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Fever Pitch

Fever Pitch

Titel: Fever Pitch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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abwechslungsreicher Job.
    Die Manager arbeiteten erschreckend hart: Ihre vertraglich geregelte Arbeitszeit war montags bis freitags von acht Uhr morgens bis acht Uhr abends und samstags von acht Uhr morgens bis zwei Uhr mittags, aber das war nur die offizielle Version – ein Zwölfstundentag war genauso wie Gordon Gekkos Mittagessen etwas für Schwächlinge. Als ich dreien meiner Schüler aber erzählte, daß Gullit und Van Basten in die Stadt kamen, um ihre Spielintelligenz an Lineker und Shilton zu messen, war die Versuchung selbst für sie zu groß, und mir wurde aufgetragen, Karten zu kaufen und sie an dem fraglichen Abend zu begleiten und einzuweisen.
      Alle paar Jahre vergesse ich, was für eine traurige Erfahrung es ist, ins Wembleystadion zu gehen, um England spielen zu sehen, und wage einen weiteren Versuch. 1985 besuchte ich ein paar Wochen, nachdem Schottlands Jock Stein gestorben war, ein Weltmeisterqualifikationsspiel und hörte mir die widerlichsten Festgesänge an, die man sich vorstellen kann. Und vier Jahre später war ich wieder bei einem Qualifikationsspiel und saß inmitten von Betrunkenen, die während der Nationalhymne Nazigrüße vollführten. Warum ich dachte, daß es bei einem Freundschaftsspiel gegen die Niederlande irgendwie anders sein würde, weiß ich jetzt nicht mehr, jedenfalls erwies es sich als eine peinliche Fehleinschätzung.
    Unser Timing war genau richtig. Wir gingen etwa fünfzehn Minuten vor Anpfiff mit Sitzplatzkarten in unseren Taschen den Wembley Way entlang, und ich war mit meiner fachmännischen Organisation zufrieden. Als wir uns jedoch unserem Eingang näherten, trafen wir auf eine entschlossene und nicht wählerische berittene Polizei: Wir wurden mit Hunderten anderer Kartenbesitzer zurückgetrieben und meine Kollegen gerieten in Panik. Wir sammelten uns und versuchten es erneut; dieses Mal wurden unsere Zwölf-Pfund-Karten widerstrebend als Bescheinigung eines legitimen Interesses betrachtet, und es wurde uns erlaubt, uns dem Stadion zu nähern. Während wir das taten, fing das Spiel an, und England erzielte fast sofort ein Tor, aber wir sahen davon nichts – wir verhandelten noch über den Einlaß. Eines der Eingangstore hing aus seinen Angeln, und ein Offizieller sagte uns, daß eine große Menge von Menschen sich ihren Weg ins Stadion erzwungen hatte. Endlich drinnen, war es offensichtlich, daß unsere Sitzplätze weg waren. Die Durchgänge waren mit Leuten wie uns vollgestopft, die alle krampfhaft die nunmehr wertlos gewordenen Kontrollabschnitte ihrer Eintrittskarten festhielten und zu verängstigt waren, sich den stoppelköpfigen, stiernackigen Leuten auf ihren Sitzen entgegenzustellen. Nicht ein Ordner war zu sehen. »Ach nee, Scheißschlitzaugen«, bemerkte eine Gruppe junger Männer, als ich meine Schützlinge die Stufen hinabführte, um einen Platz zu finden, von dem aus wir wenigstens ein Rechteck des Spielfelds sehen konnten. Ich machte mir nicht die Mühe, die Bemerkung zu übersetzen. Wir standen und schauten etwa eine halbe Stunde zu, während der die Niederländer mit 2:1 in Führung gingen; Gullit mit seinen Dreadlocks, der Hauptgrund, warum das Spiel überhaupt ausverkauft war, wurde jedesmal, wenn er den Ball berührte, mit Affenlauten bedacht. Kurz vor Halbzeit gaben wir auf und gingen heim. Ich kam gerade rechtzeitig in meiner Wohnung an, um die Höhepunkte im Fernsehen zu sehen.

    Man hat mir gesagt, daß sie jetzt begonnen haben, die Dinge in Wembley besser zu organisieren, und daß die Zusammensetzung des durchschnittlichen Englandpublikums, zum Teil wegen der Gazzamania und Linekers Charme seit der Weltmeisterschaft 1990 in Italien im Wandel begriffen ist. Das geschieht häufig, wenn ein Team Erfolg hat, und gibt an sich nicht viel Anlaß zu Hoffnung, weil man diese neugewonnenen Zuschauer verliert, wenn die Mannschaft wieder schlecht spielt. Mir scheint, und das ist keine Theorie, die ich mit irgendwelchen handfesten Beweisen belegen könnte – was jetzt auch egal ist –, daß schlechte Mannschaften eine üble Anhängerschaft anziehen.
    Nur Dummköpfe zweifeln heutzutage ernsthaft daran, daß zwischen den sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen und der Gewalt beim Fußball ein Zusammenhang besteht, aber woran liegt es, daß, sagen wir mal, Fans von Birmingham City einen entschieden schlechteren Ruf haben als die von Sunderland? Selbst wenn wir davon ausgehen, daß die West Midlands unter der gleichen Art von sozialer und

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