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Fey 02: Das Schattenportal

Fey 02: Das Schattenportal

Titel: Fey 02: Das Schattenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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sagte Jewel, die es verabscheute, wenn man von ihr in der dritten Person sprach.
    Rugar zuckte die Achseln. »Hört sich doch gut an, Caseo. Ich sorge dafür, daß du sie bekommst, wenn Jewel soweit ist.«
    Caseo stieß einen unterdrückten Fluch aus. Ohne sich noch einmal zu Jewel umzudrehen, ging er die Stufen hinunter und verschwand im Nebel. Rugar packte das Geländer und zog sich hinauf. Seine Bewegungen waren jugendlich und athletisch, obwohl er dreimal so alt wie Jewel war.
    »Du hast ihn verärgert«, sagte Rugar, nahm sie am Arm und führte sie hinein. Dann machte er die Tür hinter ihnen zu.
    »Ist mir egal«, sagte Jewel und befreite den Arm aus seinem Griff. »Er ist ein unerträglicher Dummkopf, der glaubt, mir Befehle erteilen zu können.«
    »Genaugenommen kann er uns allen Befehle erteilen«, meinte Rugar, »zumindest, was die Magie anbelangt. Er ist für den Zauber verantwortlich, und er kann ihn von jetzt auf nachher verändern.«
    »Wir benutzen keinen Zauber.«
    »Nein«, gab Rugar zu bedenken, »aber die Hüter des Zaubers waren es, die damals entschieden, daß Visionäre einen Platz in dieser Kultur haben sollten. Bevor die Hüter erkannten, daß in unseren Visionen Wahrheit steckte, daß wir eine mögliche Zukunft erblicken können, galten wir als Verrückte. Erst als wir uns selbst über unsere Fähigkeiten bewußt wurden, erlangten wir die Macht, die wir heute ausüben.«
    »Das sind alte Geschichten, Vater«, sagte Jewel. »Sie haben nichts mit Caseo zu tun.«
    »Sie haben sehr viel mit Caseo zu tun«, widersprach ihr Rugar. »Für die Hüter gibt es so etwas wie alte Geschichten nicht. Für sie ist die Zeit im steten Fluß. Man sagt sogar, daß einige von ihnen sich in der Zeit vor- und zurückbewegen können. Es heißt auch, daß Wächter nicht sterben, sondern nur neue Körper finden, in denen sie weiterleben.«
    »Bei Caseo kann ich kein bißchen alte Weisheit ausmachen«, sagte Jewel. »Er ist ein aufgeblasener, unausstehlicher Mann.«
    »Da hast du recht«, sagte Rugar. Er schnitt sich eine Scheibe Brot ab und drehte sie in den Fingern. »Aber er ist der beste, den wir hier haben, der beste, den uns dein Großvater zugestanden hat, und darauf müssen wir Rücksicht nehmen. Und wir müssen so gut es geht mit ihm zusammenarbeiten, um unser Geschick hier zum Besseren zu wenden.«
    »Ich glaube nicht, daß er das Gegenmittel für das Gift findet.«
    Rugar hob den Blick und legte das Brot auf den Tisch. »Wenn er es nicht schafft, dann schafft es keiner, Jewel. Er ist unsere einzige Hoffnung.«
    »Jedenfalls wird es ihm nicht gelingen, indem er mich ständig belästigt«, sagte Jewel.
    »Und du bist auch keine große Hilfe, wenn du ständig mit ihm streitest.« Rugar lehnte sich an den Tisch, so wie es Jewel zuvor getan hatte. »Regieren heißt manchmal, sich mit Leuten zu arrangieren, die man nicht mag, Jewel, weil diese Leute in einer Position sind, in der sie uns helfen können.«
    »Das weiß ich«, knurrte sie. »Ich bin kein Kind mehr. Aber ich habe nichts dergleichen Gesehen … Ich meine, ich sehe nirgendwo ein Anzeichen dafür, daß er in der Lage wäre, dem Rätsel auf die Spur zu kommen.«
    Rugar ging auf sie zu und nahm sie wieder am Ellbogen, doch diesmal war sein Griff eisern, seine Finger gruben sich in ihre Haut. »Hast du etwas Neues Gesehen, Jewel?«
    »Nein«, sagte sie, ohne ihm ins Gesicht zu schauen. Sie mochte seine Reaktion auf die Erwähnung ihrer eigenen Visionen nicht. Ein Teil der Probleme, die sie mit Caseos Anschuldigungen hatte, rührte daher, daß sie ihr nur zu wahr erschienen. Warum sollte ihr Vater sie auf diese Weise behandeln, wenn seine eigene Vision noch richtig funktionierte?
    Rugar ließ ihren Arm los. »Es scheint mir, daß du, meine Tochter, mehr als sonstjemand daran interessiert sein solltest, daß Caseo diesem Gift auf den Grund geht.«
    Unbewußt berührte sie ihre Stirn. Sie konnte sich an den Schmerz, den sie noch nicht erfahren hatte, beinahe erinnern.
    Die Vision war für sie nie etwas gewesen, was einmal eintreten würde, sondern etwas, das bereits geschehen war. Obwohl sie wußte, daß Visionen zu verhindern waren, so hatte sie doch im Zusammenhang mit dieser nie auf diese Weise darüber gedacht. Es war ihre erste Vision, der Beleg ihres Erwachsenseins, und allein deshalb hielt sie daran fest.
    Sie sank in einen Sessel. Der erinnerte Schmerz ließ ihre Stirn heiß werden. »Was soll ich denn tun?«
    Ihr Vater lächelte und ging neben ihr

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