Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fey 03: Der Thron der Seherin

Fey 03: Der Thron der Seherin

Titel: Fey 03: Der Thron der Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
Vom Netzwerk:
immer Aufruhr. Die Inselbewohner dagegen nahmen ihn hin wie etwas ganz Alltägliches. Rugars Vision hatte ihn getäuscht. Falls es seine Absicht gewesen war, die Bevölkerung zu beunruhigen, hatte er sein Ziel verfehlt.
    Dann warf ihr Burden erneut einen bewundernden Blick zu. »Woher wußtest du, daß der König tot ist? Die Ausrufer ziehen erst seit heute morgen durch die Straßen.«
    Solanda antwortete nicht. Sie war Burden keine Rechenschaft über ihre Arbeit schuldig.
    Burden legte eine Hand auf den Kaminsims, wie um sich festzuhalten. »Jewel war gestern hier. Sie hat gesagt, ein Fey hätte Alexander getötet. Du warst es nicht, Solanda, oder etwa doch?«
    »Also wirklich«, erwiderte Solanda, so hochmütig sie konnte.
    »Wenn du es nicht warst«, sprach Burden langsam weiter, »und wenn es Fey waren …«
    »Wir haben darüber gesprochen, daß du ins Schattenland zurückkehren solltest«, unterbrach ihn Solanda.
    » … dann war es Rugar, nicht wahr?« Burden runzelte die Stirn. »Aber Rugar würde niemals etwas tun, das Jewel verletzen könnte.«
    »Wer hat behauptet, daß der Tod des Inselkönigs Jewel verletzt?« fragte Solanda.
    »Jewel selbst.«
    Burdens Worte hingen in der Luft. Er lehnte den Kopf an den Kaminsims. Offensichtlich war dieser Nachmittag zu viel für ihn gewesen. Bestimmt hatte er noch tausend Fragen und am nächsten Morgen noch tausend dazu. Sich auf seinem Teppich zum Schlafen niederzulassen war keine gute Idee.
    »Komm mit mir«, forderte Solanda ihn auf. »Laß uns mit der Schamanin sprechen.«
    Burden schüttelte den Kopf. »Bring die Schamanin in die Siedlung. Wir können eine Visionärin gut gebrauchen.«
    »Du mußt hier raus«, hielt Solanda dagegen. »Es ist nicht gesund, hierzubleiben.«
    »Im Schattenland ist es auch nicht gesünder«, widersprach Burden. »Ganz gleich, was du über mich denkst, Rugar ist noch schlimmer. Was hat er sich bloß dabei gedacht, ihren König zu töten?«
    »Vielleicht wollte er Jewel dem Thron näher bringen.«
    »Vielleicht«, sagte Burden. »Aber Rugars Beweggründe sind nur selten so offensichtlich.«
    Solanda wußte das genauso gut wie er. Aber sie dachte nur ungern über diese Tatsache nach. Rugars Undurchsichtigkeit hatte ihr schon mehr Ärger eingebracht, als sie sich eingestehen mochte. »Er tut nur das, was für uns alle das beste ist«, erklärte sie.
    »Tja«, erwiderte Burden. »Beispielsweise, als er versucht hat, die Blaue Insel zu erobern.«

 
12
     
     
    Drei Schichten von Domestiken hergestellter Kleidung reichten nicht aus, um sie warm zu halten. Jewel legte die Hände auf ihren gewölbten Bauch und forderte das Kind in Gedanken auf, sich zu bewegen. Diese ganze Anspannung und Unruhe konnten für das Ungeborene nicht gut sein.
    Sie rückte näher ans Feuer. Nicholas kniete vor dem Kamin. Er hatte Holzscheite in die Flammen geschichtet, aber mitten in der Bewegung innegehalten. Seine Augen waren glasig, seine Unterlippe zitterte.
    Es war kalt im Schlafzimmer, so kalt, wie es auf dem Friedhof gewesen war. Das Hauspersonal hatte vergessen, in den Gemächern des Königs Feuer zu machen und statt dessen den Kamin in Jewels Zimmer in Gang gesetzt. Nicholas und Jewel wären fast eingeschlafen, aber dann wimmerte Sebastian im Nachbarzimmer im Schlaf. Das Geräusch trieb Nicholas Tränen in die Augen, und ohne ein Wort hatte er Jewels Hand ergriffen und sie die Galerie entlang in seine Gemächer geführt.
    Seit dem heutigen Tag die Königlichen Gemächer.
    Unbeholfen ließ Jewel sich neben ihrem Gemahl nieder und legte ihm die Hand auf den Rücken. Nicholas’ Muskeln waren straff gespannt. Er schien ihre Berührung überhaupt nicht wahrzunehmen.
    »Nicky«, sagte Jewel. »Ich muß dir etwas erzählen.«
    Nicholas ließ das letzte Holzscheit in die Glut fallen, als hätte er diese Betätigung nicht soeben unterbrochen. Dann schob er den eisernen Kaminrost wieder an seinen Platz. »Warte damit, Jewel. Heute abend kann ich nicht noch mehr verkraften.«
    Er hatte recht. Es war genug. Er brauchte Schlaf. Die Zeremonie war anstrengend gewesen. Jewel war der Zeremonie im Tabernakel entronnen, indem sie Erschöpfung vorgeschützt hatte, und erst wieder an der Begräbnisstätte zu der Prozession gestoßen, und auch das nur aus Respekt vor Alexander und Mitgefühl für Nicholas. Seit dem Eintreffen der schlimmen Nachricht hatte er so perfekt funktioniert wie noch nie. Manchmal schien er allerdings mit offenen Augen zu schlafen. Dann wieder schien

Weitere Kostenlose Bücher