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Fever Pitch

Fever Pitch

Titel: Fever Pitch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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darauf ab, meinen Vater für seine Abwesenheit zu bestrafen, denn ich war wirklich überzeugt, daß ich ihn gern überallhin begleiten würde, nur eben nicht an irgendeinen der Orte, die ihm einfielen.
    Ich schätze, 1968 war das traumatischste Jahr meines Lebens. Nach der Trennung meiner Eltern zogen wir in ein kleineres Haus, doch eine Zeitlang waren wir aufgrund einer unglücklichen Verkettung obdachlos und mußten bei unseren Nachbarn wohnen. Ich erkrankte ernsthaft an Gelbsucht, und ich fing an, das örtliche humanistische Gymnasium zu besuchen. Ich müßte außerordentlich prosaisch sein, zu glauben, daß das Arsenalfieber, das mich sehr bald ergreifen sollte, nichts mit diesem Durcheinander zu tun hatte. (Und ich frage mich, wie viele andere Fans irgendein entsprechendes Freudsches Drama finden könnten, wenn sie die Umstände untersuchen würden, die zu ihrer Besessenheit geführt haben. Schließlich ist Fußball ein tolles Spiel und alles, aber was trennt diejenigen, die glücklich sind, einem halben dutzend Spiele pro Saison beizuwohnen – die großen Spiele anzuschauen, sich vom Mist fernzuhalten, sicherlich der vernünftige Weg –, von denen, die sich gezwungen fühlen, jedem einzelnen beizuwohnen? Warum an einem Mittwoch von London nach Plymouth reisen und dabei einen wertvollen Urlaubstag verbrauchen, um ein Rückspiel zu sehen, das durch das Hinspiel in Highbury zur Formsache geworden war? Und wenn diese Theorie des Fanseins als Therapie auch nur näherungsweise zutrifft, was zum Teufel liegt im Unterbe wußtsein von Leuten begraben, die zu Spielen um die Leyland DAF Trophy gehen? Vi elleicht ist es am besten, das nicht zu wissen.)
      Es gibt eine Kurzgeschichte des amerikanischen Schriftstellers Andre Dubus mit dem Titel »The Winter Father« über einen Mann, dessen Scheidung ihn von seinen zwei Kindern getrennt hat. Im Winter ist seine Beziehung zu ihnen gereizt und voller Spannungen, sie bewegen sich vom nachmittäglichen Jazzclub zum Kino und dann zum Restaurant und starren sich an. Doch im Sommer, wenn sie an den Strand gehen können, kommen sie sehr gut klar.
    »Der lange Strand und das Meer waren ihr Vorgarten, die Decke ihr Heim, die Kühlbox und die Thermoskannen ihre Küche. Sie lebten wieder als eine Familie.« Situationskomödien und Filme machen sich schon lange diese schreckliche Tyrannei von Örtlichkeiten zu Nutzen und schildern Männer, die mit störrischen Kindern und einem Frisbee quer durch Parks zotteln. Doch »The Winter Father« bedeutet mir sehr viel, weil die Geschichte weiter geht als das, denn in ihr wird herausgearbeitet, was in der Beziehung zwischen Eltern und Kindern wertvoll ist, und einfach und präzise erklärt, warum Zoobesuche zum Scheitern verurteilt sind.
      In diesem Land können Bridlington und Minehead meines Wissens nicht die gleiche Art von Befreiung wie die Strände von Neuengland in Dubus’ Geschichte bieten, doch mein Vater und ich waren im Begriff, das perfekte englische Gegenstück zu entdecken. Samstagnachmittage in Nordlondon gaben uns eine Umgebung, in der wir zusammen sein konnten. Wir konnten reden, wenn wir wollten, der Fußball gab uns ein Gesprächsthema (in jedem Fall waren die Gesprächspausen nicht bedrückend), und die Tage hatten eine Struktur, einen Routineablauf. Das Spielfeld von Arsenal sollte unser Vorgarten sein (und da dieser Vorgarten ein typisch englischer Rasen war, betrachteten wir ihn für gewöhnlich voll Traurigkeit durch den strömenden Regen), die Gunners’ Fish Bar in der Blackstock Road unsere Küche und die Westtribüne unser Heim. Es war ein wunderbares Szenario und veränderte unser Leben, gerade als es einer Veränderung am dringendsten bedurfte, aber es war auch exklusiv: Dad und meine Schwester fanden niemals einen gemeinsamen Lebensraum. Möglicherweise würde das heute nicht passieren, möglicherweise hätte ein neunjähriges Mädchen in den neunziger Jahren das Gefühl, daß sie genau die gleiche Berechtigung hat, zu einem Spiel zu gehen wie wir damals. Doch
    1969 war das in unserer Stadt keine sonderlich geläufige Idee, und meine Schwester mußte mit ihrer Mutter und ihren Puppen zu Hause bleiben.
    Ich weiß nicht mehr viel vom Fußball an jenem ersten Nachmittag. Einer jener Streiche der Erinnerung ermöglicht es mir, das einzige Tor klar zu sehen. Der Schiedsrichter gibt einen Strafstoß (er rennt in den Strafraum, ein dramatischer Fingerzeig, ein kollektiver Aufschrei), Verstummen als Terry Neill ihn

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