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Fever Pitch

Fever Pitch

Titel: Fever Pitch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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allem weil ich mittlerweile im letzten Trimester stand, aber die Zukunft erschien mir immer noch so unvorstellbar und so uninteressant wie im Alter von vier oder fünf, und darum habe ich keine Ahnung, was ich ihnen wohl geantwortet haben mag. Vermutlich murmelte ich etwas von Journalismus oder Verlagswesen (das exakte Gegenstück des ziellosen Studenten der Geisteswissenschaften zu Zugfahrer oder Raumfahrt), doch insgeheim begann ich zu vermuten, daß, so unklug wie ich meine drei Jahre in Cambridge vertan hatte, so was für mich nicht in Frage kam. Ich kannte Leute, die ihr gesamtes Studentenleben damit zugebracht hatten, für Universitätszeitungen zu schreiben, und denen keine Jobs angeboten wurden. Wie sah es da mit meinen Chancen aus? Ich entschied, daß es besser war, es nicht zu wissen, und bewarb mich deshalb für überhaupt nichts.
    Ich mag für mich selbst keine Pläne gehabt haben, aber für meine Fußballteams hatte ich große Pläne. Zwei dieser Träume – Cambridge Uniteds Aufstieg aus der vierten in die dritte und aus der dritten in die zweite Division – waren bereits Wirklichkeit geworden. Aber der dritte wirklich brennende Wunsch, Arsenal den FA Cup in Wembley gewinnen zu sehen, hatte sich immer noch nicht erfüllt. (Und vielleicht kann man diesen letzten Wunsch auch als einen Plan sehen, den ich für mich selbst hatte, da meine Anwesenheit im Stadion ein entscheidender Bestandteil bei der ganzen Sache war.)
      Arsenal hatte mit dem zweiten Einzug ins Pokalfinale in Folge eine bemerkenswerte Leistung vollbracht. Es waren fünf Spiele nötig, um Drittdivisionär Sheffield Wednesday aus dem Weg zu räumen (die Polizei hat unlängst in ihrer gemeinnützigen Art entschieden, daß die wundervolle und eigenartige FA-CupTradition des Spielemarathons von nun an nicht mehr zugelassen werden sollte); dann erwischten sie ein hartes Los auswärts bei Nottingham Forest, dem Europapokalsieger, und hatten noch eine heikle Partie gegen das Team von Southampton, das sie im Wiederholungsspiel durch zwei großartige Treffer von Alan Sunderland aus dem Cup warfen. Das Halbfinale gegen Wolverhampton war vergleichsweise unkompliziert, trotz Bradys verletzungsbedingtem Fehlen: Zwei Tore in der zweiten Halbzeit, durch Sunderland und Stapleton, und sie standen gegen Manchester United im Endspiel. Arsenal war wieder in Wembley.

    Exakt ein Jahrzehnt nach diesem Pokalfinale gegen Manchester United, im Mai 1989, wartete ich gerade auf Neuigkeiten über ein Script, das ich in der Zeit geschrieben hatte, in der sich Arsenals große Chance, nach achtzehn Jahren wieder die Meisterschaft zu gewinnen, rasant in Luft aufzulösen schien. Das Script, ein Pilot für eine geplante Situationskomödie, hatte es weiter als üblich geschafft, es hatte Treffen mit Leuten von CHANNEL 4 und großen Enthusiasmus gegeben, es sah gut aus. Aber in meiner Verzweiflung, in die ich nach einem schlimmen Spiel, einer Heimniederlage gegen Derby im letzten Wochen endspiel der Saison, geraten war, bot ich meine Arbeit (deren Annahme die Rettung einer Karriere und einer Selbstachtung, die sich auf dem Weg in die Vergessenheit befand, bedeutet hätte) auf einer Art persönlichem Altar zum Opfer dar: Wenn wir den Titel holen, nehme ich einen ablehnenden Bescheid in Kauf. Der ablehnende Bescheid kam ordnungsgemäß und schmerzte monatelang höllisch, doch die Meisterschaft kam auch, und jetzt, zwei Jahre später, wo ich die Enttäuschung längst verschmerzt habe, aber das prickelnde Gefühl bei Michael Thomas’ Tor mir noch immer eine Gänsehaut verschafft, sobald ich dran denke, weiß ich, daß der Handel, den ich eingegangen bin, richtig gewesen ist.
    Im Mai 1979 war das Potential möglicher Geschäfte beträcht
    lich und verworren. Am Donnerstag vor dem Pokalfinale versuchte Frau Thatcher ihre ersten Parlamentswahlen zu gewinnen, am Donnerstag danach begannen meine Abschlußexamina. Von den drei Ereignissen betraf mich, was naheliegt, das Pokalfinale am meisten, obwohl ich auch, was genauso naheliegt, von der Aussicht beunruhigt war, Frau Thatcher könnte Premierministerin werden. (Vielleicht hätte ich in einer anderen, ruhigeren Woche die Zeit und Energie gefunden, mir über meine Examina Sorgen zu machen, doch war ein mittelmäßiger Abschluß mittlerweile ohnehin eine Unvermeidlichkeit, und andererseits ist es an britischen Universitäten ebenso leicht, einen akademischen Grad zu erwerben wie Geburtstag zu haben: häng nur eine Weile lang rum, und

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