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Fey 02: Das Schattenportal

Fey 02: Das Schattenportal

Titel: Fey 02: Das Schattenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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älter aus als vorhin, als er vor einer knappen Stunde aus dem Nebel aufgetaucht war. »Wenn dein Großvater zu dem von den Sehern genannten Zeitpunkt stirbt, werde ich ein alter Mann sein. Ich werde nie ein Sehender Schwarzer König sein, höchstens ein Platzhalter für dich oder einen deiner Brüder. Ich werde blind sein. Ich schulde es mir und unserem Volk, meiner Vision so weit zu folgen, wie sie mich führt. Und wenn ich nie ein Schwarzer König sein werde, dann soll es eben so sein. Es wird dir ermöglichen, eine bessere Schwarze Königin zu werden.«
    »Du fürchtest dich davor, ein König ohne Vision zu sein.«
    Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar, eine Geste, die er sich selten erlaubte, weil sie sein Unbehagen verriet. Sie hatte sie nur wenige Male gesehen, und immer nur dann, wenn er unter großem Druck stand. »Mit Vision zu regieren und sie dann zu verlieren ist eine Sache. Wir erhalten unsere Macht durch die Vision, die Zauberkräfte und unser politisches Vermögen. Ich bin nie ein großer Politiker gewesen. Ich bin ein hervorragender Visionär, aber das wird eines Tages vergehen. Und meine Macht wird ebenso vergehen. Ich würde nichts auf den Thron mitbringen, und wenn ich mir etwas anderes vormachte, würde ich damit die Stellung meiner ganzen Familie gefährden.«
    Jewel blinzelte verwirrt. »Warum kann ich nicht weiter als bis zu dieser einen Vision Sehen, Vater? Warum Sehe ich mich nicht als Schwarze Königin?«
    »Manchmal ist eine Einzelvision so stark, daß sie bis zu ihrem Eintreffen alles andere überstrahlt. Und manchmal hält das Leben nicht mehr für uns bereit als diese eine Vision.«
    »Woher weiß ich, daß ich einmal mehr als das Sehen werde?«
    »Weil sowohl deine Mutter als auch ich seherische Fähigkeiten hatten. Bei unseren Kindern müßten sie demnach noch viel stärker ausgeprägt sein«, antwortete Rugar.
    »Müßte«, sagte Jewel. »Aber was, wenn nicht?«
    »Es wird so sein«, sagte Rugar. »Ich habe gesehen, daß du eine Vision hattest. Die Fähigkeit bestimmt deine ganze Person. Manchmal wird jemand in Träumen oder kurzen Eingebungen von Visionen heimgesucht, aber wenn die Vision stark ist, dann nimmt sie von der ganzen Person Besitz, und so war es bei dir.«
    Sie schluckte. Wie gerne hätte sie jetzt noch eine Tasse Tee getrunken, doch sie verspürte keine Lust zum Teekochen. »Meine Vision zeigt uns zusammen mit den Inselbewohnern, und deine zeigt mich in ihrem Palast. Vielleicht ist es falsch, gegen sie zu kämpfen, Vater. Vielleicht erwartet uns ein völlig anderes Schicksal.«
    Er sah sie an, als würde er sie nicht erkennen. »Wir kämpfen, Jewel. Das haben wir schon immer getan.«
    Sie zog ihren Zopf nach vorne und nestelte an seinem Ende herum. Sie hatte darüber schon eine Weile nachgedacht, aber nie gewußt, wie sie mit ihm darüber reden sollte. Auch jetzt war sie nicht sicher, ob es die richtige Methode war. »Ich weiß«, sagte sie. »Aber was, wenn es hier anders ist? Wie es aussieht, können wir dieses Land nicht mit Gewalt erobern. Vielleicht sind wir hier, um etwas Neues zu lernen. Vielleicht ist es das, was unsere Visionen besagen.«
    Sein Gesichtsausdruck hatte sich nicht verändert. Er verschränkte die Arme über der Brust, so wie es Caseo getan hatte. »Ich höre«, sagte er.
    »Wir verfügen über soviel Macht«, sagte sie. »Wir können verzaubern und täuschen. Aber wir scheinen diese Fähigkeiten erst einzusetzen, nachdem wir ein Volk erobert haben. Warum nicht vorher? In meiner Vision sorgt sich der Prinz um mich. Das ist sehr, sehr deutlich. Und wenn der Prinz sich so sehr um mich sorgt, wie es den Anschein hat, dann finden wir womöglich einen anderen Weg in ihre Welt, einen anderen Weg, um diesen Ort unter unsere Herrschaft zu bekommen.«
    »Jewel, du sprichst von Methoden, die Jahre in Anspruch nehmen. Wir haben nicht jahrelang Zeit.«
    »Schon jetzt haben wir ein ganzes Jahr hier verbracht, Vater, und alles, was wir vorzuweisen haben, ist diese behelfsmäßige graue Zuflucht im Wald weit draußen vor ihrer Stadt. Wir haben die Hälfte unserer Leute verloren, und wir sind der Lösung inzwischen kein Stück näher gekommen. Der Schwarze König wird uns nicht retten, und wir können nicht weg von hier, ohne weitere Leben aufs Spiel zu setzen. Mir erscheint es sinnvoller, Jahre darauf zu verwenden, dieses Volk mit subtilen Mitteln zu erobern, als sich jahrelang in den Schattenlanden zu verstecken.«
    Er zuckte zusammen, als hätte sie ihn

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