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Fever Pitch

Fever Pitch

Titel: Fever Pitch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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schreiben (weil es, wenn du unter einem schlechten Stern geboren bist, wie das bei mir der Fall war, einfach sinnlos ist, auf etwas zu beharren, was unvermeidlicherweise allein die Demütigung ständiger Zurückweisung mit sich bringt), verstrickte mich in so viele armselige, kräfteraubende Dreiecksbeziehungen wie irgend möglich und machte mich an den Rest der mir zugeteilten siebzig Jahre ungelinderter, fürchterlicher Nichtigkeit.
    Es war wahrhaftig keine Zukunft, auf die ich mit sehr viel Begeisterung blicken konnte. Und auch wenn es die Therapie war, die den Großteil dieser Trostlosigkeit hervor- oder herausgebracht zu haben schien, hatte ich den Eindruck, daß ich mehr davon brauchte: Das letzte Fünkchen gesunden Menschenverstandes, das mir blieb, sagte mir, daß viele dieser Probleme eher in mir als in der Welt begründet lagen, daß sie eher psychologischer als tatsächlicher Natur waren, daß ich überhaupt gar nicht unter einem schlechten Stern geboren worden war, sondern eine Art selbstzerstörerischer Spinner war, und daß ich mich buchstäblich um meinen Kopf kümmern mußte. Allerdings war ich total pleite und konnte mir nicht leisten, meine Dame in Bounds Green weiterhin zu sehen. Deshalb schickte sie mich zu dem Mann in Hampstead, der die Befugnis hatte, mir einen Vorzugssatz für die weitere Behandlung zuzugestehen, wenn er überzeugt war, daß ich krank genug war. Und so ergab es sich – und es gibt eine Anzahl von Arsenal hassenden Fußballfans überall im Land, die diese Episode wunderbar und urkomisch bezeichnend finden mögen –, daß ich als Arsenalfan gezwungen war, meine Anwesenheit beim Halbfinalwiederholungsspiel des Littlewoods Cups mit einem Besuch beim Psychiater einzuleiten, um diesen zu überzeugen, daß ich verrückt war. Ich kriegte die Bescheinigung, die ich brauchte, und ich mußte noch nicht mal meine Dauerkarte vorlegen.
      Ich fuhr von Hampstead runter zur Baker Street, von Baker Street nach King’s Cross, von King’s Cross nach Seven Sisters und erwischte einen Bus für den Rest des Weges die Tottenham High Road hinauf; und von Baker Street an, dem Punkt, an dem meine Rückreise vom Psychiater zu einer Anreise zu einem Auswärtsspiel wurde, fühlte ich mich besser, weniger isoliert, entschlossener (obwohl ich mich auf der letzten Etappe der Reise wieder schlecht fühlte, aber das war ein wohltuendes Vordem-Spiel-Schlechtfühlen – mein Magen verdrehte sich und mein Körper wurde bei dem Gedanken an die bevorstehende emotionale Anstrengung müde). Ich mußte nicht mehr länger versuchen, mir selbst zu erklären, wohin ich unterwegs war oder wo ich gewesen war, ich war wieder einer unter vielen. Der Wert des Herdentriebs, einmal mehr: Ich war nur zu glücklich darüber, den Identitätsverlust zu erfahren, den Zuschauermengen verlangen. In diesem Moment kam mir der Gedanke, daß ich niemals wirklich in der Lage sein würde, zu erklären oder mich auch nur genau daran zu erinnern, wie der Abend so begonnen hatte, wie er es hatte, und daß Fußball in mancherlei Hinsicht überhaupt keine gute Metapher für das Leben ist.

    Für gewöhnlich hasse ich Spiele zwischen Arsenal und Tottenham, besonders die Auswärtsspiele, wenn das feindliche Territorium die allerschlimmsten Seiten der Arsenalfans herauskitzelt, und ich habe mittlerweile aufgehört, in White Hart Lane dabeizusein. »Ich hoffe, deine Frau stirbt an Krebs, Roberts«, schrie ein Mann hinter mir vor einigen Jahren. Und im September 1987, kurz bevor David Pleat gezwungen war, sein Amt als Trainer von Tottenham niederzulegen, aber kurz nachdem unappetitliche Behauptungen über sein Privatleben in den Boulevardzeitungen erschienen waren, saß ich inmitten mehrerer tausend Menschen, die »Triebtäter! Triebtäter! HÄNGT IHN HÄNGT IHN HÄNGT IHN!« brüllten, und hatte, vielleicht verständlicherweise, das Gefühl, daß ich bei weitem zu zartbeseelt für diese Art von Unterhaltung war. Die aufgeblasenen Gummipuppen, die in unserem Block fröhlich hin und her geschwenkt wurden, und die Hunderte von witzigen Busenbrillen, die für den engagierten Arsenalfan an jenem Nachmittag de rigueur waren, trugen kaum dazu bei, daß sich der sensible, liberal denkende Mensch wohler fühlte. Und 1989, als die Spurs uns zum ersten Mal seit vier Jahren in White Hart Lane schlugen, herrschte nach dem Schlußpfiff im Arsenalblock eine furchtbare und beunruhigende Widerwärtigkeit, Sitze wurden zerbrochen, und das reichte mir. Die

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