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Fey 03: Der Thron der Seherin

Fey 03: Der Thron der Seherin

Titel: Fey 03: Der Thron der Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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er ungefähr so alt sein wie sie – um die Dreiundzwanzig herum. Zu jung für diese Arbeit. Genau wie Jewel. Viel zu jung.
    »Gut«, sagte Solanda. »Jetzt kann ich wenigstens dein Gesicht sehen.« Sie leckte sich die Lippen und merkte, daß sie seit dem Morgen, als sie bei einer Pfütze haltgemacht hatte, nichts mehr getrunken hatte. »Würdest du mir jetzt freundlicherweise deine geschätzte Aufmerksamkeit widmen?«
    Burden nickte.
    »Ich habe gefragt, ob du mit der Schamanin geredet hast, weil ich wissen wollte, ob sie sich die Zeit genommen hat, mit dir über deine magischen Fähigkeiten zu sprechen.«
    »Ich habe die Schamanin seit Jewels Hochzeit nicht mehr gesehen«, sagte Burden. »Und mit ihr geredet habe ich nicht mehr, seit wir Nye verlassen haben.«
    »Das habe ich mir gedacht.« Solanda rückte vom Feuer ab. »Hast du Wasser?«
    Burden grinste. »Mehr, als mir lieb ist.«
    »Im Haus?«
    Er nickte, beugte sich vor und förderte einen Tonkrug und einen Becher zutage. Das Wasser, das er ihr eingoß, war klar und frisch. Selbst die minderbegabten Domestiken, die er Rugar entführt hatte, schienen über gewisse Talente zu verfügen.
    Als Solanda den Becher bis auf den letzten Tropfen ausgetrunken hatte, stellte sie ihn auf den Kaminsims. Wenigstens für die Kamineinfassung hatte Burden Steine verwendet. Das schien aber auch sein einziger Luxus zu sein.
    »Also hast du nicht weiter an deinen magischen Kräften gearbeitet?«
    »Das ist ja wohl offensichtlich«, erwiderte Burden scharf. Dann strich er sich mit der Hand über das Gesicht. »Tut mir leid. Ich bin nicht gerade zufrieden mit meinem Leben.«
    Beinahe hätte er Solanda leid getan. Beinahe. Aber sie verstand, und er nicht. Es kam darauf an, auch ihn dazu zu bringen, daß er verstand.
    »Pflegst du Ranghöhere immer zu beleidigen?«
    Burden ließ die Hand sinken. Im flackernden Licht sah er noch immer sehr jung aus. »Ich wollte dich nicht beleidigen.«
    »Ich weiß«, murmelte Solanda. Sie mußte aufpassen, was sie sagte. Burden fühlte sich schnell in die Enge gedrängt. »Ich habe die Frage ernst gemeint. Haben Ranghöhere deine Worte schon öfter als Beleidigung aufgefaßt?«
    Stirnrunzelnd dachte Burden nach. Er zog sich mechanisch einen Stuhl heran und ließ sich hineinsinken, den linken Fuß in die Querstreben geschlungen, den linken auf den Boden vor sich gesetzt. »Nicht vor dem Schattenland«, antwortete er schließlich. »Aber im Schattenland konnte ich Rugar plötzlich nichts mehr recht machen. Und Jewel am Ende auch nicht mehr.«
    »Kam dir das nicht merkwürdig vor?« fragte Solanda.
    »Ich dachte, ich sei vielleicht zu weit gegangen. Aber jemand mußte es tun. Rugar war wie verblendet, und Jewel war schon zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt …«
    Solanda hob die Hand und gebot ihm Einhalt. Sie wollte keine Rechtfertigungen hören. Sie spielten keine Rolle.
    »Trotzdem hören andere Leute auf dich«, sagte sie. »Weniger wichtige Leute.«
    »Ich finde nicht, daß die Leute, die mit mir diese Siedlung errichtet haben, weniger wichtig sind«, widersprach Burden.
    Seine Verteidigungshaltung machte es schwer, mit ihm zu sprechen. Die Schamanin hatte ihre Pflicht vernachlässigt. Sie hätte den Jungen schon beiseite nehmen müssen, als er noch im Schattenland lebte. Solanda mußte nach ihrer Rückkehr dorthin ein Wörtchen mit ihr reden.
    »Sie sind es, was ihre Fey-Fähigkeiten betrifft«, erklärte Solanda. »Diejenige hier mit der meisten Magie ist die Wetterkoboldin.«
    »Hanouk ist sehr mächtig.«
    »Hanouk befiehlt den Wolken. Wären wir noch in Nye beim Schwarzen König, würde er sie niemals zu sich einladen und schon gar nicht die Mahlzeiten mit ihr teilen.«
    Burden zog auch das andere Bein an, so daß der Fuß von der Querstrebe baumelte. So, wie er dasaß, wirkte er wie ein Kind, das sich in Erwartung einer Bestrafung ganz klein macht.
    »Aber hier hören alle auf dich, nicht wahr?« fragte Solanda weiter.
    »Alle außer Hanouk, manchmal«, bestätigte Burden.
    »Auch die Frau heute hat auf dich gehört.«
    Burden schüttelte den Kopf. »Das war leicht. Es ist immer leicht mit den Inselbewohnern, wenn man sie zu nehmen weiß. Aber die meisten Leute wissen sie nicht zu nehmen.«
    »Die meisten Leute wissen nicht, wie man jemanden Behext«, erwiderte Solanda.
    Burden richtete sich so unvermittelt auf, daß er sich mit einer Hand auf den Stuhl stützen mußte, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. »Was?« flüsterte

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