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Fever Pitch

Fever Pitch

Titel: Fever Pitch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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waren.

Zuckermäuse und Buzzcocks-Alben

    Cambridge United gegen Leyton Orient – 4.11.78

    Es passierte etwas: Chris Roberts kaufte sich bei Jack Reynolds ( »Der König der Pfefferminzstangen« ) eine Zuckermaus, biß ihr den Kopf ab und ließ den Rest des Tieres auf der Newmarket Road aus der Hand fallen, wo er von einem Auto überfahren wurde. An diesem Nachmittag schlug Cambridge United, das bis dahin einen schweren Stand in der zweiten Division hatte (zwei Siege in der ganzen Saison, einer daheim, einer auswärts), Orient 3:1 – ein Ritual war geboren. Vor jedem Heimspiel marschierten wir alle in den Süßwarenladen, erstanden unsere Mäuse, gingen nach draußen, bissen den Kopf ab, als ob wir den Sicherungssplint einer Handgranate entfernen würden, und warfen die Torsos unter die Räder entgegenkommender Autos.
      Jack Reynolds stand dann immer im Türrahmen, sah uns zu und schüttelte besorgt den Kopf. United, derartig beschützt, blieb zu Hause monatelang ungeschlagen.
    Ich weiß, daß ich im Hinblick auf Rituale besonders blöd bin, aber das war ich schon immer, seit ich angefangen habe, zu Fußballspielen zu gehen, und ich weiß auch, daß ich nicht der einzige bin. Ich kann mich erinnern, daß ich in jungen Jahren ein Stück Kitt oder Blutack-Kleber oder was ähnlich Dämliches mit nach Highbury nehmen mußte, um daran den ganzen Nachmittag nervös herumzukneten (ich war schon Raucher, bevor ich alt genug war zu rauchen); ich kann mich auch erinnern, daß ich mein Programm immer vom selben Programmverkäufer kaufen und das Stadion immer durch dasselbe Drehkreuz betreten mußte.
    Es hat Hunderte vergleichbare Kinkerlitzchen gegeben, alle
    dazu bestimmt, Siege für eines meiner beiden Teams zu garantieren. Im Verlauf der in die Länge gezogenen, nervenaufreibenden Halbfinalauseinandersetzung zwischen Arsenal und Liverpool 1980 schaltete ich das Radio Mitte der zweiten Halbzeit des letzten Spiels aus. Arsenal war mit 1:0 auf der Siegerstraße, und da Liverpool in den letzten Sekunden des vorangegangenen Spiels ausgeglichen hatte, konnte ich es nicht ertragen, bis zum Schluß zuzuhören. Stattdessen legte ich ein Album der Buzzcocks auf (das Sammelalbum SINGLES – GOING STEADY), in dem Wissen, daß mich eine Seite bis zum Schlußpfiff bringen würde. Wir gewannen das Spiel, und ich bestand darauf, daß mein Mitbewohner, der in einem Plattenladen arbeitete, das Album am Nachmittag des Pokalfinales um zwanzig nach vier abspielte, aber es hat nichts geholfen. (Ich habe den Verdacht, daß er es möglicherweise vergessen hat.)
      Ich habe versucht, Tore »hineinzurauchen« (Arsenal erzielte einmal ein Tor, als drei von uns eine Zigarette anzündeten) und Käse-Zwiebel-Chips zu einem bestimmten Zeitpunkt in der ersten Hälfte zu essen. Ich habe versucht, den Videorecorder bei Spielen, bei denen ich im Stadion war, nicht zu programmieren (es kam mir nämlich so vor, als hätte das Team vorher böse gelitten, wenn ich Spiele aufgezeichnet hatte, um die Partie später zu Hause genau analysieren zu können). Ich habe glückbringende Socken versucht, und glückbringende Hemden, glückbringende Hüte und glückbringende Freunde und mich bemüht, andere auszuschließen, von denen ich das Gefühl hatte, daß sie dem Team nichts als Ärger einbrachten.
    Nichts (außer den Zuckermäusen) hat je irgendwas gebracht. Doch was können wir anderes tun, wenn wir so schwach sind? Wir investieren jeden Tag Stunden, jedes fahr Monate, während unseres Lebens Jahre in etwas, über das wir keine Kontrolle haben; ist es da irgendwie verwunderlich, daß wir darauf zurückgeworfen sind, erfinderische und etwas eigenwillige Liturgien zu erschaffen, die uns die Illusion geben, daß wir letztlich voller Macht sind, also daß wir einfach genau das tun, was jede andere primitive Kultur getan hat, wenn sie einem tiefen und anscheinend undurchdringlichen Geheimnis gegenüberstand?

Wembley IV – die Katharsis

    Arsenal gegen Manchester United (in Wembley) – 12.5.79

    Ich hatte keine persönlichen Ziele bevor ich mit sechsundzwanzig oder siebenundzwanzig den Entschluß faßte, daß ich fähig und willens war, mir meinen Lebensunterhalt mit Schriftstellerei zu verdienen, und meinen Job an den Nagel hängte und darauf wartete, daß Verleger und/oder Hollywoodproduzenten anriefen und mich darum baten, unbesehen etwas für sie zu schreiben. Freunde am College müssen mich gefragt haben, was ich mit meinem Leben anzufangen gedachte, vor

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