Pitch

Fever Pitch

Titel: Fever Pitch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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5:3 ausgegangen ist? Warum kann ich nicht höflich lächeln und ihnen beipflichten und sagen: Ja, das war ein tolles Spiel?
      Ich weiß, wie unangenehm wir sind, wie verschroben wir erscheinen müssen, aber wir können nicht viel dagegen tun. (Mein Vater ist beinahe genauso, wenn es um Fußball in Bournemouth und Cricket in Hampshire in den vierziger Jahren geht.) Diese Ergebnisse, Torschützen und Anlässe sind wie aus einem Guß: Pats Mißgeschick gegen Tottenham war natürlich nicht so wichtig wie Steves Hochzeit, aber für mich sind die beiden Ereignisse mittlerweile wesentliche und sich gegenseitig ergänzende Teile eines neuen und anderen Ganzen. Das Gedächtnis eines Besessenen ist in gewisser Weise vielleicht kreativer als das eines Normalsterblichen, nicht kreativer in dem Sinn, daß wir Dinge erfinden, sondern daß wir eine bizarre, filmische Erinnerung haben, voller abrupter Schnitte und innovativer Split-Screen-Sequenzen. Wer außer einem Fußballfan würde einen Patzer auf einem lehmigen Platz dreihundert Meilen weit weg verwenden, um sich an eine Hochzeit zu erinnern? Besessenheit erfordert eine lobenswerte geistige Beweglichkeit.
    Es ist diese Beweglichkeit, die es mir erlaubt, den Beginn meiner Jugend ziemlich präzise zu datieren: Sie begann am Donnerstag, dem 30. November 1972, als Dad mich nach London mitnahm, um mir ein paar neue Sachen zum Anziehen zu kaufen. Ich entschied mich für Oxfordhosen, einen schwarzen Pulli mit Polokragen, einen schwarzen Regenmantel und ein Paar schwarze Schuhe mit hohen Absätzen; ich erinnere mich an das Datum, weil ich an dem Samstag, als Arsenal in Highbury gegen Leeds spielte und mit 2:1 gewann, die komplette Ausstattung anhatte und mich in meiner Haut so wohl wie noch nie fühlte. Ich legte mir eine neue Frisur zu (sie sollte der von Rod Stewart ähnlich sein, aber ich brachte nie den Mut für die Stacheln auf), die zu den Klamotten paßte, und entwickelte ein Interesse an Mädchen, die zur Frisur paßten. Eine dieser drei Innovationen veränderte alles.

    Das Spiel gegen Derby war wirklich ein Knüller. Nach der eher dürftigen Phase, die dem Experiment mit dem »totalen« Fußball gefolgt war, hatte sich Arsenal zurück ins Rennen um die Meisterschaft gekämpft, einfach indem die Mannschaft wieder so spielte, wie sie es schon immer getan hatte – gemein, grimmig, ehrgeizig, schwer bezwingbar. Wenn sie dieses Spiel (gegen den amtierenden Meister) gewinnen würde, dann hatte sie die Chance, zum ersten Mal seit dem Double-Jahr die Tabellenspitze in der ersten Division zu übernehmen; Arsenal war punktgleich mit Liverpool, das an jenem Nachmittag ein Heimspiel gegen Tottenham hatte. Und wenn man in das Programmheft des Spiels gegen Derby sieht, erinnert einen das daran, wie ungewöhnlich ausgewogen die Geschicke im Fußball sind. Bei einem Sieg gegen Derby hätten wir alle Chancen gehabt, die Meisterschaft erneut zu gewinnen, aber in Wirklichkeit verpaßten wir sie um drei Punkte, einen Rückstand, den wir eben genau an jenem Nachmittag entstehen ließen. Am Samstag darauf spielten wir im FA-Cup-Halbfinale gegen den Zweitdivisionär Sunderland, und wir verloren auch da.
      Die zwei Niederlagen brachten Bertie Mee dazu, das gesamte Team auseinanderzureißen, ohne je wieder ein neues zusammenzubasteln, und drei Jahre später war er weg vom Fenster. Wenn wir eines der beiden Spiele gewonnen hätten – und wir hätten beide gewinnen können und müssen –, wäre die neuere Geschichte des Clubs vielleicht eine vollkommen andere.
    Also wurde an jenem Nachmittag für Arsenal der Verlauf des nächsten Jahrzehnts geplant, aber ich kümmerte mich nicht darum. Am Abend vorher hatte Carol Blackburn, mit der ich vielleicht drei oder vier Wochen zusammen gewesen war (ich kann mich erinnern, daß ich vierzehn Tage vor dem Spiel gemeinsam mit ihr die TV-Höhepunkte des FA-Cup Viertelfinales in Stamford Bridge zwischen Chelsea und Arsenal – sie war Chelsea-Fan – zu Hause bei einem Freund angesehen habe), mit mir Schluß gemacht. Sie war, fand ich, wunderschön, mit ihren langen, glatten, in der Mitte gescheitelten Haaren und den schmachtenden Rehaugen von Olivia Newton-John; ihre Schönheit hatte bei mir für die meiste Zeit unserer Beziehung zu einem nervösen, erbärmlichen Schweigen geführt, und es war keine wirkliche Überraschung, als sie zu einem Jungen namens Daz weiterzog, der ein Jahr älter war als ich und, unglaublich, bereits arbeitete.
      Während des

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