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Fever Pitch

Fever Pitch

Titel: Fever Pitch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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er, daß er kaputt war und nur versuchte, ein drittes Gegentor zu vermeiden) und paßte ihn ganz nach außen zu Rix. Ich beobachtete das, ohne es zu sehen; selbst als Rix’ Flanke hereinsegelte und Uniteds Torwart Gary Bailey sie verpaßte, schenkte ich dem nicht viel Aufmerksamkeit.
      Aber dann brachte Alan Sunderland seinen Fuß an den Ball und stocherte ihn rein, genau in das Tor vor uns, und ich schrie nicht »Ja« oder »Tor« oder irgendeinen der anderen Laute, die üblicherweise in solchen Momenten aus meiner Kehle kommen, sondern produzierte nur einen Laut, »AAAARRRRGGGGHHHH«, einen Laut, der aus höchster Freude und gelähmtem Unglauben geboren war, und plötzlich waren wieder Menschen auf den Betonrängen, doch sie rollten übereinander und durcheinander, mit fiebrigen Augen und in Raserei. Brian, der junge Amerikaner, sah mich an, lächelte höflich und versuchte, im Chaos um ihn herum seine Hände zu finden, um sie hochheben zu können und mit einer Begeisterung zu klatschen, von der ich vermutete, daß er sie nicht empfand.

    Ich schwebte durch meine Abschlußexamina, als wäre ich mit einer netten, gehirnerweichenden Droge betäubt worden. Einige meiner Mitstudenten, grau vor Schlaflosigkeit und Besorgnis, waren verblüfft über meine Verfassung, andere, die Fußballfans unter ihnen, verstanden sie und waren neidisch. (Am College, genau wie in der Schule, gab es keine anderen Arsenalfans.) Ich schaffte meinen mittelmäßigen Abschluß ohne unnötige Aufregung; und etwa zwei Monate später, als ich vom Pokalfinalsieg und den Schulabschlußfeiern wieder heruntergekommen war, begann ich der Tatsache ins Auge zu blicken, daß ich am Nachmittag des 12. Mai das meiste von dem erreicht hatte, was ich überhaupt in meinem Leben hatte erreichen wollen, und daß ich keine Vorstellung davon besaß, was ich mit dem verbleibenden Rest anfangen sollte. Ich war zweiundzwanzig, und die Zukunft sah plötzlich leer und beängstigend aus.

Wie man ein Loch füllt

    Arsenal gegen Liverpool – 1.5.80

    Es fällt mir und vielen von uns schwer, Jahre als in sich abgeschlossen zu betrachten, mit einem Anfang am 1. Januar und einem Ende 365 Tage später. Ich wollte gerade sagen, daß 1980 ein träges, unausgefülltes Jahr für mich war, doch das wäre falsch: Es war 79/80, daß all das war. Fußballfans reden so. Unsere Jahre, unsere Zeiteinheiten gehen von August bis Mai (Juni und Juli finden nicht wirklich statt, vor allem in Jahren, die mit einer ungeraden Zahl aufhören, weil in ihnen keine Welt- oder Europameisterschaft ausgetragen wird). Frag nach den besten oder schlechtesten Zeiten in unserem Leben, und wir werden häufig mit vier Zahlen antworten – 66/67 für Manchester-United-Fans, 67/68 für Manchester-City-Fans, 69/70 für Evertonfans und so weiter –, die einen unausgesprochenen Schrägstrich in ihrer Mitte als einziges Zugeständnis an den Kalender haben, der sonst in der westlichen Welt verwendet wird. Wir besaufen uns am Silvesterabend genau wie alle anderen, aber in Wirklichkeit wird unsere geistige Uhr nach dem Pokalfinale im Mai gestellt, und wir schwelgen in all den Vorsätzen, dem Bedauern und den Erneuerungen, die sich normale Menschen am Ende des konventionellen Jahres erlauben.
    Vielleicht sollten wir nach dem Pokalfinale einen arbeitsfreien Tag bekommen, damit wir uns versammeln und feiern können. Wir sind schließlich eine Gemeinschaft in der Gemeinschaft, und so wie die Chinesen ihr Neujahr haben, wenn in London die Straßen um Leicester Square abgesperrt werden, und die Londoner Chinesen einen Umzug veranstalten, traditionelle Speisen essen und die Touristen kommen, um ihnen zuzusehen, gibt es vielleicht einen Weg, wie wir das Ende einer weiteren Saison trostlosen Versagens, hinterhältiger Schiedsrichterentscheidungen, schlechter Rückpässe und grausamer Transfergeschäfte begehen können. Wir könnten uns mit unseren schrecklichen, neuen Trikots, die wir bei Auswärtsspielen tragen, herausputzen und Sprechchöre anstimmen und singen; wir könnten Wagon Wheels essen – die MarshmallowKekse, die nur von Fußballfans gegessen werden, weil sie nur in Fußballstadien verkauft werden – und brandige Hamburger und warme, grell orangefarbene Limo aus einer Plastikflasche trinken, eine Erfrischung, die von einer Firma hergestellt wird, die Stavros aus Edmonton oder so ähnlich heißt. Und wir könnten die Polizei holen, die dafür sorgt, daß wir … ach, vergiß es. Diese furchtbare Litanei

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