Fever Pitch
verblüffende Ironie des Ganzen zu schätzen wissen. (Es mag wohl attraktive, sprachgewandte und elegante Rassisten geben, doch die kommen ganz bestimmt nie zu Fußballspielen.) Und vielleicht waren die Bananen nicht als Ausdruck von Rassenhaß gedacht, sondern als eine bizarre Form der Begrüßung -vielleicht wollten diese Liverpooler, berühmt für ihren geistreichen und schlagfertigen Witz, Barnes bloß auf eine Weise begrüßen, von der sie glaubten, er könnte sie verstehen, genau wie die Anhänger der Spurs Ardiles und Villa 1978 einen argentinischen Konfetti-Empfang bereiteten. (Diese letztgenannte Theorie ist schwer zu glauben, aber andererseits ist es genauso schwer zu glauben, daß so viele Fans eine derart bösartige Wut über die Ankunft eines der besten Spieler der Welt bei ihrem Club empfanden.) Doch ganz gleich, welche wahnsinnig komische Ironie die Szene gehabt haben mag und was immer die Liverpoolfans gemeint haben mögen, es war ein abstoßender, widerlicher Anblick.
Arsenal hat, im großen und ganzen, keine Probleme mehr mit dieser Art von Schweinerei, dafür aber mit anderen, besonders mit Antisemitismus. Es gibt schwarze Fans, auf den Stehrängen und auf den Sitzplätzen, und unsere besten Spieler – Rocastle, Campbell, Wright – sind schwarz und ungeheuer beliebt. Man kann aber selbst jetzt noch gelegentlich Idioten hören, die schwarze Spieler in gegnerischen Teams verhöhnen. (Eines Abends drehte ich mich verärgert um, weil ich einem Arsenalfan mutig begegnen wollte, der Manchester Uniteds Paul Ince mit Affenlauten bedachte, und bemerkte, daß ich einen blinden Mann beschimpfte. Ein blinder Rassist!) Und manchmal, wenn ein gegnerischer schwarzer Spieler ein Foul begeht oder eine gute Chance verpaßt oder eine gute Chance nicht verpaßt oder mit dem Schiedsrichter streitet, sitzt du panisch zitternd da und ahnst nur Böses. »Bitte sagt nichts, niemand«, murmelst du im Sitzen vor dich hin. »Bitte verderbt mir nicht alles.« (Mir, bitte ich zu beachten, nicht dem armen Kerl, der da unten nur Meter entfernt von einigen schlimmen faschistischen Sturmtruppen Fußball spielen muß – von solcher Art ist das nachsichtige Selbstmitleid des modernen Freigeistes.) Dann steht irgendein Neandertaler auf, zeigt auf Ince, Wallace, Barnes oder Walker, und du hältst den Atem an … und er nennt ihn eine Fotze, einen Wichser oder irgendwas anderes Widerliches, und dich erfüllt ein lächerliches Gefühl hauptstädtischen, weltklugen Stolzes, weil das adjektivische Attribut fehlt; denn du weißt, daß es nicht fehlen würde, wenn du ein Spiel in Merseyside oder im West Country oder im Nordosten oder sonstwo ansehen würdest, wo es keine wirklich gemischte Gemeinschaft gibt. Es ist eigentlich nichts, für das man tatsächlich dankbar sein kann, ich meine die Tatsache, daß ein Mann einen anderen Mann eine Fotze nennt, nicht aber eine schwarze Fotze.
Es erscheint wenig überzeugend, wenn ich sage, daß ich das Schikanieren schwarzer Spieler verabscheue, das in manchen Fußballstadien routinemäßig stattfindet, und wenn ich irgendwelchen Mumm gehabt hätte, hätte ich mich entweder a) einigen der übelsten Täter mutig gestellt oder b) aufgehört, Spiele zu besuchen. Bevor ich dem blinden Rassisten Vorhaltungen machte, stellte ich einige hektische Überlegungen an – wie hart ist er? Wie hart sind seine Freunde? Wie hart sind meine Freunde? –, bis ich etwas hörte, vielleicht eine gewisse Weinerlichkeit in seiner Stimme, das mich schließen ließ, daß ich nicht im Begriff stand, Prügel zu beziehen, und handelte entsprechend. Aber das passiert selten. In der Regel bin ich der Auffassung, daß diese Leute, wie Leute, die in U-Bahnzügen rauchen, wissen, was sie tun, und ihr Übergriff bezweckt, jeden einzuschüchtern, schwarz oder weiß, dem danach ist, etwas dagegen zu unternehmen. Und was das Nichthingehen anbelangt … was ich sagen sollte ist, daß Fußballstadien für alle da sind, nicht nur für rassistische Schläger, und das Spiel in Schwierigkeiten steckt, wenn anständige Leute aufhören hinzugehen. Und ein Teil von mir glaubt daran (die Fans von Leeds haben erstaunliche Dinge getan, um die verpestete Stimmung zu verbessern, die früher in ihrem Stadion herrschte), aber ein anderer Teil von mir weiß, daß ich aufgrund der Macht meiner Besessenheit nicht aufhören kann.
Ich wünsche mir all die Dinge, die andere Fans wie ich sich auch wünschen: Ich wünsche mir, daß Fußballkommentatoren
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