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Fever Pitch

Fever Pitch

Titel: Fever Pitch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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waren zu weit weg, um schockerzeugte Blässe entdecken zu können), und die Arsenalspieler tanzten unten herum, über ihren Sieg genauso außer sich vor Freude wie wir und wahrscheinlich auch genauso verblüfft. Wir waren zwanzig Minuten nach dem Schlußpfiff alle immer noch im Stadion, und dann stürmten wir brüllend auf die Straße raus, und Pete und ich fuhren zurück in die Arsenal Tavern, wo wir nach der Polizeistunde eingesperrt wurden, so daß wir die Höhepunkte des Spiel auf dem großen Fernsehbildschirm ansehen konnten – und ich viel zuviel trinken konnte.

    Die Depression, mit der ich den größten Teil der achtziger Jahre verbracht hatte, packte ihre Koffer und begann, in dieser Nacht zu verschwinden, und binnen eines Monats ging es mir besser. Unvermeidlicherweise wünscht sich ein Teil von mir, daß irgend etwas anderes die Heilung bewirkt hätte – die Liebe einer gütigen Frau, ein kleinerer literarischer Erfolg oder die transzendentale Erkenntnis während eine Sache wie Live Aid abläuft, daß mein Leben heilig und lebenswert war –, etwas Würdiges und Wahres und Bedeutungsvolles. Es ist mir peinlich zuzugeben, daß sich ein zehn Jahre währendes Tief hinweghob, weil Arsenal bei den Spurs im Littlewoods Cup gewann (es wäre mir etwas weniger peinlich, wenn es ein Sieg im FA Cup gewesen wäre, nicht ausgerechnet im Littlewoods!), und ich habe oft versucht herauszuarbeiten, warum es auf diese Weise geschah. Der Sieg bedeutete allen Arsenalfans natürlich viel: Sieben Jahre war unser Team noch nicht mal besonders nah dran gewesen, ein Halbfinale zu gewinnen, und der Niedergang hatte begonnen, endgültig auszusehen. Und möglicherweise gibt es sogar eine medizinische Erklärung. Es könnte sein, daß der gewaltige Adrenalinstoß, den ein Siegtor in der letzten Minute in einem Halbfinale bei Tottenham freisetzt (ein Spiel, in dem man sieben Minuten vor Schluß noch mit einem Tor zurückliegt und alle Hoffnung aufgegeben hat), vielleicht irgendeine Art von gestörtem chemischen Gleichgewicht im Gehirn oder etwas Ähnliches korrigiert.
    Wie auch immer, die einzige überzeugende Erklärung, die mir in den Sinn kommt, ist, daß ich an jenem Abend aufhörte, mich unglücklich zu fühlen und daß der tote Punkt, an dem ich mich ein gutes Jahr vorher befunden hatte und der solche Verzweiflung ausgelöst hatte, überwunden war, nicht von mir, wie vorherzusehen war, sondern von Arsenal; und so sprang ich auf die Schultern des Teams und die Spieler trugen mich in das Licht, daß unversehens auf uns alle herabschien. Und der Auftrieb, den Arsenal mir gab, machte es mir in mancher Hinsicht möglich, mich vom Club zu lösen: Obwohl ich noch immer einer von Arsenals hingebungsvollsten Fans bin, und obwohl ich noch immer zu jedem Heimspiel gehe, dieselbe nervöse Spannung, dieselbe Begeisterung und dieselben düsteren Stimmungen durchlebe, die ich schon immer durchlebt habe, begreife ich das Team jetzt als ein vollkommen selbständiges Wesen, dessen Erfolg und Versagen keine Beziehung zu meinem eigenen hat. In jener Nacht hörte ich auf, ein Arsenalverrückter zu sein und lernte wieder, ein Fan zu sein, immer noch verschroben und immer noch gefährlich besessen, aber trotzdem nur ein Fan.

Ein ganz normaler Samstag

    Chelsea gegen Arsenal – 7.3.87

    Jeder ging am Samstag nach Chelsea, um die Party fortzusetzen, und sie dauerte etwa fünfzehn weitere Minuten, bis irgend etwas – ein Fehlschuß von Hayes oder ein Rückpaß von Caesar, ich kann mich jetzt nicht mehr erinnern – die Aufschreie der Frustration und Verärgerung auslöste, die du an jedem Samstag der vorangegangenen paar Jahre hättest hören können. Der durchschnittliche Fußballfan ist notorisch, fast brutal unsentimental.
    Es muß aber gesagt werden, daß Stamford Bridge kein Ort ist, an dem rührselige Zuneigung und nachsichtige Vergebung jemals gedeihen werden. Spiele in Chelsea sind unvermeidlich trostlos – es ist kein Zufall, daß die einzige Ligapartie, die Arsenal in seiner ansonsten alles überragenden Meistersaison 91 verloren hat, die in Chelsea war. Die Laufbahn um den Rasen distanziert die Fans von den Spielern und beeinträchtigt die Atmosphäre; und da die meisten Anhänger auf den Rängen vollkommen im Freien stehen (und deshalb einer gründlichen Dusche ausgesetzt sind, wenn es regnet), gibt es sowieso kein Getöse. Nach meiner Erfahrung ist der Ruf der Heimfans für gemeine Brutalität und dummen, widerwärtigen Rassismus, auch

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