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Fever Pitch

Fever Pitch

Titel: Fever Pitch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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wenn beides im Verlauf der letzten Jahre ein bißchen nachgelassen hat, vollauf verdient, und jeder weiß, daß man in Chelsea auf den Stehplätzen sicherer ist, wo man so die Wohltat gutorganisierten und gründlichen Polizeischutzes erhält, als auf den Sitzplätzen, wo man Gefahr läuft, isoliert, erkannt und letztlich zusammengeschlagen zu werden, genau der Ablauf, den ein Freund vor einigen Jahren erlebte.
      Und das Spiel ging weiter, der Himmel verdunkelte sich, Arsenal wurde schlechter und kassierte schließlich ein Tor, das für das Team in seiner verkaterten Lustlosigkeit ein Tor zuviel war. Und du stehst da auf den riesigen, bröckelnden Rängen, deine Füße werden steif und brennen dann auch noch in der Kälte, um dich herum die Chelseafans, die dich gestenreich verhöhnen; und du fragst dich, warum du dir die Mühe gemacht hast, wo du doch wußtest, nicht nur im Innersten deines Herzens, sondern auch vom Verstand her, daß das Spiel langweilig und die Spieler unfähig sein würden, und daß die Gefühle, die am Mittwoch hervorgerufen worden waren, zu einem schalen Nichts zerronnen sein würden, noch bevor zwanzig Minuten des Samstagsspiels vorbei waren. Du fragst dich, warum du nicht zu Hause geblieben oder Schallplatten kaufen gegangen bist und damit die glühende Asche noch eine weitere Woche am Glühen gehalten hast. Aber andererseits sind das die Spiele, diese 0:lNiederlagen in Chelsea an einem armseligen Märznachmittag, die den anderen Partien Bedeutung verleihen, und gerade weil man so viele davon gesehen hat, bereiten einem die großen Spiele, die es alle sechs, sieben, zehn Jahre gibt, so eine echte Freude.
    Am Ende des Spiels brachten die mitgereisten Fans respekt
    volle, stille Dankbarkeit für ihr Team auf, eine Anerkennung, die den Leistungen der jüngsten Vergangenheit galt, aber trotzdem war es ein trostloser Nachmittag gewesen. Wir hatten angefangen, unsere Schulden zu begleichen, Pionierarbeit geleistet, absolut nicht mehr als das. Als wir darauf warteten, herausgelassen zu werden (ein anderes Problem an Chelsea: Man wird für gute dreißig Minuten zurückgehalten, während die Straßen draußen von ihrer drohenden Gefahr befreit werden), vertiefte sich die pure Schrecklichkeit der ganzen Angelegenheit noch, und verlieh dem Erlebnis auf diese Weise eine perverse Art von Ehre, so daß diejenigen, die dort waren, das Recht erwarben, sich selbst einen Verdienstorden zu verleihen.
    Zweierlei passierte. Erstens fing es an zu schneien und wurde dadurch so unangenehm, daß du über dich selbst lachen wolltest, weil du dieses Fanleben noch länger zu ertragen bereit warst; und zweitens kam ein Mann mit einer Walzmaschine heraus und schickte sich an, mit ihr den Rasen auf und ab zu fahren. Er war nicht der reizbare, alte Kerl aus Fußballclub-Legenden, sondern ein riesenhafter, junger Mann mit einem gräßlichen SkinheadHaarschnitt, und er haßte Arsenal offensichtlich auch mit all der Leidenschaft, mit der das die Fans seines Arbeitgebers taten. Als er mit seiner Maschine auf uns zufuhr, zeigte er uns den Mittelfinger, ein verzücktes, irres Lächeln im Gesicht; und bei seinem Besuch auf dem Rückweg zeigte er uns erneut den Finger, und so ging es weiter – rauf, runter, den Finger. Rauf, runter, den Finger. Und wir mußten rumstehen und ihm bei seinem Tun zusehen, immer und immer wieder, im Dunkeln und in der klirrenden Kälte, während der Schnee auf uns in unserem betonierten Gehege herabfiel. Es war eine einwandfreie, gründliche Wiederaufnahme des normalen Betriebs.

Goldener Nachmittag

    Arsenal gegen Liverpool – (in Wembley) 11.4.87

    Und auf der anderen Seite sind manche Tage einfach aus Gold. Meine Depression war jetzt vollkommen verflogen; ich konnte nur noch die Stelle spüren, wo der Schmerz gesessen hatte, und das war ein angenehmes Gefühl, genauso wie das Wundsein der Magenmuskeln angenehm ist, wenn du dich von einer Lebensmittelvergiftung erholst und wieder ißt. Ich stand sechs Tage vor meinem dreißigsten Geburtstag, und ich hatte die Vorstellung, daß sich alles genau rechtzeitig für mich gewendet hatte; daß dreißig der Wasserfall am Ende des Flusses war und es geradewegs abwärts mit mir gegangen wäre, wenn mein Tief noch angehalten hätte, als ich dort ankam. Ich fühlte mich deshalb also gut, und Arsenal wieder in Wembley zu sehen, war auch ein schönes Gefühl, da der Littlewoods Cup mit einem jungen Team und einem neuen Trainer eher wie ein unvorstellbar

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