Fever Pitch
Preises für eine Karte kosten wird, und selbst wenn man die Inflation in Rechnung stellt, klingt mir das ein bißchen happig. Ein Finanzierungsplan über Schuldverschreibungen hat für den Club wirtschaftlich gesehen bestimmt Hand und Fuß, aber es ist unvorstellbar, daß Fußball in Highbury je wieder dasselbe sein wird.
Die großen Clubs scheinen von ihrer Fanbasis die Nase voll zu haben, und wer kann ihnen das in gewisser Hinsicht verdenken? Junge Männer aus der Arbeiter- und unteren Mittelschicht bringen eine Ansammlung komplizierter und gelegentlich bedrückender Probleme mit sich, und Vorstandsmitglieder und Präsidenten könnten natürlich argumentieren, daß diese Leute ihre Chance hatten und sie vergeigt haben und daß Mittelschichtfamilien – die neue Zuschauerzielgruppe – sich nicht nur benehmen können, sondern dafür auch noch viel mehr bezahlen werden.
Diese Argumentation ignoriert zentrale Fragen über Verantwortung, Fairneß und darüber, ob Fußballclubs eine Rolle in ihrer örtlichen Gemeinschaft zu erfüllen haben. Aber selbst ohne diese Probleme, scheint mir dieser Gedankengang an einem fatalen Fehler zu leiden. Ein Teil des Vergnügens, das man in großen Fußballstadien haben kann, ist eine Mischung aus Stellvertreter- und Schmarotzertum, weil man sich – wenn man nicht gerade auf der Nordtribüne, dem Kop oder dem Stretford End steht – darauf verläßt, daß andere für die Atmosphäre sorgen, und Atmosphäre ist eine der entscheidenden Zutaten zum Erlebnis Fußball. Die brodelnden Fanblöcke sind für die Clubs genauso lebenswichtig wie die Spieler, nicht nur, weil sie ihr Team stimmgewaltig unterstützen oder dem Verein große Summen Geld einbringen (obwohl dies keine unwichtigen Faktoren sind), sondern weil ohne sie die meisten anderen Zuschauer keine Lust hätten, ins Stadion zu kommen.
Arsenal, Manchester und die anderen Clubs glauben, daß die Leute zahlen, um Paul Merson und Ryan Giggs spielen zu sehen, und natürlich tun sie das. Aber viele davon – die Typen auf den Zwanzig-Pfund-Plätzen und die Jungs in den VIPBoxen – zahlen auch, um Leuten dabei zuzusehen, wie diese Paul Merson zusehen (oder um zuzuhören, wie sie ihn anbrüllen). Wer würde eine VIP-Box kaufen, wenn das Stadion mit lauter hohen Tieren voll wäre? Die Clubs haben die VIP-Boxen in dem Wissen verkauft, daß die Atmosphäre gratis kommt, und deshalb hat ihnen die Nordtribüne genausoviel Geld wie irgendeiner der Spieler gebracht. Wer wird jetzt den Lärm machen? Werden die Mittelschichtkinder aus der Vorstadt und ihre Mums und Dads immer noch kommen, wenn sie selber für ihn sorgen müssen? Oder werden sie spüren, daß man sie übers Ohr gehauen hat? Denn die Clubs haben den neuen Zuschauern praktisch Karten für eine Show verkauft, in der die Hauptattraktion entfernt wurde, um Platz für eben diese neuen Zuschauer zu schaffen.
Noch ein Wort über die Art von Publikum, für das sich der Fußball entschieden hat: Die Clubs müssen sicherstellen, daß sie erfolgreich sind, daß es keine mageren Jahre gibt, weil die neuen Zuschauer Mißerfolg nicht tolerieren werden. Das ist nicht die Art von Menschen, die kommen werden, um euch im März gegen Wimbledon spielen zu sehen, wenn ihr Elfter in der ersten Division seid und euch bereits aus allen Pokalwettbewerben verabschiedet habt. Warum sollten sie? Sie haben massenhaft andere Dinge zu tun. Also, Arsenal … keine siebzehnjährigen Niederlagenserien, wie die zwischen 1953 und 1970, klar? Kein Liebäugeln mit dem Abstieg wie 1975 und 1976 oder gute halbe Jahrzehnte, in denen ihr nicht mal ein Finale erreicht, wie zwischen 1981 und 1987. Wir trotteligen, kleinen Zocker lassen uns das gefallen, und mindestens zwanzigtausend von uns würden aufkreuzen, egal wie schlecht ihr seid (und ihr wart manchmal wirklich sehr, sehr schlecht), aber dieser neue Haufen … ich bin da nicht so sicher.
Mit allem Drum und Dran
Arsenal gegen Coventry – 4.11.72
Das einzige Problem mit der Nordtribüne war, daß ich sie mit allem Drum und Dran gekauft hatte. In der zweiten Halbzeit meines dritten Spiels auf der Tribüne (das dazwischenliegende gegen Manchester City war nur denkwürdig, weil unsere Neuverpflichtung Jeff Blockley, ein Nichtskönner, der Ian Ure Konkurrenz machte, eine City-Ecke mit seinen Händen an die Unterlatte schubste, der Ball hinter der Linie aufprallte und der Schiedsrichter City weder einen Elfer noch das Tor gab – was haben wir gelacht!)
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