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Fever Pitch

Fever Pitch

Titel: Fever Pitch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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kriegen wird, und mein Zurückgleiten in die Realität, zur Fahrt in der U-Bahn oder zu dem Buch, das ich lese, erfolgt lächerlich langsam und ist überhaupt nur möglich, nachdem ich mich gezwungen habe, anzuerkennen – manchmal, indem ich die Worte vor mich hinflüstere –, daß das Spiel aus und vorbei ist und nie mehr wiederholt werden wird. Aber wissen Sie, wenn Winterburn getroffen hätte (und warum hat sich keiner der anderen freiwillig erboten, den Elfer zu schießen? Ein Finale in Wembley ist nicht die passende Gelegenheit, seinen ersten Elfmeter zu schießen), hätten wir 3:1 gewonnen, keine Frage, und den Pokal behalten, den wir im Jahr davor gewonnen hatten. Aber er hat nicht getroffen, und Luton marschierte in die andere Richtung, erzielte in den letzten sieben Minuten zwei Treffer und gewann 3:2. Fairer- oder unfairerweise geben die Arsenalfans, mit denen ich gesprochen habe, einem Mann die Schuld: Augustus Caesar.
      Es hat viele Spieler gegeben, die das Publikum in den Jahren runtergemacht hat, und nicht alle von ihnen waren schlecht: Ure, Sammeis, Blockley, Rix, Chapman, Hayes, Groves, selbst Michael Thomas in der zweiten Hälfte der ersten Meisterschaftssaison und ein gutes Stück des folgenden Jahres.
    Aber bei Gus war es anders. Es gab überhaupt keine Diskussi
    on über seine Fähigkeiten. Hayes, Groves, Thomas und Rix hatten alle ihre Fürsprecher unter den Fans, Gus hingegen hatte keine oder zumindest bin ich ihnen nicht begegnet; der Tiefpunkt seiner Karriere bei Arsenal war wahrscheinlich im Januar
    1990 während einer grausamen 0:l-Niederlage in Wimbledon, als jeder Rückpaß oder Befreiungsschlag, den er ohne Katastrophe bewerkstelligte, mit ironischen Anfeuerungsrufen und Applaus aufgenommen wurde. Ich kann mir nicht mal im Ansatz vorstellen, wie jemand mit dieser Art der öffentlichen Demütigung fertig werden kann.
    Kurz nachdem ich aufgehört hatte zu unterrichten und angefangen hatte, es mit dem Schreiben zu versuchen, las ich ein Buch, daß THE HUSTLER heißt und von Walter Tevis ist. Ich war von Fast Eddie, der Figur, die in der Verfilmung von Paul Newman verkörpert wird, ganz begeistert, genauso wie ich von der Vorstellung ganz begeistert war, daß ich das Cannonball Kid war, als Charlie Nicholas von Celtic zu Arsenal kam. Und da sich das Buch darum zu drehen schien, daß alles, was man machen will, schwierig ist – schreiben, ein Fußballer werden, was auch immer –, schenkte ich ihm ganz besondere Aufmerksamkeit. Eine Stelle (o Gott, o Gott, o Gott) tippte ich auf ein Stück Papier ab und heftete es über meinen Tisch: »Die ganze gottverdammte Sache ist: Du mußt dich dem Leben verschreiben, das du dir ausgesucht hast. Und du hast es dir ausgesucht – die meisten Menschen tun noch nicht mal das. Du bist intelli gent, und du bist jung, und du hast, wie ich dir schon gesagt habe, Talent.«

    Als sich die ablehnenden Bescheide anhäuften, trösteten mich diese Worte; und als ich begann, darüber in Panik zu geraten, wie die Dinge, die jeder andere hatte, wie Karrieren und hübsche Wohnungen und ein bißchen Geld fürs Wochenende, aus der Reichweite meiner Hände zu gleiten schienen, fingen Freunde und Familie an zu versuchen, mich zu beruhigen. »Du weißt, du bist gut«, sagten sie.

    »Das kommt schon in Ordnung mit dir. Hab nur Geduld.«
      Und ich wußte wirklich, ich war gut, und ich hatte mich wirk lich dem Leben verschrieben, das ich mir ausgesucht hatte, und meine Freunde und Fast Eddies Freunde konnten nicht alle falsch liegen, also lehnte ich mich zurück und wartete. Jetzt weiß ich, daß es falsch und blöd von mir war, das zu tun, und ich weiß es, weil Gus Caesar es mich gelehrt hat.
    Gus ist der lebendige Beweis, daß dieser Glaube an sich selbst, dieses vorwärtsstrebende Gefühl der Berufung (und ich spreche hier nicht von Arroganz, sondern dem einfachen, gesunden Selbstvertrauen, das für das Überleben absolut notwendig ist) auf gemeine Weise irreführend sein kann. Hat sich Gus dem Leben verschrieben, das er ausgesucht hat? Natürlich hat er das. Ohne Engagement kommst du nicht mal halbwegs in die Nähe der ersten Mannschaft eines bedeutenden Erstligafußballclubs. Und wußte er, daß er gut war? Er mußte es gewußt haben, und das mit Recht. Denken Sie darüber nach. In der Schule muß er viel, viel besser als seine Altersgenossen gewesen sein, also wird er für das Schulteam ausgesucht und dann für irgendeine Auswahlmannschaft, South London Boys

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