Fever Pitch
schmackhaftes Horsd’œuvre denn als die eigentliche Mahlzeit erschien. Ich war gerade mal dreiundzwanzig geworden, als wir alle zuletzt gemeinsam dort waren, und für mich und das Team waren die sieben dazwischen liegenden Jahre unvorhersehbar grauenvoll gewesen; doch jetzt waren wir aus dem Dunkel ins Licht getreten.
Und es gab wirklich Licht, wunderbaren und wunderbar angemessenen Aprilsonnenschein. Und obwohl man sich immer bewußt ist, welch ein Gefühl es ist, wenn der Winter vorbei ist, egal wie lange dieser Winter auch gedauert haben mag, gibt es nichts Besseres als ein Fußballstadion, besonders Wembley, um es dir vor Augen zu führen, weil du dort im schattigen Dunkel stehst und hinab ins Licht auf das glitzernde satte Grün blickst. Es ist, als ob du im Kino bist und einen Film über ein anderes, exotischeres Land siehst. Natürlich war es außerhalb des Stadions so sonnig wie innen drin, doch dem schien nicht so zu sein, was an der Eigenheit lag, die Fußballstadien haben: Sie nutzen nur ein Rechteck des Sonnenscheins, und dadurch nimmt man diesen intensiver und bewußter war.
All das war also schon da, sogar noch ehe die Partie begann. Und obwohl wir gegen Liverpool spielten (zugegebenermaßen Liverpool in einer seiner weniger gewaltigen Aufmachungen, prä-Beardsley und -Barnes, aber post-Dalglish, auch wenn er an jenem Tag auf der Bank saß) und daher nur zu erwarten war, daß wir verlieren würden, hatte ich mich wirklich selbst überzeugt, daß das unwichtig war und es ausreichte, daß ich wieder da war und das Team wieder da war. Als deshalb Craig Johnston Rush steil freispielte, und dieser einen Augenblick innehielt, sich Zeit nahm und den Ball sauber und souverän an der tastend suchenden linken Hand unseres Torhüters Lukic vorbei ins Netz hämmerte, gab mir das einen Stich, aber ich war nicht überrascht und blieb entschlossen, das Tor und die Niederlage, die zwangsläufig folgen würde, nicht meine Genesung oder meinen neuen, schwungvollen Frühjahrsoptimismus zerstören zu lassen.
Doch Charlie glich vor der Halbzeit aus, nachdem er den Pfosten getroffen und ein gewaltiges Gewühl im Strafraum von Liverpool verursacht hatte; und in einer wundervollen zweiten Hälfte Fußball, als beide Teams mit Anmut, Geschick und Verlangen spielten, sprang unser eingewechselter Spieler, der arme, miesgemachte Perry Groves über Gillespie hinweg, flankte, Charlie schwang sich hoch, der Ball traf einen Verteidiger und rollte sanft am getäuschten Grobbelaar vorbei ins Tor. Aber das tat er so träge, so langsam, daß ich fürchtete, er würde nicht den Schwung haben, die Linie vollständig zu überqueren oder weggeschlagen, bevor der Schiedsrichter entdeckt hatte, daß er tatsächlich dringewesen war, aber letztlich hatte er gerade genug Puste, um das Netz zu berühren. Nicholas und Groves, der eine für fast eine Dreiviertelmillion Pfund von Celtic gekommen, der andere von Colchester United für etwa ein Fünfzehntel dieser Summe, rannten hinter das Tor und vollführten einen kleinen Freudentanz vor uns, nur die beiden. Sie konnten sich früher nicht mal vorgestellt haben, jemals miteinander zu tanzen, und sie sollten es nie wieder tun, aber da waren sie, verbunden für nur einen Moment in der einhundertundeinjährigen Geschichte des Clubs durch ihre nicht zu wiederholende und ehrlich gesagt zufällige Zusammenarbeit. Und so kam es dazu, daß Arsenal den Littlewoods Cup gewann, nicht die berühmteste Trophäe, die ich kenne, aber viel mehr als Pete und ich und der Rest von uns noch vor zwei Jahren zu erhoffen gewagt hätten. Er war eine Art Belohnung für blinde Beharrlichkeit.
Eine Sache, die ich sicher über das Dasein als Fan weiß: Es ist kein nachempfundenes Vergnügen, trotz allem gegenteiligen Anschein, und jene, die sagen, daß sie etwas lieber selbst tun statt zuzusehen, verstehen nicht, worum es geht. Fußball bildet einen Kontext, in dem Zuschauen zum Tun wird – nicht im organischen Sinn, da ein Spiel anzusehen und sich währenddessen den Kopf wegzurauchen, zu trinken, wenn es zu Ende ist, und auf dem Heimweg Pommes zu essen, deinem Körper höchstwahrscheinlich nicht so gut tut, wie eine ganze Menge von dem, was Jane Fonda empfiehlt, und vermutlich wäre es gesünder, einen Fußballplatz rauf- und runterzuschnaufen. Doch wenn es irgendeine Art von Triumph gibt, strahlt die Freude der Spieler nicht kreisförmig nach außen ab, bis sie unsereins ganz hinten auf den Rängen in einer
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