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Fever Pitch

Fever Pitch

Titel: Fever Pitch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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verblaßten, reduzierten Form erreicht; unsere Freude ist keine wäßrige Version der Freude der Mannschaft, auch wenn es die Spieler sind, die die Tore erzielen und die Treppen in Wembley raufsteigen, um Prinzessin Diana zu treffen. Die Freude, die wir bei derartigen Anlässen empfin den, ist nicht ein Feiern des Glücks anderer, sondern ein Feiern unseres eigenen; und bei einer katastrophalen Niederlage ist das uns verschlingende Leid in Wirklichkeit Selbstmitleid, und jeder, der verstehen will, wie Fußball konsumiert wird, muß sich das als erstes klarmachen. Die Spieler sind bloß unsere Vertreter, mehr vom Trainer ausgesucht als von uns gewählt, aber dennoch unsere Vertreter, und manchmal kann man, wenn man genau hinsieht, die kleinen Stangen sehen, die sie zusammenhalten, und die Griffe an den Seiten, die es uns ermöglichen, sie zu bewegen.
    Ich bin ein Teil des Clubs, genauso wie der Club ein Teil von mir ist. Und ich sage das in dem vollen Bewußtsein, daß der Club mich ausbeutet, meinen Ansichten keine Beachtung schenkt und mich gelegentlich schludrig behandelt, folglich basiert mein Gefühl einer organischen Verbindung nicht auf einem wirren, sentimentalen Mißverständnis darüber, wie der professionelle Fußball funktioniert. Dieser Sieg in Wembley gehörte mir ganz genauso, wie er Charlie Nicholas oder George Graham gehörte (erinnert sich Nicholas, der von Graham in der folgenden Saison nicht mehr berücksichtigt und dann verkauft wurde, auch so liebevoll an den Nachmittag?), und ich habe ganz genauso hart dafür gearbeitet wie sie. Der einzige Unterschied zwischen mir und ihnen ist, daß ich mehr Stunden, mehr Jahre, mehr Jahrzehnte in diesen Nachmittag investiert hatte als sie und deshalb ein besseres Verständnis, eine süßere Dankbarkeit für ihn empfand – und daher scheint noch immer die Sonne, wenn ich an ihn denke.

Bananen

    Arsenal gegen Liverpool – 15.8.87

    Weil meine Freundin klein und deshalb benachteiligt ist, wenn es darum geht, Fußball von den Stehplätzen aus zu sehen, gab ich meine Dauerkarte für einen Nachmittag ab und kaufte für das erste Spiel der neuen Saison Sitzplatzkarten ganz oben auf der Westtribüne. Es war der Nachmittag, an dem Smith sein Debüt für Arsenal gab und Barnes und Beardsley ihres für Liverpool, es war heiß und Highbury wogte. Wir saßen auf Höhe des Elfmeterpunktes, der zu dem Tor vor dem Clock End gehört, und hatten so eine perfekte Sicht auf Davis’ Flugkopfball, der Aldridges Tor zum Auftakt ausglich, genauso wie auf Nicols überraschenden Zwanzig-Meter-Kopfball, der Liverpools Siegtor in der allerletzten Minute bedeutete. Wir konnten auch, mit furchtbarer Klarheit, das ungewöhnliche Verhalten der Liverpoolfans unter uns und zu unserer Rechten beobachten.
    In seinem Buch über Barnes und Rassenfragen in Liverpool, OUT OF HIS SKIN, erwähnt Dave Hill dieses erste Spiel nur nebenbei ( »Liverpools mitgereiste Anhänger gingen begeistert nach Hause, irgendwelche Zweifel an der Weisheit des sommerlichen Großeinkaufs des Trainers waren bereits im Schwinden.« ) Er schenkt Liverpools Spiel gegen Everton in Anfield ein paar Wochen später im Littlewoods Cup mehr Aufmerksamkeit, in dessen Verlauf die Gästefans »Niggerpool! Niggerpool!« und »Everton ist weiß!« sangen. (Everton hat es geheimnisvollerweise immer noch nicht geschafft, einen schwarzen Spieler zu finden, der gut genug für das Team ist.)
      Dennoch lieferte Barnes’ erstes Spiel Informationen, die Hill hätte verwenden können: Wir konnten ganz klar erkennen, daß, während sich die Teams warmmachten, eine Banane nach der anderen aus dem Gästeblock geschleudert wurde. Für die, die in den verschlüsselten Beschimpfungen der Zuschauerränge unbewandert sind: Die Bananen waren dazu bestimmt, anzuzeigen, daß ein Affe auf dem Spielfeld war. Da sich die Liverpoolfans bis dahin noch nie die Mühe gemacht hatten, zu Spielen gegen Arsenal Bananen mitzubringen, auch wenn wir seit der Jahrzehntenwende immer zumindest einen schwarzen Spieler in der Mannschaft gehabt haben, kann man nur annehmen, daß John Barnes der Affe war, auf den sie hinweisen wollten.
    Die, die einerseits gesehen haben, wie John Barnes, dieser schöne, elegante Mann, Fußball spielt, ein Interview gibt oder auch nur einfach auf den Platz kommt, und andererseits neben den grunzenden, übergewichtigen Orang-Utans gestanden haben, die Dinge tun, wie Bananen zu werfen oder Affenschreie von sich zu geben, werden die

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