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Fever Pitch

Fever Pitch

Titel: Fever Pitch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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falls das biologisch möglich ist. Und manchmal, wenn Arsenal ein Tor erzielt, sehe ich buchstäblich Sterne – na ja, buchstäblich kleine Lichtkleckse –, die kein Zeichen großer physischer Robustheit sein können.) Aber das ist es eben, was der Fußball aus mir gemacht hat. Er hat mich in einen Menschen verwandelt, der nicht Hilfe leisten würde, wenn die Wehen seiner Freundin in einem unpassenden Moment einsetzten (ich habe mich oft gefragt, was passieren würde, wenn die Geburt meines Sohnes an einem Tag anstünde, an dem Arsenal in einem Pokalfinale steht); und für die Dauer der Spiele bin ich ein Elfjähriger. Als ich geschrieben habe, daß Fußball auf mich entwicklungsverzögernd wirkt, habe ich das ernst gemeint.

Wembley III – das Grauen kehrt zurück

    Arsenal gegen Ipswich (in Wembley) – 6.5.78

    Es ist eine ganz allgemein anerkannte Wahrheit, daß die Kartenverteilung für das Pokalfinale eine Farce ist: Die zwei beteiligten Clubs erhalten, wie alle Anhänger wissen, weniger als die Hälfte aller Karten, und das bedeutet, daß dreißig- bis vierzigtausend Leute ohne direktes Interesse an dem Spiel die andere Hälfte erhalten. Das logische Grundprinzip des Fußballverbandes ist, daß das Pokalfinale für jedermann gedacht ist, der mit Fußball etwas zu tun hat, nicht nur für die Fans, und das ist nicht schlecht:
      Ich denke, es ist recht vernünftig, Schieds- und Linienrichter, Amateurspieler und lokale Ligafunktionäre zum größten Tag des Fußballjahres einzuladen. Es gibt schließlich mehr als eine Art, ein Spiel anzuschauen, und bei dieser Art von Anlaß haben auch begeisterte Neutrale ihren Platz.
    Der einzige Fehler im System ist, daß diese begeisterten Neutralen, diese gegen Anfechtungen gefeiten Diener des Spiels, sich ausnahmslos entscheiden, daß ihre Anstrengungen nicht durch einen Trip nach London zum Besuch des großen Spiels am besten belohnt werden, sondern durch einen Telefonanruf bei ihrem örtlichen Schwarzhändler. Gute neunzig Prozent von ihnen verscherbeln die erhaltenen Karten ganz einfach; und letztlich landen diese Karten in den Händen der Fans, denen sie ursprünglich vorenthalten wurden. Es ist ein grotesker Vorgang, ein typisch skandalöses Stück Fußballverbandsidiotie: Jeder weiß, was passieren wird, und keiner tut etwas dagegen.
      Dad hatte mir die Karte für das Finale gegen Ipswich über Kontakte besorgt, die er durch seine Arbeit hatte, aber es waren auch woanders Karten erhältlich, sogar an der Universität, weil den Blauen üblicherweise ein halbes Dutzend zugeschickt wird. (Im folgenden Jahr, als Arsenal wieder im Finale war, hatte ich zu guter Letzt zwei Karten. Eine war von meinem direkten Zimmernachbarn, der Verbindungen zu einem sehr großen Club im Nordwesten Englands pflegte, einem Club, der aufgrund seiner lässig gehandhabten Verteilung von Pokalfinalkarten schon einmal Ärger mit dem Verband hatte: Mein Zimmernachbar schrieb ihnen einfach und fragte nach einer Karte, und sie schickten sie ihm.) Es gab ohne Zweifel einige, die sich ihren Sitzplatz viel mehr verdient hatten als ich, Leute, die die Saison damit verbracht hatten, durch das ganze Land zu reisen und Arsenal zuzusehen, statt sich am College herumzutreiben, aber ich war wenigstens ein echter Fan von einem der Pokalfinalisten und hatte als solcher ein größeres Recht dabei zu sein als viele, die dort waren.
    Meine Gefährten für den Nachmittag waren umgängliche, aufgeschlossene Männer mittleren Alters in ihren späten Dreißigern und frühen Vierzigern, die einfach keine Vorstellung davon hatten, was uns das Ganze bedeutete. Für sie war es eine Art Ausflug, eine spaßige Sache für einen Samstagnachmittag; sollte ich sie wiedersehen, wären sie, glaube ich, nicht in der Lage, sich an das Ergebnis des Spieles oder den Torschützen zu erinnern (in der Halbzeit unterhielten sie sich über Machenschaften im Büro), und in gewisser Hinsicht beneidete ich sie um ihre Gleichgültigkeit. Vielleicht könnte man argumentieren, daß Pokalfinalkarten an Fans vergeudet sind, so wie die Jugend an junge Menschen vergeudet ist; diese Männer, die gerade genug vom Fußball verstanden, um durch den Nachmittag zu kommen, genossen den Anlaß lebhaft, seine Dramatik, seinen Lärm und seinen Schwung, während ich jede einzelne Minute haßte, so wie ich jedes Pokalfinale gehaßt hatte, an dem Arsenal beteiligt war.

    Ich war mittlerweile seit zehn Spielzeiten Anhänger von Arsenal – etwas weniger

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