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Fever Pitch

Fever Pitch

Titel: Fever Pitch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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Spiels war ich unglücklich (ich verfolgte es vom Clock End aus, obwohl ich nicht weiß warum, vielleicht verspürte ich, daß die gebündelte Energie der Nordtribüne unangemessen wäre), aber nicht wegen der Dinge, die vor meinen Augen abliefen: Zum ersten Mal in beinah fünf Jahren, in denen ich Arsenal zuschaute, schienen die Vorgänge auf dem Spielfeld bedeutungslos, und es fiel kaum ins Gewicht, daß wir 0:1 verloren und die Chance vergeigten, die Spitze zu übernehmen. Ich wußte instinktiv, daß Arsenal nicht treffen würde, als die Spieler sich in der Schlußphase des Spiels um den Ausgleich bemühten, daß selbst wenn Derbys Vorstopper den Ball fangen und dem Schiedsrichter zuwerfen würde, wir den fälligen Elfmeter vergeben würden. Wie sollte es denn auch möglich sein, daß wir gewinnen oder ein Unentschieden holen, wenn ich mich so fühlte? Fußball als Metapher, wieder mal.
    Natürlich bedauerte ich unsere Niederlage gegen Derby, allerdings nicht so sehr, wie ich es bedauerte, von Carol Blackburn fallengelassen worden zu sein. Doch was ich am allermeisten bedauerte – und dieses Bedauern wurde mir erst viel, viel später bewußt –, war der Keil, der zwischen mich und den Club getrieben worden war. Zwischen 1968 und 1973 waren Samstage der Hauptsinn meiner gesamten Woche, und was immer in der Schule oder zu Hause passierte war nebensächlich, die Werbung in der Halbzeitpause des »Großen Spiels«. In jener Zeit war Fußball Leben, und ich meine das nicht metaphorisch: Ich erlebte die bedeutenden Dinge – den Schmerz des Verlustes (Wembley 68 und 72), die Freude (das Double-Jahr), den vereitelten Ehrgeiz (das Europapokal-Viertelfinale gegen Ajax), die Liebe (Charlie George) und die Langeweile (die meisten Samstage, wenn ich ehrlich bin) – nur in Highbury. Ich gewann durch die Jugendmannschaft und den Transfermarkt sogar neue Freunde. Carol Blackburn eröffnete mir ein anderes Leben, das wirkliche, nicht transponierte, in dem Dinge eher mir als dem Club widerfuhren, und wie wir alle wissen, ist das eine schöne Bescherung.

Abschied

    Arsenal gegen Manchester City – 4.10.75

    Ich habe ein paar Programme aus der Saison 73/74, also muß ich in jenem Jahr bei ein paar Spielen gewesen sein, doch ich kann mich an keines davon erinnern. Ich weiß, daß ich in der folgenden Saison überhaupt nicht hinging, und daß ich in der Saison danach, 75/76, nur ein einziges Mal da war, mit meinem Onkel Brian und meinem jungen Cousin Michael.
      Zum Teil hörte ich auf, weil Arsenal entsetzlich war: George, McLintock und Kennedy waren weg und wurden niemals richtig ersetzt, Radford und Armstrong waren über ihren Zenit hinaus, Ball ging alles am Arsch vorbei, eine Reihe junger Spieler (Brady, Stapleton und O’Leary spielten alle schon) hatte verständliche Schwierigkeiten, sich in eine angeschlagene Truppe hineinzufinden, und einige der Neueinkäufe hatten einfach nicht die nötige Klasse. (Zum Beispiel Terry Mancini, ein kahlköpfiger, fröhlicher und unkomplizierter Vorstopper, der anscheinend für den Kampf um den Aufstieg aus der zweiten Division, nachdem es langsam unvermeidlich auszusehen begann, eingekauft worden war.) Innerhalb von sieben Jahren war Highbury einmal mehr die unglückliche Heimat eines im Sterben liegenden Fußballteams geworden, genau wie damals, als ich mich verliebt hatte.
    Dieses Mal wollte ich davon allerdings nichts wissen (so ging es auch gut zehntausend anderen). Ich hatte das alles schon einmal erlebt. Was ich noch nicht erlebt hatte, waren die Mädchen aus der High School und die Klosterschülerinnen, die an den Wochenenden in der Boots-Filiale in der Maidenhead High Street arbeiteten; und so kam es, daß irgendwann 1974 mein Nach-der-Schule-saubermachenund-Regale-auffüllen-Job (den ich nur angenommen hatte, weil ich etwas Geld für den Fußball auftreiben mußte), zu einem Nach-der-Schule-undSamstags-Job wurde.
      1975 ging ich immer noch zur Schule, aber ich lag in den letzten Zügen. Im Sommer machte ich meine A levels, wobei ich mich in zwei von drei Fächern mal gerade so durchschlug, und entschied mich mit atemberaubender Kühnheit, noch ein Semester dranzuhängen, um mich auf die Aufnahmeprüfung für Cambridge vorzubereiten – ich glaube nicht, weil ich nach Cambridge wollte, sondern weil ich keine Lust hatte, sofort auf die Universität zu gehen, und weder um die Welt reisen, noch behinderte Kinder unterrichten, noch in einem Kibbuz arbeiten, noch irgendwas anderes

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