Fever Pitch
Außergewöhnliches, zu wissen, daß du in dem allen eine Rolle zu spielen hast, daß der Abend ohne dich und Tausende, die wie du sind, nicht der gleiche gewesen wäre.
Absurderweise bin ich noch gar nicht dazu gekommen zu sagen, daß Fußball ein wundervoller Sport ist, aber natürlich ist er das. Tore haben einen Seltenheitswert, den Punkte, Runs und Sätze nicht haben, und so wird da immer jener Reiz sein, der Reiz, jemand etwas machen zu sehen, was, wenn man Glück hat, nur drei- oder viermal in einem ganzen Spiel passieren kann, und das überhaupt nicht passiert, wenn man kein Glück hat. Und ich liebe am Fußball sein Tempo, seine Unberechenbarkeit. Ich liebe die Art, wie kleine Männer große Männer in einer Weise zunichte machen können (sieh dir Beardsley gegen Adams an), die in anderen Kontaktsportarten nicht möglich ist, und die Eigenheit, daß das bessere Team nicht zwangsläufig gewinnt. Und da ist die Athletik (mit allem gebührenden Respekt vor Ian Botham und der englischen Angriffsreihe, es gibt kaum gute fette Fußballer) und die Art, wie Kraft und Intelligenz sich vereinigen müssen. Er erlaubt Spielern, auf eine Weise wunderschön und tänzerisch auszusehen, wie andere Sportarten es nicht tun: Ein perfekt getimeter Flugkopfball oder ein perfekt getroffener Volleyschuß erlauben dem Körper, eine Haltung und Grazie zu erreichen, die manche Sportler niemals zeigen können.
Aber es hat sogar noch mehr als das alles. Im Verlauf von Spielen wie dem Halbfinale gegen Everton, auch wenn Abende wie dieser unvermeidlicherweise selten sind, befällt einen dieses starke Gefühl, genau zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein; wenn ich bei einem großen Spiel in Highbury bin oder, ganz klar, bei einem noch größeren in Wembley, fühle ich mich, als wäre ich im Zentrum der ganzen Welt. Wann sonst im Leben passiert das? Vielleicht hast du eine heiß begehrte Karte für die Premiere eines Stücks von Andrew Lloyd Webber, aber du weißt, daß das Stück mehrere Jahre lang laufen wird, also mußt du den Leuten eigentlich hinterher erzählen, daß du es vor ihnen gesehen hast, was irgendwie uncool ist und in jedem Fall die Wirkung vollkommen ruiniert. Oder vielleicht hast du die Stones in Wembley gesehen, aber andererseits wird selbst so was heutzutage Abend für Abend wiederholt und hat deshalb nicht die gleiche Jetzt-oder-nie-Wirkung eines Fußballspiels. Es ist auch keine Nachricht, so wie ein Halbfinale Arsenal gegen Everton eine Nachricht ist: Wenn du am nächsten Tag in deine Zeitung schaust, egal welche du liest, wird einem Bericht von deinem Abend umfangreicher Raum eingeräumt werden, dem Abend, zu dem du beigetragen hast, einfach indem du aufgetaucht bist und geschrien hast. Das kannst du eben nicht außerhalb eines Fußballstadions finden; es gibt keinen anderen Ort im gesamten Land, der dir das Gefühl gibt, als ob du dich im Herzen der Dinge befindest. Denn egal in welchen Nachtclub du gehst oder in welches Theaterstück oder in welchen Film, egal welches Konzert du anschaust oder in welchem Restaurant du ißt, wird das Leben anderswo in deiner Abwesenheit weitergegangen sein, so wie es das immer tut; wenn ich aber in Highbury bei Spielen wie jenem bin, habe ich das Gefühl, daß der Rest der Welt innehält und sich vor den Toren versammelt, um darauf zu warten, das Endergebnis zu hören.
Willkommen in England
England gegen Holland – März 1988
Im Jahr 1988 begann ich für eine fernöstliche Handelsgesellschaft zu arbeiten. Ich fing als Lehrer an, aber bald wurde klar, daß meine Schüler aus dem mittleren Managementbereich von den absonderlichen Anfragen, die sie aus ihrer Zentrale erhielten, mehr verwirrt waren als von der englischen Sprache. So schwand die Lehrtätigkeit dahin, und stattdessen verrichtete ich etwas, was ich nur als »Andere Dinge« bezeichnen kann, weil eine gattungsmäßige Umschreibung meiner Pflichten über meinen Horizont geht. Ich schrieb zahllose Briefe an Rechtsanwälte und einen langen Aufsatz über Jonathan Swift, der übersetzt und zurück an die Zentrale gefaxt wurde; ich vergewisserte mich zur Zufriedenheit meiner Arbeitgeber, welches Wasser Trinkwasser darstellte; ich brütete über den Landschaftsplänen für Hampton Court und nahm Fotos vom Beaulieu Motor Museum auf; ich suchte Sozialamtsleiter auf, um über Waisenheime zu sprechen; ich wurde in langwierige Verhandlungen um Reithöfe in Warwickshire und Rassehunde in Schottland hineingezogen. Es war ein
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