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Fey 03: Der Thron der Seherin

Fey 03: Der Thron der Seherin

Titel: Fey 03: Der Thron der Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Zimmer um, das sie teilten, mit dem großen Federbett unter den schweren Inseldecken und dem einzigen gestickten Fey-Überwurf, den Mend ihr mitgegeben hatte. Die Gobelins vor den Fenstern zeigten Szenen aus dem Leben der Inselkönige, und die Steinwände waren im Winter feucht. Die Stühle waren unbequem und das Essen oft schlecht. Wenn die Diener glaubten, Jewel sei allein im Zimmer, zündeten sie noch nicht einmal vorsorglich ein Feuer für sie an. Und Jewel trank niemals einen Tropfen Wasser, obwohl sie nun schon vier Jahre im Palast lebte.
    Sie hatte hundert kleine Opfer gebracht.
    Aber sie hatte nie darüber nachgedacht, welche Opfer Nicholas gebracht hatte.
    Den Verlust an Respekt. Die Schwierigkeiten, die er haben würde, sich den Thron zu sichern.
    Sebastian.
    Der kleine Junge brach ihr das Herz, aber sie sah in ihm immer noch das Kind. Nicholas betrachtete ihn bereits als Erben, als bevorstehende Katastrophe.
    Jewel hob die Hand, die Nicholas’ Hand hielt, und legte beide Hände auf ihren Bauch. »Ich hatte eine eindeutige Vision«, begann sie. »So klar wie das wirkliche Leben. Ich sah ein Mädchen, ein halbwüchsiges Mädchen, das aussah wie du, aber mit den Farben einer Fey. Sie war hier im Palast. Sie beobachtete jemanden im Garten. Ihre Augen leuchteten, Nicky, und jede Bewegung, jeder Schritt sprach von einer lebhaften, zupackenden Intelligenz.«
    Nicholas’ Finger krampften sich um ihre und hoben die Hände ein kleines Stück an. »Ein Mädchen«, sagte er.
    »Ein wunderbares, kluges Mädchen.«
    »Und du bist ganz sicher, daß es dieses Kind hier war?«
    »Ja«, bestätigte Jewel. »Die Vision trat auf, als ich meinen Bauch berührte. Das ist immer ein Zeichen, daß man das Kind darin Sieht.«
    »Ein Mädchen«, wiederholte Nicholas, und endlich verstand Jewel, was er damit sagen wollte. Sie ließ seine Hand auf ihren Bauch sinken, strich sie glatt und spürte die Wärme auf ihrer Haut.
    »Ein Mädchen«, wiederholte auch sie.
    »Jewel, ein Mädchen kann den Thron nicht erben.«
    »Wenn es eine Fey ist, schon.«
    »Aber wir sind hier auf der Insel.«
    »Und wir haben die Aufgabe, zwei Kulturen zu vereinen.«
    Nicholas seufzte wieder und zog die Hand weg. »Es wird nicht funktionieren, begreifst du nicht? Das ist es ja, was Matthias sagt. Das Volk wird uns oder unsere Kinder nicht akzeptieren.«
    Das Ungeborene trat, als fühle es Jewels Zorn. Der scharfe, unvermittelte Schmerz verschaffte Jewel einen Aufschub, um über eine vernünftige Antwort nachzudenken. »Du bist ein direkter Nachfahre des Roca, und Sebastian ist dein Erstgeborener. Du regierst nach den Gesetzen der Insel. Ich bin die Enkelin des Schwarzen Königs. Wenn mein Vater stirbt, führe ich mein Volk. Und wenn ich sterbe, tut es mein Sohn. Wir haben uns zuwenig darum gekümmert, daß man uns akzeptiert. Wir haben zugelassen, daß Leute wie mein Vater und Matthias die öffentliche Meinung über uns negativ beeinflussen. Wir haben Sebastian vor den Leuten versteckt, und jetzt denken sie wahrscheinlich, er ist eine Art Ungeheuer.«
    »Er ist nicht gesund, Jewel.«
    »Aber seine Schwester wird gesund sein.«
    »Eine Zweitgeborene kann nicht regieren. So steht es in unserem Gesetz. Und dann noch eine Frau! Das ist unvorstellbar.«
    Jewel ballte heimlich die rechte Hand zur Faust. »Aber dich von mir zu trennen erlaubt dir dein Gesetz?«
    »Das ist nur möglich, wenn die Frau unfruchtbar ist.«
    »Und die Nachfahren des Roca sind wohl stets fruchtbar?« fragte Jewel.
    Nicholas nickte. »Von Generation zu Generation haben erstgeborene Söhne auf dem Thron gesessen.«
    »Gab es denn niemals erstgeborene Töchter?«
    »Keine, die überlebt haben«, erwiderte Nicholas leise.
    Diesmal konnte Jewel nicht länger ruhig bleiben. Sie versuchte aufzustehen, aber der Bauch war ihr im Wege. Nicholas griff nach ihr, streckte eine Hand aus, um sie zu stützen, und zog sie wieder zu sich herunter.
    »Ich würde niemals eines unserer Kinder töten«, versprach er. »Niemals.«
    »Aber du willst dich von mir trennen.« Jewel biß die Zähne zusammen, entschloß sich aber weiterzusprechen. »Das würde den Krieg von neuem entfachen.«
    Nicholas nahm Jewels Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger seiner freien Hand und drehte ihr Gesicht zu sich herum. Sein Griff war behutsam, sein Gesichtsausdruck liebevoll. »Ich habe dich in der Schlacht gesehen, mein dämonisches Weib. Ich möchte nie wieder die Klingen mit dir kreuzen.«
    Jewel lachte nicht. Sie konnte es

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